Der jemenitische Öltanker FSO Safer
APA/AFP/Mohammed Huwais
Vor Jemen

Maroder Öltanker wird leer gepumpt

Vor der Küste des Jemen hat am Dienstag das Abpumpen von Öl aus dem maroden Tanker „FSO Safer“ begonnen. Das Schiff rostet seit Jahren vor sich hin und drohte samt Fracht auseinanderzubrechen. Im jemenitischen Bürgerkrieg wurde es zu einer Art Faustpfand, das Risiko einer Katastrophe mit jedem Jahr größer.

Vor Beginn der Pumparbeiten auf Initiative der UNO, die etwas später als ursprünglich geplant begannen, waren rund um das fast 50 Jahre alte Schiff schwimmende Barrieren und Leitungen verlegt worden, über die das Öl aus dem Tanker auf ein anderes Schiff gepumpt wird. Dieses war von der UNO angekauft worden. Auf der „FSO Safer“ sollen sich rund eine Million Barrel (knapp 160 Millionen Liter) Rohöl befinden.

Der Tanker ist über eine Pipeline an ein Ölfeld gekoppelt, von dem Terminal aus war Rohöl zum Export auf andere Schiffe vor der Küste gepumpt worden, bis 2015 die Huthi-Rebellen das Gebiet und die Kontrolle über die Region und das Schiff übernahmen.

Rostete jahrelang vor sich hin

Es wurde seither nicht mehr gewartet. Die Kosten für die Beseitigung der Folgen einer möglichen Katastrophe hatte die UNO bereits 2021 auf bis zu 20 Milliarden Dollar (rund 18 Mrd. Euro) beziffert. Der Schaden für das Rote Meer hätte sich kaum abschätzen lassen.

Der jemenitische Öltanker FSO Safer
APA/AFP/Mohammed Huwais
Der ausrangierte Tanker liegt seit Jahrzehnten vor der Küste des Jemen im Roten Meer

Seit 1988 vor Küste des Jemen

Die „Safer“ wurde in Japan gebaut, der Stapellauf war 1976 und unter dem Namen „Esso Japan“ für eine Tochter des US-Erdölkonzerns Exxon in Dienst gestellt. Als „Esso Japan“ fuhr sie unter liberianischer Flagge. 1986 wurde das Schiff an den Jemen verkauft, ein Jahr später in Südkorea zu einem Offshore-Terminal („FSO“ bzw. „FPSO“ für „Floating Production Storage and Offloading Unit“, schwimmende Produktions- und Lagereinheit) umgebaut und liegt seit 1988 vor der Küste des Jemen.

Seit 2004 und dem Aufstand der schiitischen Huthis gegen die Zentralregierung in Sanaa tobt dort ein Konflikt, seit 2014 ein Bürgerkrieg, 2015 übernahmen die Huthi-Rebellen die Macht im Jemen. Damit befindet sich auch die „Safer“ unter ihrer Kontrolle. 2015 wurde das Schiff von ihnen besetzt.

Streit um Fracht – und niemand fühlte sich zuständig

Seither gab es praktisch keine Wartung mehr, ein Leck wurde notdürftig geflickt, das Schiff rostete vor sich hin. Das Risiko, dass es etwa durch entzündliche Gase zu einer Explosion an Bord komme oder das Schiff überhaupt sinke, werde größer, hieß es immer wieder.

Das UNO-Schiff „Nautica“
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Das Öl aus dem Tanker soll auf das UNO-Schiff „Nautica“ umgepumpt werden

Der Grund, dass so lange nichts passierte: Die Huthis und die von Saudi-Arabien unterstützte Regierung des Jemen stritten um die Fracht und fühlten sich gleichzeitig für das Schiff nicht verantwortlich. 2019 gab es erste Berichte über auslaufendes Öl.

Die Folgen wären jedenfalls – davor warnen nicht nur die UNO und Greenpeace – verheerend. Mit über 140.000 Tonnen hat die „FSO Safer“ mehr als viermal so viel Öl an Bord, wie nach der Havarie der „Exxon Valdez“ 1989 vor der Küste Alaskas (nach Schätzungen von Exxon an die 258.000 Barrel) ins Meer geflossen waren. Die Ölpest war eine der bisher schlimmsten in der Geschichte.