Russischen Nestle-Mitarbeitern könnte Einberufung drohen

Mehr als 7.000 Nestle-Mitarbeiter in Russland laufen Gefahr, in den Ukraine-Krieg eingezogen zu werden. Nach russischem Recht muss jedes Unternehmen, das im Land tätig ist, die Einberufung von Arbeitnehmern zulassen.

Der Lebensmittelriese hat sechs Fabriken in Russland. Das Schweizer Unternehmen sagte, es beobachte die Entwicklungen genau und werde „handeln, um das Wohlergehen seiner Mitarbeiter zu sichern und ihre Grundrechte zu schützen“.

Konkurrent Unilever musste allerdings unlängst zugeben, dass er die Einberufung russischer Mitarbeiter zulassen würde. Nestle und Unilever gehören zu den wenigen westlichen Unternehmen, die nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine in Russland geblieben sind.

Beide argumentieren, dass sie lebenswichtige Güter für die Bevölkerung herstellen würden. Es sei besser, das Russland-Geschäft unter strengen Auflagen weiterzuführen, als es zu verkaufen, was dem Kreml zugutekäme, oder es zu schließen und zu sehen, wie der russische Staat sich das Geschäft aneignet.

Argumente „nicht mehr stichhaltig“

Eddy Hargreaves, ein Aktienanalyst beim Vermögensverwalter Investec, sagte dem britischen „Telegraph“ allerdings: „Diese Argumente sind nicht mehr stichhaltig, weil sie die Russen nicht wirklich davon abhalten, zu tun, was sie wollen.“

Er wies darauf hin, dass die russische Regierung letzte Woche Vermögenswerte von Carlsberg und Danone im Rahmen eines Erlasses enteignete, der sich gegen Unternehmen aus „unfreundlichen“ Ländern richtet. Hargreaves sagte, dass Unilever, Nestle und andere Unternehmen „erpresst werden, damit sie ihre Angestellten zwangsrekrutieren lassen“, weil sie andernfalls geschlossen oder enteignet werden würden.

Er sagte: „Wenn sie weitermachen, riskieren sie, weltweit an Ansehen zu verlieren. Gleichzeitig können sie nicht mehr wirklich sagen, dass sie ihre Mitarbeiter oder deren Wohlergehen schützen.“