Brand hinter einer Wohnhausanlage in Palermo (Sizilien)
IMAGO/ZUMA Press
Evakuierungen

Waldbrand bedroht Häuser in Palermo

Ein am Montagabend bei Palermo ausgebrochener Waldbrand bedroht nun auch Wohnhäuser. Am Dienstag wurde wegen des Feuers auch der Flughafen der Hauptstadt der italienischen Insel Sizilien vorübergehend geschlossen. Für Süditalien und Sardinien gilt weiter eine Hitzewarnung. Extremwetter gibt es mit anhaltenden Unwettern auch im Norden des Landes. Zwei Menschen wurden durch umgestürzte Bäume getötet – ein durch Hagel schwer beschädigtes Flugzeug musste notlanden.

Auch in Sizilien gibt es im Zusammenhang mit den Bränden ein Todesopfer. Italienischen Medienberichten zufolge starb eine 88-jährige Frau, da der von ihr gerufene Notarzt wegen der Brände nicht rechtzeitig zu Hilfe kommen konnte. Die durch starke Winde angefachten Feuer wüteten am Dienstag auch nahe dem Flughafen Falcone e Borsellino von Palermo. Die Flughafensperre ist seit Mittag wieder aufgehoben, so die Nachrichtenagentur ANSA – in den Fokus rückte zuletzt aber das Krankenhaus Cervello, wo angesichts der näher rückenden Flammen nun eine Evakuierung im Raum steht.

In Mondello, einem Vorort von Palermo, wurden nach Angaben der Feuerwehr und des Zivilschutzes erste Häuser vom Feuer erfasst. Allein in Mondello wurden 50 Familien in Sicherheit gebracht, berichtete unter anderem „La Repubblica“: Insgesamt seien in Palermo bereits mehr als 120 Familien betroffen – der öffentlich-rechtliche Sender RAI berichtete am Vormittag von mindestens 1.500 Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten.

Brand in der Nähe des Flughafens von Palermo (Sizilien)
Reuters/Ufficio Stampa Gesap
Die Feuer erreichten in der Nacht auf Dienstag den Flughafen von Palermo

Hitzewelle mit 47 Grad

Von Bränden betroffen sind auf Sizilien auch weitere Regionen. Insgesamt gibt es laut RAI auf der Insel derzeit mehr als 40 Waldbrände, die durch den warmen Scirocco-Wind angefacht werden. So wie weite Teile Europas sind vor allem Süditalien und Sardinien seit Tagen Schauplatz einer Hitzewelle.

Brände nahe Palermo und Messina

Ein großes Feuer, das in den Bergen um den Flughafen von Palermo ausgebrochen ist, hat zu einer Sperre des Flugverkehrs geführt. Feuerwehrteams waren mit einem Hubschrauber und Löschflugzeugen in den von den Bränden betroffenen Gebieten im Einsatz. Auch in weiteren Provinzen wüteten die Feuer.

Das Hochdruckgebiet „Caronte bis“ (in etwa „Caronte“ mit Zugabe, Anm.), wie es Meteorologen in Anspielung auf das Hoch „Caronte“ aus der vergangenen Woche nennen, sorgt seit Wochenbeginn für teils neue Höchstwerte. In Palermo wurde am Montag der neue Höchstwert von 47 Grad gemessen, 47,6 Grad waren es in Catania.

In Catania ist der Flughafen wegen Bränden seit Tagen gesperrt. Catanias Flughafen ist der fünftgrößte Flughafen Italiens – nach Angaben von Assaeroporti, dem italienischen Flughafenverband, wurden dort im Mai mehr als eine Million Passagiere abgefertigt.

Baum trifft Pfadfinderlager: 16-Jährige tot

Im Mittel- und Norditalien sorgen indes schwere Unwetter für einen Dauereinsatz der Einsatzkräfte. Besonders die Metropole Mailand sowie große Teile der Lombardei waren betroffen. Es kam zu starken Sturmböen, schweren Hagelschauern und Regenfällen. Eine 16-Jährige starb, nachdem sie in einem Pfadfinderlager in Cedegolo in der Provinz Brescia von einem umfallenden Baum getroffen worden war, wie die Nachrichtenagentur ANSA am Dienstag berichtete. Auch in der lombardischen Stadt Lissone wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum getötet.

Ein Mann fotografiert in Mailand (Italien) einen Baum, der auf ein Auto gefallen ist
APA/AFP/Piero Cruciatti
Schwere Unwetterschäden gibt es unter anderem in der norditalienischen Metropole Mailand

Fotos zeigten umgestürzte Bäume, die Straßen blockierten oder auf Autos lagen, beschädigte Häuser und auf dem Boden zerstreute Dachziegel. Der Regen sei zwar in Mailand kurz, aber sehr intensiv gewesen. Viele Bäume fielen auf geparkte Autos. Die Behörden meldeten auch schwere Schäden am Stromnetz der Stadt. Die Parkanlagen wurden auf Anordnung der Stadt gesperrt. Auch aus dem Gebiet um den Gardasee wurden schwere Unwetter gemeldet. Am späten Montagabend ging dort ein heftiger Hagelsturm nieder – riesige Hagelkörner zertrümmerten Autofenster und demolierten Wohnwagen.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Viele Verletzte durch Hagelkörner

Ebenso waren erneut Teile der Region Venetien im Norden betroffen. Der Präsident der Region, Luca Zaia, teilte Dienstagfrüh mit, dass in der Gegend ein 16-Jähriger von einem Ast schwer verletzt worden sei. In der Provinz Verona wurden wegen eines heftigen Hagelsturms 35 Personen in Peschiera del Garda behandelt, nachdem sie von großen Hagelkörnern getroffen wurden.

Auch in der Provinz Treviso mussten vier Personen behandelt werden, nachdem sie von Hagelkörnern in der Größe von Tennisbällen am Kopf getroffen wurden. In beiden Provinzen waren 8.000 Haushalte ohne Strom.

Windböen mit 130 Kilometer pro Stunde

Schwere Schäden gibt es auch in Friaul-Julisch Venetien. In den Provinzen Udine und Görz berichteten die Einsatzkräfte von Windböen mit 130 Kilometer pro Stunde. Über 5.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Der Hagel zerstörte Weinstöcke. Die Bahnverbindung auf der Strecke Casarsa – Udine musste stundenlang unterbrochen werden.

Einige Personen, die sich während des Unwetters im Auto befanden, wurden wegen Verletzungen behandelt, die sie sich zugezogen hatten, als die riesigen Hagelkörner die Windschutzscheiben durchschlugen. In Azzano Decimo wurde Montagnacht ein Hagelkorn mit 19 Zentimeter Durchmesser gefunden – ein neuer Rekord in Europa, berichtete das Europäische Unwetterinstitut (ESSL) mit Sitz in Wiener Neustadt in Niederösterreich.

Passagierflugzeug durch Hagel beschädigt

Wegen der neuerlichen Unwetter kam es auch im Flugverkehr zu Behinderungen. Italienischen Medienberichten zufolge musste ein von Mailand Richtung New York gestartetes Passagierflugzeug in Rom notlanden. Das Flugzeug sei den Medienberichten zufolge kurz nach dem Start in einen Hagelsturm geraten und stark beschädigt worden.

Bereits am Wochenende hatten teils heftige Unwetter Nord- und Mittelitalien heimgesucht und zum Teil erhebliche Schäden angerichtet. Betroffen waren unter anderem die Gegend um Bologna und die Adria-Küste sowie die Provinzen Reggio Emilia, Ferrara und Ravenna.

„Komplizierteste Tage“ seit Jahrzehnten

„Wir erleben in Italien einen der kompliziertesten Tage der vergangenen Jahrzehnte: Überschwemmungen, Tornados und riesiger Hagel im Norden, sengende Hitze und verheerende Brände im Süden“, schrieb Zivilschutzminister Nello Musumeci auf Facebook. Alle Menschen müssten angesichts der klimatischen Veränderungen in Italien ihre „Einstellung“ ändern, fügte der Minister hinzu.