Lettland: Verschmutzte Ostsee nach Kläranlagenunfall

Nach einem Unfall in einer Kläranlage in Lettland sind laut Behördenangaben große Mengen schadstoffhaltiger Abfälle in die Ostsee gelangt. Nach dem Einsturz einer Wand der Anlage am Sonntag in der Hafenstadt Liepaja seien mindestens 1.250 Tonnen schwefelhaltiger Schlamm ausgetreten, teilten die Behörden gestern mit.

Die lettische Gesundheitsaufsicht ordnete die Schließung von Stränden an und verbot das Baden in der Ostsee. „Wir wissen nicht, wann es uns gelingen wird, die kaputten Schlammtanks zu reparieren“, sagte der Bürgermeister von Liepaja, Gunars Ansins, dem Fernsehsender LTV1.

Er rate daher allen Einwohnerinnen und Einwohnern von Liepaja, „weniger Wasser in die Toilette zu schütten“, denn nun würden „alle Abwässer ins offene Meer geleitet“.

Untersuchungen im Gange

In einer weiteren Mitteilung auf der Website der Stadt erklärte Ansins, es bestehe „keine Gefahr für die Gesundheit“. „Wir tun alles, was möglich ist, um die Einleitung von Schadstoffen in die Ostsee so schnell wie möglich zu stoppen“, sagte er und fügte hinzu, dass die Wasserqualität überwacht werde.

Die nationale Umweltschutzbehörde leitete eine Untersuchung des Unfalls ein. Ihren Angaben zufolge werden weiterhin 400 Tonnen Abfall pro Stunde ins Meer gespült.

Der Geschäftsführer des für die städtische Wasserversorgung und das Recyclingsystem zuständigen Betreibers, Andis Dejus, wies vor Journalisten darauf hin, dass das beschädigte Gebäude relativ neu sei, da es erst 2009 gebaut worden sei.

Die Geologin Baiba Grinberga erklärte hingegen auf Facebook, dass „geotechnische Untersuchungen bereits vor 20 Jahren auf instabilen Boden“ in der Region hingewiesen hätten. Die Recyclinganlage sei trotzdem gebaut worden.