Kammer will Hausapotheken gegen Ärztemangel

Die Ärztekammer (ÖÄK) schlägt als Reaktion auf den Ärztemangel eine Liberalisierung der Regeln für den Betrieb von Hausapotheken vor. Das solle nicht nur die Versorgung verbessern: Laut einer Studie würde durch finanzielle Anreize auch die Zahl der niedergelassenen Praxen um 400 steigen, hieß es heute in einer Pressekonferenz. Vom Gesundheitsministerium hatte es bereits im Vorfeld eine Art Absage gegeben.

Erstellt wurde die Studie durch das Beraternetzwerk Kreutzer Fischer & Partner auf eigene Kosten, wie Autor Andreas Kreutzer gleich zu Beginn betonte, die Ärztekammer habe sich aber finanziell beteiligt.

Das Ergebnis: Im Schnitt wurden im vergangenen Jahr 10.000 Einwohner und Einwohnerinnen von 2,6 Apotheken versorgt. Damit sei das Verhältnis geringer als in Deutschland. Diese „Lücke“ könnte durch Hausapotheken gefüllt werden. Insgesamt fehlten in Österreich 570 Apotheken.

Zusatzeinkommen für Ärzte

Kritikpunkte sind aber auch die Wartezeiten und beschränkten Öffnungszeiten der Apotheken. Auch Bereitschaftsdienste seien aufgrund der längeren Wege keine Lösung. Finanziell wäre eine Änderung den Apotheken zumutbar, meint der Studienautor.

Für die Ärztekammer bedeutet das ein weiteres Mal, die Hausapotheken für neue Praxen zu fordern. Der Betrieb würde einer solchen dem niedergelassenen Arzt oder der Ärztin ein Zusatzeinkommen von etwa 30.000 Euro vor Steuer bescheren.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte sich bereits im Vorfeld eher dagegen ausgesprochen. „Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht“, sagte er gestern. Zwar seien alle Vorschläge „herzlich willkommen“, diese sollten aber nicht in erster Linie davon getrieben sein, das eigene Einkommen zu erhöhen. Laut einer Untersuchung zu den Ärzteeinkommen würde diese Maßnahme den Medizinern ein Umsatzvolumen von 70.000 Euro pro Jahr bescheren.

Apothekerkammer hält Forderung für „unglaubwürdig“

Auch die Apothekerkammer, mit der die Ärztekammer nicht zuletzt wegen dieser Debatte seit Jahren im Clinch liegt, findet die Forderung nach mehr Hausapotheken „unglaubwürdig“.

Die Studie basiere auf falschen Daten, fehlerhaften Berechnungen und bringe zentrale Begrifflichkeiten des Arzneimittelrechts durcheinander, hieß es in einer Aussendung. Autor Kreutzer verteidigte diese. Die Berechnungen basierten auf Zahlenmaterial der Statistik Austria.