Kevin Spacey vor dem Gericht in London
Reuters/Peter Cziborra
Sexuelle Übergriffe

Kevin Spacey freigesprochen

Der US-Schauspieler und Regisseur Kevin Spacey ist am Mittwoch in seinem Strafprozess in London wegen sexueller Übergriffe in allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Das teilte die Jury nach knapp zwölfeinhalbstündigen Beratungen am Mittwoch mit. Dem Hollywood-Star war Fehlverhalten gegenüber vier Männern vorgeworfen worden. Er selbst sprach von „romantischen“ Berührungen und Einvernehmen.

Spacey, der am Mittwoch 64 Jahre alt wurde, zeigte sich nach der Urteilsverkündung sichtlich gerührt. Mit einem Taschentuch wischte er sich übers Gesicht. In einem kurzen Statement vor dem Southwark Crown Court sagte der Hollywood-Star, er müsse die Geschehnisse nun erst einmal verarbeiten. Er sei der Jury aber enorm dankbar, dass sie sich die Zeit genommen habe, alle Beweise genau zu prüfen, bevor sie zu einer Entscheidung gekommen sei. „Und ich bin demütig über den Ausgang heute“, fügte er hinzu.

Noch vor Prozessbeginn in London hatte Spacey die Hoffnung geäußert, im Falle eines Freispruchs wieder an seine Erfolge anknüpfen zu können.

Die Anklage hatte Spacey in mehreren Fällen sexuelle Übergriffe gegen vier verschiedene Männer vorgeworfen, etwa Nötigung zum Geschlechtsverkehr. Laut Anklage ereigneten sich die Fälle zwischen 2001 und 2013 in London und der Grafschaft Gloucestershire. Spacey war von 2004 bis 2015 künstlerischer Direktor am Londoner Theater Old Vic und lebte zeitweise in der britischen Hauptstadt.

Spacey wies Vorwürfe zurück

Die mutmaßlichen Opfer sagten im Prozess gegen Spacey aus. Sie warfen dem Schauspieler unter anderem vor, er sei ein „sexueller Bully“. Ein Zeuge sagte aus, Spacey habe ihm „wie eine Kobra“ in den Schritt gepackt. Spacey selbst stritt die Anschuldigungen ab.

Er räumte im Prozess etwa Berührungen eines Mannes in der Leistengegend sowie einen sexuellen Akt mit einem weiteren ein. Spacey betonte aber, es habe sich um „romantische“ Berührungen beziehungsweise einvernehmlichen Sex gehandelt.

Schauspieler Kevin Spacey vor dem Southwark Crown Court in London
IMAGO/ZUMA Wire/Tayfun Salci
Kevin Spacey hatte stets alle Vorwürfe zurückgewiesen

Spacey: Signale „definitiv missgedeutet“

Spacey bestritt auch, seinen Ruhm für sexuelle Übergriffe gegen mehrere Männer ausgenutzt zu haben. Auf die Frage, ob er sich einsam gefühlt und dann sexuelle Kontakte gesucht habe, sagte Spacey der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge: „Willkommen im Leben. Ja. Ja, habe ich.“ Er sei „sehr offen“ gewesen, wenn es um zeitweise zwanglose sexuelle Begegnungen gegangen sei. „Das macht mich nicht zu einem schlechten Menschen.“

Spacey räumte ein, er habe in einem Fall Signale eines Mannes, dass dieser keine sexuellen Kontakte wolle, „definitiv missgedeutet“. Auf Vorwürfe, er habe einem Mann „wie eine Kobra“ in den Schritt gegriffen, sagte Spacey, die Vorwürfe seien frei erfunden.

Als Zeugen der Verteidigung traten bei dem Prozess unter anderem auch der britische Popsänger Elton John und dessen Mann David Furnish auf, die per Videochat aus Monaco zugeschaltet wurden. Was seine Verteidiger mit deren Auftritt bezweckten, blieb jedoch unklar. Konkret zu den Vorwürfen gegen Spacey hatten sie nichts beizutragen.

Vorwürfe im Zuge der „#MeToo“-Debatte

Gegen Spacey gab es in den letzten Jahren immer wieder Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Im vergangenen Jahr musste er sich einem Zivilprozess in den USA stellen, setzte sich damals aber durch. Der Schauspieler Anthony Rapp warf Spacey vor, 1986 bei einer Party sexuell übergriffig geworden zu sein und ihn verletzt zu haben. Er forderte 40 Millionen Dollar Schadenersatz. Doch Spacey gewann den Prozess. Zwei weitere Zivilklagen in den USA wurden zurückgezogen.

Die 2017 im Zuge der „#MeToo“-Debatte erstmals mit Nachdruck öffentlich gemachten Vorwürfe Rapps zogen viele weitere Anschuldigungen nach sich und brachten Spaceys Karriere damals zum Erliegen.

Netflix beendete die Zusammenarbeit zur Erfolgsserie „House of Cards“ und klagte ihn auf Schadenersatz, nachdem Beschwerden von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen am Set über ihn aufgekommen waren. Das Old Vic distanzierte sich ebenfalls von ihm – auch dort waren Vorwürfe laut geworden. Szenen mit ihm in dem Thriller „All the Money in the World“ wurden sogar nachträglich entfernt.

Hoffen auf Karriereneustart

Seine Homosexualität hatte Spacey lange verschwiegen. „Ich habe Dinge ausprobiert, aber ich wollte mir nicht eingestehen, wer ich war. Ich hatte panische Angst, es herauszufinden“, sagte er dem „Zeit“-Magazin im Juni. Zu seiner Karriere sagte er damals, es gebe keine Schule, an der man lernen könne, wie man mit Ruhm umgehe. „Ich habe wirklich versucht, kein Arschloch zu sein. Aber ich glaube, in gewissem Maße war ich ein Arschloch.“

In dem Interview formulierte er gleichzeitig eine Hoffnung: Dass in zehn Jahren „all das hier“ nichts mehr bedeuten werde. Man werde sich an seine Arbeit erinnern, an nichts anderes. Sobald er in London freigesprochen werde, würden ihm bestimmte Leute wieder Rollen anbieten. „Noch in derselben Minute!“