Feuerwehrmann während eines Löscheinsatzes auf Rhodos, Griechenland
Reuters/Nicolas Economou
Hoffen auf Abkühlung

Hohe Brandgefahr in Griechenland hält an

Die Feuerwehren in Griechenland kämpfen am Montag in insgesamt 64 Regionen des Landes weiter gegen die Flammen. Die Brandgefahr bleibe extrem hoch, warnte der griechische Zivilschutz. Das gilt für die Region des Großraums Athen, die Halbinsel Peloponnes und viele Inseln der Ägäis. Besonders schlimme Brände tobten am Montag auf Rhodos. Bis Dienstag möchte der Reisekonzern TUI keine Urlauber mehr auf die Insel bringen. Erstmals seit fast zwei Wochen kündigten Meteorologen jedoch für Donnerstag Abkühlung an.

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bedankte sich am Montag bei allen Menschen, die bei den Löscharbeiten in den vergangenen Tagen in Griechenland mitgeholfen haben. Es habe keine Opfer gegeben, und das sei auf die Leistung der Feuerwehr, des Zivildienstes, der Küstenwache und der freiwilligen Helfer zurückzuführen.

Die nächsten Tage würden jedoch weiterhin gefährlich sein. „Wir befinden uns (in Sachen Brände) im Krieg“, sagte Mitsotakis während einer im Fernsehen übertragenen Parlamentsdebatte. Dieser Zustand sei auf den Klimawandel zurückzuführen, fügte er hinzu.

Waldbrand auf Korfu unter Kontrolle

Auf der Ferieninsel Korfu im Nordwesten des Landes konnte am Montag ein Waldbrand unter Kontrolle gebracht werden. In der Nacht hatten die Behörden vorbeugend rund 1.000 Touristinnen und Touristen und rund 1.500 Einheimische aus der Region um die beliebte Ferienortschaft Nisaki in Sicherheit gebracht.

Die meisten Touristen verbrachten die Nacht in einem Theater von Korfu-Stadt. Die Gefahr sei nun vorbei, und die Menschen sollten nach und nach zurück in ihre Hotels, berichtete das griechische Radio am Montag weiter. Häuser oder Hotels seien nicht zerstört worden.

Feuerwehrmänner während eines Löscheinsatzes auf Rhodos, Griechenland
Reuters/Nicolas Economou
Auf Rhodos kämpft die Feuerwehr seit Tagen gegen die Flammen

Auf der Insel Euböa, bei Karystos, und auf der Halbinsel Peloponnes nahe der kleinen Hafenstadt Egion wurden am Montag große Brände gemeldet. In allen Fällen wurden mit dem ersten Tageslicht Löschflugzeuge und -hubschrauber eingesetzt, um die Brände einzudämmen, wie der Zivilschutz mitteilte.

Winde fachen Brände auf Rhodos an

Großbrände wurden am Montag auch den siebenten Tag in Folge auf Rhodos gemeldet. Löschflugzeuge und Hubschrauber versuchten bisher vergeblich, die Flammen im Südosten der Insel einzudämmen. Löschflugzeuge aus der Türkei und Hubschrauber aus Ägypten sind dort zur Verstärkung der Griechen im Einsatz. Immer wieder fachen starke Winde die Flammen an, wie ein Sprecher der Feuerwehr weiter mitteilte.

Ausdehnung der verbrannten Fläche auf Rhodos. Stand: 23.7.2023. Der südliche Teil sieht abgeschnitten aus, da dort noch kein aktuelles Satellitenbildmaterial zur Analyse vorliegt.

Der Brand auf Rhodos war am Dienstag ausgebrochen. 30.000 Touristen und Einheimische mussten am Wochenende vor den Flammen flüchten, 19.000 von ihnen wurden mit Bussen und Schiffen in Sicherheit gebracht. Polizeisprecherin Konstantia Dimoglidou sprach von der „größten Brandevakuierung“, die es je in Griechenland gegeben habe. Die Feuer könnten noch Tage dauern, bis sie unter Kontrolle sind. Ein großer Teil der Mittelmeer-Insel ist ohne Strom, da das örtliche Kraftwerk im Süden aus Sicherheitsgründen abgeschaltet wurde.

Hunderte von Urlaubern drängten sich am Wochenende im Flughafengebäude auf Rhodos. Einige schliefen auf ihren Strandtüchern, während sie auf ihre Abflüge von der Insel warteten. Sie waren großteils ohne ihr Gepäck vor den Flammen geflüchtet. Der Österreicher Andreas Wöß erzählte im Ö1-Morgenjournal am Montag von seiner Flucht. Erst im letzten Augenblick seien die Urlauber vom Hotel zur Flucht aufgefordert worden, zuvor sei ihnen versichert worden, sie seien sicher.

Außenministerium: Team auf Rhodos aufgestockt

Laut Außenministerium wurden bisher mehr als 100 Österreicherinnen und Österreicher aus den akuten Brandgebieten in Rhodos in Sicherheit gebracht. Montagmittag wussten die Behörden von keinen Landsleuten, die sich direkt im Brandgebiet befinden. Das Team auf Rhodos wurde personell bereits verstärkt – Kolleginnen und Kollegen seien im dortigen Flughafen, um betroffene Österreicherinnen und Österreicher bestmöglich zu unterstützen.

Ein weiterer Kollege aus Wien werde das Krisenteam auf Rhodos, eine weitere Kollegin das Botschaftsteam in Athen ehestmöglich zusätzlich verstärken, kündigte das Außenministerium an. Betroffene könnten sich jederzeit an das Außenministerium oder die Botschaft in Athen wenden.

Touristen warten auf dem Flughafen von Rhodos, Griechenland
Reuters/Nicolas Economou
Touristinnen und Touristen warten auf dem Flughafen von Rhodos

TUI: Keine Rückholflüge geplant

Der Reisekonzern TUI will bis Dienstag keine Urlauber mehr auf die Insel bringen. Zwar seien noch einige Flüge geplant – sie sollten aber nur noch Urlauber von Rhodos zurückfliegen. Einige hundert TUI-Gäste aus Österreich wurden am Wochenende auf Rhodos gerettet. „Wir haben gestern alle telefonisch kontaktiert und erreicht und waren teilweise mehrfach mit ihnen in Kontakt. Die Gäste sind wohlauf und in Sicherheit. Viele wollen auf der Insel bleiben“, teilte eine Sprecherin auf APA-Anfrage mit.

„Denen, die frühzeitig abreisen wollen, ermöglichen wir dies mit den bestehenden Flugverbindungen. Aktuell sind keine Rückholflüge geplant“, so die Pressesprecherin. Gästen, die in den nächsten Tagen nach Rhodos fliegen, wird geraten, gratis umzubuchen. Die Arbeiterkammer (AK) Tirol rät, sich mit dem Reiseveranstalter in Verbindung zu setzen – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Flüge nach Rhodos werden von vielen Veranstaltern derzeit storniert. Man habe Kunden kontaktiert und suche gemeinsam nach anderen Reisezielen, so etwa Komet-Reisen-Geschäftsführer Martin Horvath. Veranstalter würden sich in diesem Fall sehr kulant zeigen – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Wetterextreme & Klimakrise

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Keine offizielle Reisewarnung

Die AUA wies darauf hin, dass es aktuell keine offizielle Reisewarnung gibt. „Derzeit kann der reguläre Flugbetrieb von und nach Rhodos aufrechterhalten werden. Der nächste Austrian-Airlines-Flug nach bzw. von Rhodos ist für Dienstag, den 25. Juli, geplant“, hieß es auf Anfrage der APA. Die Lage werde fortlaufend geprüft, und man sei im stetigen Austausch mit den Behörden.

Hoffen auf Abkühlung am Donnerstag

Die Menschen erwarten unterdessen sehnlichst den Donnerstag. Die Temperaturen sollen dann erstmals seit fast zwei Wochen von 40 bis 45 Grad auf für die Jahreszeit durchschnittliche Werte von etwa 35 Grad fallen. Am Sonntag wurden im Süden der Halbinsel Peloponnes 46,4 Grad gemessen. Das sei die vierthöchste Temperatur, die je in Griechenland gemessen wurde, teilte das Meteorologieamt mit.

Vor der Abkühlung werde es am Mittwoch noch einen letzten heißen Tag mit bis zu 46 Grad geben, sagten Wetterfachleute. Die Abkühlung wird die Folge von starken Nordwinden sein. Der Zivilschutz warnte abermals: Wegen dieser starken Winde könnten erneut Waldbrände außer Kontrolle geraten.