Russischer Nationalist Girkin in Moskau festgenommen

Der Ex-Geheimdienstoffizier und Ultranationalist Igor Girkin, bekannt unter dem Pseudonym Igor Strelkow, ist seiner Ehefrau zufolge in Moskau festgenommen worden. Ihm werde Extremismus vorgeworfen, teilte Miroslawa Reginskaja gestern auf Girkins Telegram-Kanal mit. Beamte des Ermittlungskomitees hätten ihn abgeführt. Über seinen Aufenthaltsort sei ihr nichts bekannt.

der russische Nationalist Igor Girkin
Reuters/Maxim Shemetov

Girkin leitete 2014 den Aufstand der vom Kreml gelenkten Separatisten im ukrainischen Donbas-Gebiet. Gegen ihn liegt ein internationaler Haftbefehl wegen seiner Beteiligung am Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 im Jahr 2014 über dem Donbas vor.

Russlands Kriegsführung kritisiert

Girkin gilt zwar als klarer Befürworter des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, er kritisierte aber zunehmend scharf die Kriegsführung Russlands. So warf er der militärischen Führung in Moskau Inkompetenz und Korruption vor.

Er forderte außerdem ein noch härteres und rücksichtsloseres Vorgehen in der Ukraine. Kritisierte er zunächst vor allem Generalstabschef Waleri Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu, so richteten sich seine Vorwürfe zuletzt auch zunehmend gegen Präsident Wladimir Putin, dem er Untätigkeit vorwarf.

Festnahme nach Klage von Ex-Wagner-Söldner

Nach Angaben des russischen Internetportals RBK wurde bei Girkin zudem eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Die Festnahme erfolgte laut den Angaben auf die Klage eines früheren Söldners der Privatarmee Wagner hin. Wagner kämpfte in der Ukraine lange an der Seite regulärer Moskauer Truppen.

Girkin trug seit Monaten einen scharfen Konflikt mit dem Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, aus. Nach der von Prigoschin geleiteten kurzzeitigen Revolte gegen die Militärführung warf er diesem Hochverrat vor.

Zwar hatte auch Putin am Tag des Aufstands und dem Marsch von Wagner-Truppen Richtung Moskau von „Verrat“ gesprochen, später sicherte er aber den Beteiligten nach Verhandlungen und dem von Prigoschin angekündigten Rückzug Straffreiheit zu.