US-Sänger Tony Bennett 2004
AP/Hakon Mosvold Larsen
1926–2023

Tony Bennett ist tot

Der legendäre US-Sänger Tony Bennett ist tot. Er starb im Alter von 96 Jahren, berichtete die Agentur Associated Press am Freitag. Anfang der 1960er Jahre landete er mit „I Left My Heart in San Francisco“ einen seiner größten Hits. Durch seine Duette mit Superstar Lady Gaga feierte der New Yorker mit der unverkennbaren Stimme im hohen Alter zuletzt auch bei einem jungen Publikum große Erfolge. Er prägte über sieben Jahrzehnte hinweg die US-Musikgeschichte und gewann 19-mal einen Grammy.

Zu verdanken habe er seine Karriere Frank Sinatra, sagte Bennett einmal in einem Interview. „Er hat mein Leben verändert. In einem Artikel im ‚Life Magazine‘ hat er betont, dass ich der beste Sänger sei, den er je gehört hat. Damals war ich so mittelmäßig erfolgreich und hatte hin und wieder eine millionenfach verkaufte Platte, aber für mich ging es darum, gut zu sein, nicht der Berühmteste."

Dann habe Sinatra ihn „den Besten“ genannt, den er je gehört habe. Seitdem seien seine Konzerte auf der ganzen Welt ausverkauft gewesen. Zum Dank gründete Bennett eine Schule für musikalisch begabte Jugendliche in New York und benannte sie nach Sinatra.

Schon im Teenageralter als Sänger aufgetreten

Die Schule steht in seinem Heimatbezirk Astoria im New Yorker Stadtviertel Queens. Hier wurde Bennett 1926 als Anthony Dominick Benedetto geboren. Sein Vater starb, als er noch ein kleiner Bub war. Die Mutter brachte ihn und seine zwei Geschwister als Schneiderin durch. Schon als Teenager trat Bennett als Sänger auf. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Soldat, unter anderem in Deutschland und Frankreich.

Ein „Sitz in der ersten Reihe der Hölle“ sei das gewesen, sagte er später. Zurück in den USA startete er seine Karriere mit Songs wie „Because of You“, „Rags to Riches“ und dann dem Hit, der ihn sein ganzes Leben lang begleiten sollte, „I Left My Heart in San Francisco“. Die Veröffentlichung des Songs und ein gefeiertes Konzert in der Carnegie Hall hätten 1962 den „Höhepunkt seines Ruhms“ dargestellt, so die „New York Times“ („NYT“).

Ray Charles und Tony Bennett 1986
AP/Barbara Crownover
Bennett mit dem US-amerikanischen Sänger, Songwriter und Pianist Ray Charles 1986

Nebenbei malte Bennett zeit seines Lebens, hauptsächlich Natur und den New Yorker Central Park. Gemeinsam mit seiner dritten, rund 40 Jahre jüngeren Ehefrau Susan und dem Hund Happy lebte der Vater von vier Kindern direkt südlich des Parks. So oft er konnte, habe er dort gemalt. „Die meisten Leute respektieren es, wenn sie mich malen sehen. Sie bleiben ruhig. Ich komme hier ganz in der Früh her. Später wird es dann interessant. An Wochenenden ist es unmöglich.“ Zwei Kunstbücher veröffentlichte Bennett, mehrere seiner Werke sind in die Sammlung des Smithsonian Museum eingegangen.

Musikkarrieren mit Höhen und Tiefen

Bennetts Musikkarriere hatte dagegen Höhen und Tiefen. Gegen den Rock in den 70ern konnte er nicht ankommen, nahm Drogen und hatte Depressionen. „Ich hatte Augenblicke der Unsicherheit und Dunkelheit, aber ich konnte mich wieder davon befreien.“ Bennett wollte sich und seinen Stil nie verändern, trotz aller Tiefen. „Wenn etwas gut ist, ist es immer gut. Man muss es nicht verändern.“

Tony Bennett ist tot

Der legendäre US-Sänger ist am Freitag im Alter von 96 Jahren gestorben. Anfang der 1960er Jahre landete er mit „I Left My Heart in San Francisco“ einen seiner größten Hits.

Seine melodische Klarheit, jazzbeeinflusste Phrasierung, publikumswirksame Persönlichkeit und warme, täuschend einfache Interpretationen musikalischer Standards hätten dazu beigetragen, das „amerikanische Songbook“ in der ganzen Welt zu verbreiten und Generationen von Fans zu gewinnen, schreibt die „NYT“ über das musikalische Erbe des Sängers mit der „schwer fassbaren“ Stimme.

US-Sänger Tony Bennett und Sandi Grant 1968
AP/Bob Dear
US-Sänger Tony Bennett und Sandi Grant 1968

Fulminantes Comeback im Alter

Im Alter schaffte der vielfache Grammy-Gewinner ein weiteres fulminantes Comeback, seinen Karrierehöhepunkt feierte Tony Bennett wohl etwa um seinen 90. Geburtstag herum: Galas mit Konfettiregen, Konzerte mit Billy Joel und für Hillary und Bill Clinton, dazu eine Autobiografie mit dem Titel „Just Getting Started“ (Ich fange gerade erst an).

Zuvor hatte Bennett gemeinsam mit Lady Gaga das Album „Cheek to Cheek“ herausgebracht, das ihn zurück in die Schlagzeilen brachte und bei vielen jüngeren Menschen überhaupt erst bekannt machte. Bennett sei „der ultimative Gentleman“, lobte die 60 Jahre jüngere Popdiva. „Er hat mir so viel über den Jazz beigebracht. Über das Leben.“ Auch mit anderen jüngeren Künstlern wie Marc Anthony, Gloria Estefan, Christina Aguilera und Sheryl Crow sang Bennett.

U-Sänger Tony Bennett mit Lady Gaga 2015
AP/Invision/Charles Sykes
Bennett habe ihr viel über das Leben und Jazz beigebracht, so Lady Gaga

2016 Alzheimer diagnostiziert

Alzheimer habe Bennett jedoch verändert, sagte seine Ehefrau Susan 2021 dem Magazin der Organisation der US-Ruheständler AARP. „Es gibt viel, was ich an ihm vermisse. Denn er ist nicht mehr der alte Tony. Aber wenn er singt, dann ist er noch der alte Tony.“

2015 hatte der US-Sänger erstmals Symptome der Demenzkrankheit gezeigt, 2016 sei er offiziell diagnostiziert worden. Musik machte „New Yorks größter Schnulzensänger“, wie ihn die „New York Times“ einmal nannte, lange Zeit weiterhin. 2021 musste er jedoch alle weiteren Konzerte absagen.

Trauer um „den letzten seiner Art“

„Tony hat uns heute verlassen, aber erst vor Kurzem saß er noch an seinem Klavier und hat gesungen“, teilte das Management über die sozialen Netzwerke des Musikers mit. „Sein letzter Song war ‚Because of You‘, sein erster Nummer-eins-Hit. Tony, deinetwegen haben wir deine Lieder für immer in unseren Herzen.“ Bennett hinterlässt seine Ehefrau Susan, zwei Söhne, zwei Töchter und neun Enkelkinder.

Zahlreiche Wegbegleiter und Stars trauerten öffentlich um Bennett. Der Musiker sei „ein echtes Talent, ein echter Gentleman und ein echter Freund gewesen“, schrieb die frühere US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Schauspieler George Takei bezeichnete Bennett als „den Letzten seiner Art“, und Schauspieler Josh Gad schrieb: „Das hier sollte nicht so weh tun, denn jeder von uns würde 96 Jahre nehmen, aber – Oh Mann! – ist es schwierig, sich die Welt ohne den großartigen Tony Bennett vorzustellen.“