Hut statt Kopftuch: Iranische Schauspielerin verurteilt

Ein Gericht im Iran hat eine prominente Schauspielerin zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil sie in der Öffentlichkeit kein Kopftuch getragen hatte. Die 61-jährige Afsaneh Bajegan habe stattdessen einen Hut getragen, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars heute. Das Gericht habe sie deshalb wegen eines Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt, die für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt worden sei.

Das iranische Hidschab-Gesetz schreibt vor, dass Frauen in der Öffentlichkeit Kopf und Nacken mit einem Tuch bedecken müssen. Seit Beginn der landesweiten Proteste im vergangenen Jahr gehen aber immer mehr Frauen im Iran ohne Kopftuch auf die Straße.

Die Proteste waren im September durch den Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Religionspolizei in der Hauptstadt Teheran ausgelöst worden. Amini war festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll.

Verurteilte muss wöchentlich zu Psychiater

Neben der Bewährungsstrafe wurde Bajegan dem Bericht zufolge dazu verurteilt, wöchentlich einen Psychiater aufzusuchen, „um die psychische Störung einer familienfeindlichen Persönlichkeit behandeln“ zu lassen, und nach ihrer Behandlung ein Attest vorzulegen. Das Gericht untersagte ihr zudem für zwei Jahre die Nutzung von Onlinenetzwerken und das Verlassen des Landes.

Bajegan, die nach der Islamischen Revolution 1979 vor allem durch eine Rolle in der iranischen Fernsehserie „Sarbedaran“ bekannt geworden war, stand vor Gericht, weil sie ohne Kopftuch bei einer Filmpreisverleihung erschienen war und anschließend Fotos davon in Onlinenetzwerken geteilt hatte. Die Schauspielerin hatte zudem die Proteste im Iran öffentlich unterstützt.