Selenskyj kritisiert Importverbot in EU für Getreide

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine mögliche Verlängerung der Einfuhrbeschränkungen für Getreide aus seinem Land in EU-Staaten scharf kritisiert.

Jegliche Verlängerung der Beschränkungen sei „absolut inakzeptabel und offen gesagt antieuropäisch“, sagte Selenskyj gestern in seiner allabendlichen Videoansprache. Europa habe „die institutionelle Fähigkeit, vernünftiger zu handeln, als die Grenze für eine bestimmte Ware zu schließen“, ergänzte Selenskyj.

Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und die Slowakei, die westlichen Nachbarländer der Ukraine, hatten vergangene Woche die EU, aufgefordert, Mitte September auslaufende Importbeschränkungen für Getreide und andere Agrarprodukte aus der Ukraine zu verlängern. Selenskyj sagte nun, er hoffe, dass „die europäische Seite ihren Verpflichtungen nachkommen“ werde.

Einigung auf Schutzmaßnahmen im April

Die EU hatte sich Ende April mit Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei auf Schutzmaßnahmen für Erzeuger von Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkernen aus diesen Ländern geeinigt.

Landwirte aus den angrenzenden EU-Staaten hatten zuvor über einen Preisverfall geklagt, der durch landwirtschaftliche Produkte aus der Ukraine verursacht worden war. Im Juni wurden die Importbeschränkungen verlängert, allerdings nur bis Mitte September.

Infolge des russischen Angriffskriegs kann die Ukraine weniger landwirtschaftliche Produkte auf dem Seeweg exportieren, sondern nutzt den Landweg durch die EU. Obwohl die Agrargüter eigentlich in andere Länder etwa in Afrika weiterexportiert werden sollen, bleiben sie oft in den ukrainischen Nachbarländern und sorgen dort für volle Silos und deutlich sinkende Erzeugerpreise.

Nach dem Auslaufen eines Abkommens mit Russlands zur Ausfuhr ukrainischen Getreides auf dem Seeweg über das Schwarze Meer am Montag ist das Thema erneut in den Fokus gerückt.