BKA-Fahndungsfoto von Jan Marsalek
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Wirecard

Marsalek meldet sich via Anwalt bei Justiz

Im Wirecard-Skandal hat sich der seit drei Jahren untergetauchte Hauptverdächtige, der aus Österreich stammende Jan Marsalek, über seinen Verteidiger bei der Münchner Justiz gemeldet. Beim Landgericht München I sei ein Brief des Anwalts eingegangen, sagte ein Sprecher des Gerichts am Dienstag laut dpa. Zu Inhalt und Einzelheiten des Briefes äußerte sich der Gerichtssprecher nicht.

Laut der deutschen „WirtschaftsWoche“, die als erstes Medium über die Neuentwicklung berichtete, soll der Anwalt in dem Schreiben nicht konkret auf die gegen den österreichischen Manager erhobenen Betrugsvorwürfe eingegangen sein. Allerdings habe er sich zu dem Drittpartnergeschäft des insolventen Bezahldienstleisters geäußert und zu verstehen gegeben, dass dieses „doch existiert“ habe, wie es in dem Bericht heißt.

Das Drittpartnergeschäft ist ein zentrales Thema des Wirecard-Prozesses, der gerade gegen den früheren Konzernchef Markus Braun, ebenfalls ein Österreicher, läuft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es dieses Geschäft nicht gab – sie hält die angeblichen Milliardengeschäfte für eine Fälschung und die daraus erzielten Gewinne für erfunden.

Markus Braun (Wirecard) 2019
IMAGO/Sven Simon
Ex-Wirecard-Chef Markus Braun 2019

Marsalek, der bei Wirecard für das Asiengeschäft verantwortlich war und sich kurz nach der Insolvenz des Zahlungsabwicklers vor drei Jahren abgesetzt hatte, würde mit den neuen Angaben Brauns Position stützen. Dieser hat in dem Prozess mehrfach beteuert, dass Wirecard in Asien tatsächlich Geschäfte für Drittpartner abgewickelt habe und das daraus erlöste Geld beiseite geschafft worden sei.

Dubai-„Statthalter“ räumte als Kronzeuge Betrug ein

Der ebenfalls angeklagte ehemalige Wirecard-„Statthalter“ in Dubai, Oliver Bellenhaus, hat den milliardenschweren Betrug als Kronzeuge eingeräumt. Nach dem Zusammenbruch des Unternehmens belastete Bellenhaus Braun und seinen ehemaligen Kollegen, den ehemaligen Chefbuchhalter Stephan von Erffa.

Marsalek soll dem Gericht laut „WirtschaftsWoche“ zu verstehen gegeben haben, dass Bellenhaus in mehreren Punkten nicht die Wahrheit sage. Bellenhaus’ Verteidiger, Florian Eder, sagte der Wirtschaftszeitschrift zu den angeblichen Vorwürfen: „Man kann viel schreiben und viel sagen, man muss aber nicht alles glauben.“

Braun und die zwei Mitangeklagten stehen unter anderem wegen bandenmäßigen Betrugs vor Gericht. Ihnen drohen lange Haftstrafen. Seit einigen Monaten bereits wird am Landgericht München I in der Causa Wirecard verhandelt.

Wirecard-Skandal: Marsalek meldet sich via Anwalt

Im Wirecard-Skandal hat sich der seit drei Jahren untergetauchte Hauptverdächtige, der aus Österreich stammende Jan Marsalek, über seinen Verteidiger bei der Münchner Justiz gemeldet. In dem Brief belastet er den Kronzeugen.

Marsalek soll nach Russland geflohen sein

Die Wirecard-Insolvenz ist einer der größten Wirtschaftsskandale in Deutschland. Braun soll zusammen mit der restlichen Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht und so hohe Kredite erschwindelt haben. Er bestreitet die Vorwürfe und macht Marsalek verantwortlich. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Der frühere Wirecard-Finanzchef Marsalek hatte sich im Sommer 2020 ins Ausland abgesetzt, als sich der Kollaps des einstigen in Deutschland börsennotierten Konzerns abzeichnete. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll Marsalek nach Russland geflohen sein. Eine Fahndung des deutschen Bundeskriminalamts läuft seitdem.

Ex-Vorständin am Mittwoch im Zeugenstand

Auch der Wirecard-Prozess läuft weiter: Am Mittwoch soll eine ehemalige Wirecard-Spitzenmanagerin als Zeugin aussagen. Das Landgericht München I hat die frühere Vorständin Susanne Steidl – eine Österreicherin – geladen. Die Managerin war in der vierköpfigen Konzernspitze für die Produktentwicklung zuständig. Vor Gericht wird Steidl ihrem einstigen Chef, Braun, begegnen.