Flammen über einem Wald auf Rhodos, Griechenland
Reuters/Nicolas Economou
Trockenheit

Weitere Brände in Griechenland

Nach Rhodos sind auf weiteren griechischen Inseln Großbrände ausgebrochen. Auf der Insel Euböa und der Halbinsel Peloponnes nahe der kleinen Hafenstadt Egion wurden Montagfrüh große Brände gemeldet und zahlreiche Dörfer evakuiert. Auf Korfu begann in der Nacht auf Montag die Evakuierung der beliebten Ferienortschaft Nisaki. Bisher gibt es keine Meldungen über Verletzte.

Auf Korfu wurden laut Angaben der Behörden fast 2.500 Personen in Sicherheit gebracht, berichtete die BBC. Häuser oder Hotels wurden nicht zerstört. Mittlerweile sei die Gefahr vorbei, die Menschen könnten zurück in ihre Hotels, berichtete ein örtlicher Radiosender am Montag. In allen Fällen wurden Montagfrüh mit dem ersten Tageslicht erneut Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt, um die Brände einzudämmen, wie der Zivilschutz mitteilte.

Die schlimmsten Brände wurden am Montag auf Rhodos und Euböa gemeldet. Auf Rhodos tobte zum siebenten Tag in Folge ein Großbrand. Dort waren am Samstag bei einer der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte Griechenlands rund 20.000 Menschen aus dem Südosten der Insel in Sicherheit gebracht worden. Die Feuer in Rhodos könnten dennoch noch Tage dauern, bis sie unter Kontrolle sind, hieß es. Ein großer Teil der Mittelmeerinsel ist ohne Strom, da das örtliche Kraftwerk im Süden aus Sicherheitsgründen abgeschaltet wurde.

Brand auf der griechischen Insel Korfu
Reuters/Julia Dzhyzhevska
Auf Korfu wurden rund 2.500 Menschen vorübergehend in Sicherheit gebracht

Am Sonntag brannte das Feuer an drei Fronten. Anhaltende Hitze und starker Wind erschwerten die Löscharbeiten zusätzlich. Die Feuerwehr versuchte vor allem zu verhindern, dass sich die Flammen weiter nach Norden in den dichten Wald ausbreiten. Hunderte Feuerwehrleute kämpften in der Nacht gegen die Feuer, wie der griechische TV-Sender ERT in der Früh berichtete. In den meisten Regionen Mittel- und Südgriechenlands sowie auf zahlreichen Inseln bleibt die Waldbrandgefahr aufgrund der Trockenheit vorerst extrem hoch.

Ministerium: Nur wenige Österreicher warten auf Hilfe

Der Brand auf Rhodos war am Dienstag ausgebrochen. Am Samstag trieben die Flammen auf mehrere Dörfer zu, die Behörden gaben Evakuierungsalarm. Tausende Touristinnen und Touristen, die am Samstag wegen der starken Rauchbildung und der immer näher kommenden Flammen ihre Hotels um das beliebte Ferienstädtchen Lindos verlassen mussten, verbrachten die zweite Nacht in Sporthallen und Schulen. Viele warteten im Flughafen auf die nächste Möglichkeit abzufliegen.

Rhodos: Größte Evakuierung aller Zeiten

Die griechische Urlaubsinsel Rhodos ist von großen Waldbränden betroffen. Tausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Was Reisende aus Österreich betrifft, so hieß es vom heimischen Außenministerium am Sonntagnachmittag, dass sich nach aktuellem Wissensstand weniger als 15 Personen noch in Regionen mit akuter Brandgefahr befinden und auf eine Rettung warten.

„Die österreichische Botschaft in Athen und das Honorarkonsulat in Rhodos stehen mit rund 70 betroffenen Österreicher:innen in Kontakt, die bereits von den griechischen Einsatzteams aus den akuten Brandgebieten evakuiert werden konnten“, so das Ministerium. Sie kommen aus mehreren Bundesländern.

Erste Urlauber in Österreich gelandet

Die ersten Urlauber landeten mittlerweile in Wien-Schwechat. Einer der Heimkehrer erzählte, sie hätten alles, was sie mithatten, verloren – mehr dazu in noe.ORF.at. Ein noch auf Rhodos befindlicher Tiroler berichtete, sein Ort sei von den Bränden nicht betroffen. In seinem Hotel seien aber Urlauber, die flüchten mussten, einquartiert worden – mehr dazu in tirol.ORF.at. Eine Familie aus Rohrbach in Oberösterreich wartet seit Samstag im Flughafen in Rhodos auf einen Flug – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Ausdehnung der verbrannten Fläche auf Rhodos. Stand: 23.7.2023. Der südliche Teil sieht abgeschnitten aus, da dort noch kein aktuelles Satellitenbildmaterial zur Analyse vorliegt.

Auf der Website des Außenministeriums wird auf eine Kontaktnummer der griechischen Regierung verwiesen. Reisende, die Unterstützung bei der Evakuierung benötigen, sollten die Nummer +30 210 3681730 kontaktieren. Bei unmittelbarer Gefahr solle die griechische Notrufnummer 112 gewählt werden.

TUI stoppt Reisen nach Rhodos

Der deutsche Reisekonzern TUI will bis Dienstag keine Urlauber mehr auf die Insel bringen. Zwar seien noch einige Flüge geplant – sie sollten aber nur noch Urlauber von Rhodos zurückfliegen, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP.

Der TUI-Konzern habe derzeit rund 40.000 Gäste auf Rhodos, sagte die Sprecherin. „Darunter sind 7.800, die vom Feuer betroffen wurden und in Unterkünfte beziehungsweise Hotels evakuiert wurden.“ Der britische Billigflieger Jet2 sagte ebenfalls alle Flüge auf die Insel ab.

Rauch zieht über einen Strand auf der Insel Rhodos.
Reuters/Damianidis Lefteris
Rauch zieht über einen Strand bei Lindos

Viele Reisende ohne Ausweis

Das griechische Außenministerium und mehrere Botschaften richteten auf dem Flughafen von Rhodos ein Zentrum ein, um Touristen und Touristinnen zu helfen, die in der Hast des Aufbruchs nicht nur ihr Gepäck, sondern auch ihre Ausweise verloren oder vergessen haben.

Waldbrand auf Rhodos
Reuters/Eurokinissi
Hunderte Feuerwehrleute kämpfen derzeit gegen die Flammen an

Allerdings reisten am Sonntag mit Charter- und Linienflügen trotz der Brände weitere Touristen an, wie Reporter berichteten. Rund 90 Prozent der Hotels von Rhodos sind nach Aussagen von Vertretern der Kommunalbehörde von den Bränden unversehrt geblieben – die meisten von ihnen sind angesichts der Hauptsaison jedoch auch ausgebucht.

Wetterextreme & Klimakrise

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

„Herz von Rhodos getroffen“

Der Brand habe „das Herz von Rhodos und seine Umwelt getroffen“, sagte der Naturkatastrophenexperte Efthymios Lekkas dem Fernsehsender ERT. Er warnte vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die Tourismusbranche der Insel. „Ich bin gerade von Lindos nach Gennadi gefahren“, sagte er. „Alle großen Hotels haben geschlossen. Ich glaube nicht, dass sie dieses Jahr noch einmal öffnen werden, denn die Umgebung ist zerstört und lädt nicht gerade zum Urlauben ein.“

Eine erste Hoffnung auf Linderung ist in Sicht: Am Donnerstag soll die praktisch seit zwei Wochen andauernde Hitzewelle in Griechenland vorerst zu Ende gehen. Laut dem griechischen Meteorologen Konstantinos Lagouvardos könnte die laufende Hitzewelle die längste werden, die in Griechenland je gemessen wurde. Im Juli 1987 waren in Griechenland bei einer ähnlichen Hitzewelle nach Schätzungen 1.300 Menschen ums Leben gekommen.