Der Schauspieler Brian Cox bei einem Streik der Schauspieler in London
Reuters/Hollie Adams
Hollywood-Streik

Protest gegen KI auch in London

Angeführt von „Succession“-Star Brian Cox haben sich am Freitag Hunderte britische Schauspielerinnen und Schauspieler dem Protest ihrer US-Kollegen in Hollywood angeschlossen, die seit gut einer Woche für bessere Bezahlung und gegen den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) bei Filmproduktionen streiken.

An der Kundgebung auf dem Londoner Leicester Square nahmen auch Stars wie „The Crown“-Hauptdarstellerin Imelda Staunton und „Downton Abbey“-Star Jim Carter teil. Auch Simon Pegg und Hayley Atwell, die zuletzt im neuen „Mission Impossible“-Film mitgespielt hatten, waren dabei.

Auch Rob Delaney, David Oyelowo, Andy Serkis, Rakie Ayola und Penelope Wilton beteiligten sich an der Londoner Kundgebung, so der „Guardian“, dessen Angaben zufolge gleichzeitig auch in Manchester eine zweite von der Gewerkschaft Equity organisierte Protestveranstaltung stattfand.

Actors Brian Cox, Jim Carter, Imelda Staunton, Andy Serkis und Simon Pegg
Reuters/Hollie Adams
Neben Brian Cox beteiligten sich bei der Londoner Protestveranstaltung unter anderen auch Jim Carter, Imelda Staunton, Andy Serkis und Simon Pegg

KI als „schlimmster Aspekt“

Cox, der in der HBO-Erfolgsserie „Succession“ die Rolle des Medienmoguls Logan Roy spielt, sagte in London der Nachrichtenagentur AFP, der Einsatz von KI stelle in der Unterhaltungsindustrie eine „wirklich ernste“ Bedrohung dar, die abgewehrt werden müsse.

Als eine „völlig inakzeptable Haltung“ betrachtet Cox, dass Schauspielerinnen und Schauspieler bei Verhandlungen zustimmen müssten, dass die Studios mit den aufgenommenen Bildern „machen können, was sie wollen“. „Wir werden das unterbinden“, gab sich der 77-Jährige kämpferisch. Er bezog sie dabei einen gerade mit derartigen Verhandlungen konfrontierten Freund, wie das „Vanity Fair“ dazu berichtet.

Die Löhne seien „eine Sache“, zitierte das Branchenblatt Cox weiter, „aber der schlimmste Aspekt ist die ganze Idee der KI und was KI mit uns machen kann“. Dazu wurden Transparente mit Slogans wie „Unterstützt Künstler, nicht Algorithmen“ geschwenkt.

Erster Streik seit 1980

In den USA waren die Schauspielerinnen und Schauspieler nach gescheiterten Verhandlungen der Gewerkschaft Screen Actors Guild (SAG-AFTRA) mit den großen Filmstudios am vergangenen Freitag in den Streik getreten. Es ist der erste Streik der US-Schauspieler seit 1980. Weil seit Wochen auch die US-Drehbuchautoren streiken, erlebt Hollywood erstmals seit mehr als 60 Jahren einen Doppelstreik, der viele Film- und Serienprojekte lahmgelegt hat.

Streikente WGA-Mitglieder
IMAGO/UPI Photo/John Angelillo
Seit letzter Woche wird in Hollywood gestreikt

Die Equity-US-Schwesterngewerkschaft SAG-AFTRA vertritt 160.000 Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Gewerkschaft fordert von Studios und Streaminganbietern wie Disney, Paramount und Netflix höhere Gagen sowie Zusicherungen zum künftigen Umgang mit KI. Einer der großen Kritikpunkte seien die „teils nur noch minimalen Restgagen“, die Darstellerinnen und Darsteller für wiederholte Ausstrahlungen von Filmen oder Fernsehsendungen erhalten.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler fürchten zudem, dass ihre Schauspielauftritte und Stimmen als Daten für KI genutzt bzw. beliebig reproduziert werden könnten, ohne dass sie dafür Geld erhalten.

Venedig-Biennale wechselt Eröffnungsfilm

Die streikenden Schauspielerinnen und Schauspieler blieben zuletzt etwa den Premieren der Hollywood-Blockbuster „Oppenheimer“ und „Geistervilla“ fern. Etliche Produktionen verzögern sich, was sich etwa auch auf Filmfestivals auswirkt. Erst am Freitag gab das Filmfestival von Venedig bekannt, dass der Film „Comandante“ den zuvor an sich geplanten Eröffnungsfilm „Challengers“ ersetzen wird.

„Challengers“ werde aufgrund von Produktionsentscheidungen nicht an den Filmfestspielen von Venedig teilnehmen, heißt es in der offiziellen Mitteilung der Festivalleitung. Dieser Beschluss wird wahrscheinlich nur der Anfang einer Revolution im Programm des Festivals sein, das am Dienstag von Biennale-Präsidenten Roberto Cicutto offiziell vorgestellt wird.

Viele US-Produktionen verschieben nicht nur den Festivalauftritt, sondern auch Kinostarts. „Challengers“ war ursprünglich für den 30. August als Weltpremiere in Venedig und für den 15. September als Kinostart vorgesehen. Der Kinostart wird jetzt auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.