Rücklagen von 1,9 Mrd. Euro: Kritik an WKO

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) verfügte 2022 über Rücklagen von 1,924 Mrd. Euro. Das berichtete „Der Standard“ mit Verweis auf den Rechnungsabschluss 2022. Im Jahr 2020 hätten die Rücklagen 1,65 Mrd. Euro betragen, 2021 seien es 1,78 Mrd. Euro gewesen.

Aus der Kammer hieß es zur Zeitung, dass es sich dabei nicht um die Summe der Ausgleichsrücklagen handle, diese seien deutlich niedriger. Der „Standard“ verweist wiederum auf den WKO-Kontrollausschuss, der das anders sehe.

WKO sieht „laienhafte“ Vermischung

Die WKO gab gegenüber der Zeitung an, dass „sehr laienhaft und tendenziös gebundenes Kapital wie Liegenschaften – etwa Ausbildungseinrichtungen des WIFI oder Büros der Außenwirtschaftsorganisation im Ausland“ mit finanziellen Rücklagen vermischt würden, die aufgrund von rechtlichen Vorgaben für bestimmte Zwecke zu bilden seien.

Der „Standard“ wiederum zitierte den Kontrollausschuss der WKO mit den Worten: „Für eine Analyse der wirtschaftlichen Gesamtsituation ist es notwendig, neben den Ausgleichsrücklagen auch die frei disponiblen Rücklagen mit einzubeziehen. Zusammen ergibt dies das disponible Vermögen.“

Kritik von NEOS und Grünen

Für Sabine Jungwirth von der Grünen Wirtschaft ist die Rücklagenhöhe „obszön“. Sie verweist darauf, dass ohne Bauprojekte in Oberösterreich und der Steiermark die Rücklagen der Zweimilliardenmarke noch näher gekommen wären.

Kritik kam auch von UNOS, deren Bundessprecher Michael Bernhard sprach von einem „unmoralischen Geschäftsmodell“. Bei den Beiträgen müsse „sofort der Reset-Button gedrückt werden“. Er forderte die Abschaffung der Kammerumlage 2, andere Umlagen seien auszusetzen oder zumindest deutlich zu reduzieren. Die Mitgliedschaft bei der Kammer sollte zudem freiwillig sein.

Ende Juni hatte die Wirtschaftskammer ihren Rechnungsabschluss 2022 präsentiert, demzufolge lag das Nach-Steuer-Ergebnis bei 63 Mio. Euro. Die Kammerumlagen machten zusammen knapp 262 Mio. Euro aus. Das waren laut WKO um 10,9 Prozent mehr als 2021. Die Einnahmen aus der Kammerumlage (KU) 1 betrugen rund 108,5 Millionen, jene aus der KU 2 rund 153,5 Mio. Euro.