Touristen warten auf einer Straße auf einen Evakuierungsbus.
Reuters/Damianidis Lefteris
„Größte Evakuierungsaktion“

Rhodos-Urlauber im Chaos

Schwere Waldbrände halten Rhodos weiter in Atem: Fast 20.000 Menschen sind der griechischen Regierung zufolge seit Samstag aus Dörfern und Hotels in Sicherheit gebracht worden. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Sonntag mit. Es handle sich laut Polizei um die „größte Evakuierungsaktion“, die es jemals in Griechenland gegeben habe. Für betroffene Reisende wurden Sammelpunkte sowie Matratzen und Nahrung organisiert.

Nach ersten Schätzungen der Polizei seien 16.000 Menschen auf dem Landweg und 3.000 Menschen von Stränden aus über das Meer in Sicherheit gebracht worden. Vorsorglich seien bisher zwölf Dörfer sowie sämtliche Hotels in den betroffenen Regionen evakuiert worden. Besonders betroffen war die bei Touristinnen und Touristen beliebte Region rund um den Ferienort Lindos mit seiner berühmten Akropolis aus dem vierten Jahrhundert.

„Das ist kein Feuer, das morgen oder übermorgen vorbei ist“, sagte Feuerwehrsprecher Vassilis Vathrakoyiannis am Sonntag dem Sender Skai TV auch. Der Brand auf Rhodos werde „uns tagelang zu schaffen machen“. Ein Sprecher der Feuerwehr sprach gegenüber dem TV-Sender ERT von aktuell drei großen Fronten. Es handelt sich um Brände rund um den Ferienort Kiotari, das Dorf Apollona und den Stausee Gadoura.

Rauch zieht über einen Strand auf der Insel Rhodos.
Reuters/Damianidis Lefteris
Rauch zieht über einen Strand bei Lindos

Rhodos-Urlauberinnen und -Urlauber stürzt das ins Chaos: Viele Menschen flohen aus Hotels, als die Flammenfront die Küstendörfer Kiotari, Gennadi, Pefki, Lindos, Lardos und Kalathos erreichte. Laut Medienberichten hatten manche der jetzt evakuierten Urlauber ihre Flüge von der Insel verpasst, da die Flammen die normalen Verkehrsverbindungen abgeschnitten hatten.

Ministerium: Nur wenige Österreicher warten auf Hilfe

Was betroffene Reisende aus Österreich betrifft, so hieß es vom heimischen Außenministerium am Sonntagnachmittag, dass sich nach aktuellem Wissensstand weniger als 15 Personen noch in Regionen mit akuter Brandgefahr befinden und auf eine Evakuierung warten. „Die österreichische Botschaft in Athen und das Honorarkonsulat in Rhodos stehen mit rund 70 betroffenen Österreicher:innen in Kontakt, die bereits von den griechischen Einsatzteams aus den akuten Brandgebieten evakuiert werden konnten“, informierte das Ministerium.

Auf der Website des österreichischen Außenministeriums wird auf eine Kontaktnummer der griechischen Regierung verwiesen. Reisende, die Unterstützung bei der Evakuierung benötigen, sollten die Nummer +30 210 3681730 kontaktieren. Bei unmittelbarer Gefahr solle die griechische Notrufnummer 112 gewählt werden.

Griechenland organisiert Hilfe für Urlauber

Für die betroffenen Urlauberinnen und Urlauber sind der griechischen Feuerwehr zufolge Sammelpunkte im Norden der Insel geplant, bis die Feuer gelöscht seien. Das griechische Außenministerium richtete auf dem Flughafen der Insel Rhodos einen Hotspot ein, wo Reisende unbürokratisch eine Ausreisegenehmigung erhalten, falls sie keine Ausweispapiere mehr haben. Das berichtete ERT.

Viele Menschen hätten vor dem Feuer flüchten müssen und unter Umständen keine Zeit mehr gehabt, ihr Hab und Gut mitzunehmen. Einige darunter haben nicht nur ihre Koffer zurücklassen müssen, sondern sind nun auch ohne Unterkunft, weil die Hotels und Pensionen in der Hauptsaison ausgebucht sind.

Waldbrände auf Rhodos: Große Evakuierung läuft

Die schweren Waldbrände auf der griechischen Insel Rhodos machen die laut Polizei „größte Evakuierungsaktion“, die es jemals in Griechenland gegeben habe, notwendig. Fast 20.000 Menschen sollen seit Samstag aus den betroffenen Regionen bereits in Sicherheit gebracht worden sein. Der Großbrand wütet bereits seit fast einer Woche.

„Wir haben jetzt 4.000 bis 5.000 Menschen in verschiedenen Einrichtungen untergebracht“, sagte Thanasis Virinis, ein örtlicher Vizebürgermeister, am Sonntag dem Sender Mega. Die Behörden rufen jetzt zu Sachspenden wie etwa Matratzen und Bettwäsche auf. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte dem Sender Skai, die Betroffenen hätten Essen und Wasser erhalten und würden medizinisch versorgt. Geflüchtete Urlauber sowie einige Einheimische wurden zuvor für die Nacht in Turnhallen, Schulgebäuden und Hotelkonferenzzentren untergebracht.

Ein Mann trägt ein Kind bei der Evakuierung eines durch die Brände gefährdeten Gebietes.
AP/Damianidis Lefteris
Tausende mussten bereits vor den Flammen fliehen

TUI-Konzern stoppt Rhodos-Reisen

Urlauberinnen und Urlauber, die in den nächsten Tagen nach Rhodos wollten, würden von ihren Reiseveranstaltern kontaktiert und informiert, ob die Reise stattfinden könne, hieß es. Der Reisekonzern TUI bringt vorerst keine Touristen und Touristinnen mehr auf die Ferieninsel. Die Flugverbindungen blieben aber bestehen, um Gäste zurückzufliegen. Der TUI-Konzern habe insgesamt derzeit etwa 39.000 Gäste auf Rhodos, 7.800 von ihnen seien laut einer Sprecherin vom Feuer betroffen und in Sicherheit gebracht worden.

Die britische Fluggesellschaft Jet2 sagte für Sonntag alle Flüge auf die Insel ab. Derweil landeten trotz der überbordenden Probleme und andauernden Brände im Laufe des Sonntags neue Ferienflieger, wie der Vizebürgermeister Virinis dem TV-Sender Mega sagte.

Feuerwehrleute suchen in Kloster Schutz

In der Nacht zum Sonntag erreichten die Flammen nach Angaben des Senders ERT und der griechischen Nachrichtenagentur ANA das Dorf Laerma. Häuser und eine Kirche brannten nieder, auch viele Hotels wurden beschädigt.

Feuerwehrleute mussten indes nahe Lardos im Ypseni-Kloster Schutz suchen, wie der griechische Sender ERT berichtete. Dort hätten sie wiederum versucht, die Mönche zum Verlassen der Anlage zu bewegen. Regionalgouverneur Georgios Hadjimarkos sagte auf Skai TV, dass die Evakuierungen durch von den Flammen abgeschnittene Straßenverbindungen erschwert worden seien.

Touristen vor einem Evakuierungsboot
Reuters/Damianidis Lefteris
Urlauber und Einheimische wurden vielfach per Boot in Sicherheit gebracht

Private Schiffe an Rettungsaktion beteiligt

Einige Menschen wurden deshalb per Boot in Sicherheit gebracht: Von den Stränden Kiotari und Lardos im Osten der Insel wurden laut Küstenwache am Samstag mehr als 2.000 Menschen von Schiffen abgeholt und zu einem anderen, sicheren Strand der Insel gebracht. An dieser Evakuierungsaktion unter der Führung von drei Schiffen der Küstenwache waren mehr als 30 private Schiffe beteiligt. Auch Dutzende Busse wurden zur Rettung der Menschen losgeschickt.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Seit am frühen Samstagmorgen der Evakuierungsalarm ausgegeben worden war, waren Touristinnen und Touristen zu Fuß an die Strände gelaufen. Videoaufnahmen zeigen, dass manche unter der sengenden Sonne mit kleinen Kindern unterwegs waren.

Brand wütet seit bald einer Woche

Der Großbrand auf Rhodos wütet seit fast einer Woche. Er war auf einem Berg im Zentrum der Insel ausgebrochen. Bei der Bekämpfung des Feuers waren fünf Hubschrauber und rund 200 Feuerwehrleute im Einsatz. Verstärkung bekommen sie aus Rumänien, Bulgarien, Polen, der Slowakei und Malta. Frankreich, Italien, die Türkei, Zypern, Israel und Jordanien beteiligen sich mit Löschflugzeugen und Hubschraubern an den Löscharbeiten, teilte der griechische Zivilschutz mit.

Waldbrand auf Rhodos
Reuters/Eurokinissi
Hunderte Feuerwehrleute kämpfen derzeit gegen die Flammen an

Kein Ende der Hitze in Sicht

Griechenland leidet derzeit unter einer extremen Hitzewelle. Für dieses Wochenende wurden Temperaturen von über 44 Grad vorausgesagt. In dem Land wüten aktuell zahlreiche Waldbrände. Nach Angaben der Feuerwehr brachen zuletzt innerhalb von 24 Stunden 46 neue Brände aus.

Der griechische Zivilschutz warnte für Sonntag für weite Teile Griechenlands vor extrem hoher Waldbrandgefahr. Die höchste Alarmstufe fünf galt neben Rhodos auch für Mittelgriechenland, den Westen und Nordosten der Halbinsel Peloponnes sowie den Großraum Athen und die Insel Euböa.

Einer der führenden griechischen Meteorologen, Konstantinos Lagouvardos, schätzte, dass diese Hitzewelle, „wenn es so weitergeht“, die längste werden könnte, seit es Messungen in Griechenland gibt. Im Juli 1987 waren in Griechenland bei einer ähnlichen Hitzewelle nach Schätzungen 1.300 Menschen ums Leben gekommen.