Ausgetrockneter Baum in New Mexico
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Wetterextreme

Hitze und Unwetter halten USA in Atem

Im Westen und Süden der USA hält die enorme Hitze weiter an, der Nationale Wetterdienst (NWS) hat erneut vor der „drückenden und äußerst gefährlichen Hitzewelle“ gewarnt. Millionen Menschen leiden darunter. Der Nordosten des Landes wurde unterdessen von heftigen Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht – fünf Menschen kamen dabei ums Leben.

Vom Süden Floridas über die Golfküste bis zum Südwesten gelte für mehr als 80 Millionen Menschen weiter eine Warnung vor exzessiver Hitze, hieß es dem NWS zufolge. Die mit Gesundheitsrisiken verbundene Hitze soll noch mehrere Tage anhalten.

In Phoenix im südwestlichen Bundesstaat Arizona wurden am Sonntagnachmittag 45 Grad erreicht – für die Stadt war es der 17. Tag in Folge mit Höchsttemperaturen über 43 Grad. Bereits in den Morgenstunden wurden 34 Grad Celsius gemessen – ebenfalls ein neuer Höchstwert. Für die Stadt gilt bis Mittwochabend eine Warnung vor extremer Hitze.

Höchstwerte im Death Valley erwartet

Im berühmten Death Valley in Kalifornien, einem der heißesten Orte der Welt, herrschten am Sonntag rund 53 Grad Celsius bei der Furnace Creek Ranch. Genau dort wurde auch am 10. Juli 1913 mit rund 56,7 Grad der bisher heißeste Tag auf der Erde gemessen. Fachleute führen dieses Ergebnis allerdings auf einen Beobachtungsfehler zurück. Der bisherige offiziell registrierte Höchstwert lag 2020 und 2021 bei 54,4 Grad.

Temperaturanzeige in Death Valley
IMAGO/ZUMA Wire/David Becker
55 Grad zeigt dieses Thermometer im Death Valley – allerdings auf einer inoffiziellen Anzeige

Besucherinnen und Besucher bekamen dort in den letzten Tagen einen Eindruck von der laut NWS „lebensgefährlichen Tageshitze“, die voraussichtlich bis Dienstagabend anhalten wird. Einige versammelten sich auch, um einen neuen Temperaturhöchstwert zu erleben. „Ich bin zum ersten Mal hier und finde es wirklich cool, zum ersten Mal den heißesten Tag der Welt mitzuerleben“, sagte eine Besucherin im Hinblick auf einen möglichen neuen Temperaturhöchstwert der Nachrichtenagentur Reuters. In der Nähe standen Ranger bereit, falls jemand einen Hitzschlag erleiden sollte.

Fast 38 Grad auf 1.645 Meter Seehöhe

Einen neuen Höchstwert gab es auch in Idyllwild, östlich von Los Angeles. In der Stadt, die 1.645 Meter über dem Meeresspiegel liegt, wurde am Samstag mit 37,7 Grad die höchste jemals gemessene Temperatur registriert.

In Salt Lake City, der Hauptstadt des Bundesstaates Utah, kletterte das Thermometer am Sonntag auf 41 Grad Celsius. Der bisherige Höchstwert für einen 16. Juli lag bei 39 Grad. Für Miami im Bundesstaat Florida gab der Wetterdienst zum allerersten Mal eine Warnung vor extremer Hitze heraus. Wegen der Mischung aus Hitze und Luftfeuchtigkeit wurde eine „gefühlte“ Temperatur von 44 Grad gemessen.

Stromsparen in Houston

Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Houston im Bundesstaat Texas wurden dazu aufgerufen, bis Montag zwischen 14.00 und 22.00 Uhr (Ortszeit) Energie zu sparen, um das Stromnetz zu entlasten. „Diese Hitzewelle ist keine typische Wüstenhitze“, sagte das NWS-Büro in Las Vegas am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Ihre lange Dauer, die extremen Tagestemperaturen und warmen Nächte“ seien ungewöhnlich, so der Wetterdienst.

Blick auf Houston
Reuters/Go Nakamura
Im texanischen Houston wurden die Menschen dazu aufgerufen, zwischen 14.00 und 22.00 Uhr Strom zu sparen

Über dem Süden der USA hat sich ein Hitzedom gebildet, ein Hochdruckgebiet, das die Hitze wie ein Deckel in einer Region gefangen hält. Hitze ist in den USA in den meisten Jahren das Wetterphänomen mit den meisten Todesopfern.

Infografik zur Entstehung eines Hitzedoms
Washington Post/ORF

Im Sommer 2021 hatte ein Hitzedom Kanada und dem Westen der USA eine beispiellose Hitzewelle beschert. Eine Untersuchung der Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) ergab, dass diese ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen wäre.

Fünf Tote bei Überschwemmungen

Im Nordosten der Landes kam es unterdessen zu starken Überschwemmungen infolge heftiger Regenfälle, mehrere Autos wurden durch die Wassermassen mitgerissen. Im östlichen Bundesstaat Pennsylvania, nahe an der Grenze zu New Jersey, seien laut lokaler Feuerwehr etwa 170 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.

Fünf Menschen kamen dort bei einer tödlichen Sturzflut ums Leben, nach zwei Kindern im Alter von neun Monaten und zwei Jahren würde noch gesucht. Unter den Toten war auch die Mutter der beiden Kinder. Der Vater der Kinder habe sich und seinen vierjährigen Sohn „wie durch ein Wunder“ in Sicherheit bringen können.

Die Mutter und die Großmutter hätten noch versucht, die beiden anderen Kleinkinder zu retten, seien aber von den Wassermassen mitgerissen worden. Die Behörden hatten deutlich gemacht, dass sie nicht wirklich davon ausgehen, noch Überlebende zu finden.

Entspannung für Montag erwartet

Die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul, riet den Einwohnern ihres Bundesstaates am Sonntag eindringlich, nicht zu verreisen, bis der Regen vorüber ist: „Ihr Auto kann von einem sicheren Ort zu einem Ort des Todes werden“, wenn es von einer Sturzflut mitgerissen wird.

Überflutetes Stadtteil in USA
Reuters/Brian Snyder
Vor allem in Montpelier, der Hauptstadt des Bundesstaats Vermont, kam es zu starken Überschwemmungen

Es wurde erwartet, dass die Regenfälle am Montag nachlassen würden, aber dennoch haben sie in den letzten Tagen in weiten Teilen des Nordostens Verwüstungen angerichtet. Insbesondere der Bundesstaat Vermont meldete starke Überschwemmungen in seiner Hauptstadt Montpelier.

Weiterhin Waldbrände in Kanada

Neben extremer Hitze und heftigen Regenfällen in den USA leidet auch der nördliche Nachbar Kanada unter Höchsttemperaturen und Trockenheit. Bereits seit Monaten kämpft man dort gegen die schlimmsten Waldbrände der Geschichte des Landes an. Den Behörden zufolge sind bereits mehr als 100.000 Quadratkilometer Wald und andere Landschaften abgebrannt – eine Fläche größer als Ungarn.

Weiter Waldbrände in Kanada

Kanada kämpft aktuell mit der schlimmsten Waldbrandsaison in der Geschichte des Landes. Heuer wurden bereits zehn Millionen Hektar Fläche durch Brände zerstört.

Nach dem Tod einer kanadischen Feuerwehrfrau am Donnerstag erlag am Wochenende auch ein Feuerwehrmann seinen Verletzungen, die er beim Einsatz gegen die Flammen erlitt, wie die Rettungskräfte in den Northwest Territories mitteilten.

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.