Kosmetiksalons: Verbot mit Folgen in Afghanistan

In Afghanistan werden die Rechte von Frauen weiter eingeschränkt: Nach der weitgehenden Ausgrenzung aus Schulen und Unis, Arbeitsverboten in bestimmten Bereichen und dem Verbot, Parks oder Fitnessstudios zu betreten, werden nun die beliebten Kosmetiksalons geschlossen – mit teils dramatischen Folgen. Laut einer Frauenaktivistin ist das Verbot eine „neue Dimension“ des Beschneidens der Menschenrechte von Frauen.

Trotz Protesten gilt ab Dienstag ein Verbot für die Einrichtungen, die von Frauen nicht nur gern und häufig frequentiert werden. Für viele – insbesondere weniger gebildete – Frauen sind sie auch eine wichtige Möglichkeit, Geld zu verdienen.

Salons werden in Untergrund gedrängt

Die Proteste von einigen Dutzend Frauen wurden rasch von der Polizei mit Wasserwerfern und Schüssen in die Luft beendet. Folge des Verbots dürfte sein, dass Salons – so sie weiterbestehen – nur noch in privatem Rahmen und „schwarzarbeitend“ weiterbestehen. Laut Ibrahim Bahiss von der NGO International Crisis Group werden die Salons damit in den Untergrund gedrängt.

Schönheitssalon in Afghanistan
Athena Hashemi

Athena Hashemi beschäftigt mehr als 70 Mitarbeiterinnen, die meisten von ihnen Analphabetinnen. Sie habe sie im Ausland ausbilden lassen, sagte Hashemi in Kabul im ORF-Interview. Die Frauen würden so viel verdienen wie eine männliche Fachkraft. Laut Hashemi wird die Sperre zudem weitergehende Folgen haben.

„Sobald wir zusperren, wird das Blumengeschäft neben uns auch schließen müssen. Bald werden die Fotografen betroffen sein, die Hotels und die Hochzeitshallen – es geht um einen großen Teil der Wirtschaft“, so Hashemi.

Oft einziges Verdienst für ganze Familie

Viele der in der Branche arbeitenden Frauen sind Alleinverdienerinnen – in einem Land, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht genug zu essen hat. Bereits die Hälfte der Frauen, die in den Städten des Landes Arbeit hatten, sollen laut einer Weltbank-Schätzung vom März arbeitslos geworden sein.

Aktivistin: „Neue Dimension“

Laut der Bildungs- und Gleichstellungsaktivistin Payvand Seyedali ist es zwar nicht das erste gegen Frauen gerichtete Verbot in der Privatwirtschaft. Aber „einen ganzen Wirtschaftszweig zu schließen ist eine neue Dimension“. Was die Taliban mit dem Verbot genau bezweckten, sei unklar – da sich in den Kosmetiksalons sowieso nur Frauen aufhalten.

Schönheitssalon in Afghanistan
Athena Hashemi

„Frauen Platz wegnehmen“

„Vielleicht geht es auch darum, Frauen Platz wegzunehmen. Vor allem jene Plätze, an denen sie sich wohl fühlen und einander treffen können“, sagte Seyedali. Da sich Frauen auf öffentlichen Plätzen kaum noch aufhalten dürfen, seien Salons genau zu solchen wichtigen Treffpunkten geworden.

Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban wird Mädchen Schulbildung ab zehn Jahren größtenteils verwehrt, für Universitäten gilt ein explizites Frauenverbot. Frauen dürfen weiters nicht für NGOs arbeiten – ausgenommen sind nur Ärztinnen. Frauen dürfen zudem nicht in Ministerien arbeiten. Parks sind Frauen verboten, ebenso Fitnessstudios.