Russische Kriegsverbrechen in Isjum: Einheiten identifiziert

Im April 2022 ist Isjum im Osten der Ukraine von russischen Truppen besetzt worden. Nach der Befreiung durch ukrainische Truppen ein halbes Jahr später wurden in der Stadt ein Massengrab mit 447 Leichen sowie mehrere Folterkammern entdeckt.

Die NGO Centre for Information Resilience hat nun nach eigenen Angaben vier Militäreinheiten unter russischem Kommando identifiziert, die für die Misshandlung von Zivilpersonen und ukrainischen Armeeangehörigen verantwortlich sein sollen.

In Schulen und Kindergärten einquartiert

Alle vier Einheiten stammen demzufolge aus den selbst ernannten „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk. Moskautreue Milizen hatten die Gebiete im ukrainischen Donbas mit Hilfe der russischen Streitkräfte 2014 unter ihre Kontrolle gebracht. 2022 erfolgte die völkerrechtswidrige Annexion durch Russland.

In Isjum sollen sich die Milizen in Schulen und Kindergärten einquartiert haben, ein Muster, das schon aus anderen besetzten Gebieten bekannt sei, schrieb der britische „Guardian“, der als Erster über den NGO-Report berichtete.

Standorte von Folterkammern ermittelt

Für seinen Bericht stützte sich das Centre for Information Resilience auf frei im Internet zugängliche Quellen. Anhand veröffentlichter Aufnahmen von Soldaten der Besatzungstruppen wurden drei von den russischen Truppen genutzte Folterstätten lokalisiert.

Bereits im Herbst hatten überlebende Stadtbewohner der NGO Human Rights Watch berichtet, während der russischen Okkupation in Schulen gefoltert worden zu sein. Das Centre for Information Resilience konnte nun die Standorte von zwei dieser Einrichtungen und für die Misshandlungen verantwortlichen Einheiten – beide stammen aus „Volksrepublik“ Luhansk und waren russischen Truppen unterstellt – ermitteln.

Die dritte identifizierte Folterstätte befand sich auf dem Gelände der städtischen Kesselanlage in Isjum. Betrieben wurde sie von Soldaten aus der „Volksrepublik“ Donezk.

Das Centre for Information Resilience forderte in seinem Bericht, einen stärkeren Fokus auf Einheiten aus den russische annektierten Gebieten zu legen – auch wenn Russland letztlich in Isjum für die potenziellen Kriegsverbrechen gegen Ukrainerinnen und Ukrainer verantwortlich sei.