Mick Jagger feiert 80. Geburtstag

Uropa und mit 80 Jahren noch Sexsymbol – das schaffen nicht viele Menschen auf diesem Planeten. Die Ausnahme scheint Sir Michael Philip Jagger zu sein, der heute seinen runden Geburtstag feiert.

Oft erzählt wurde die Geschichte, als „Mick“ schon als Jugendlicher in seiner englischen Heimatstadt Dartford seinen kongenialen Partner und zwischendurch auch Lieblingsfeind Keith Richards kennenlernte.

Während Jaggers Studium an der London School of Economics and Political Science sollen die beiden einander wiedererkannt haben, als sie am Bahnhof auf einen Zug warteten. Eine Blues-Schallplatte unter dem Arm war Startschuss für ein Gespräch und eine Weltkarriere ohne Beispiel.

Die Anfänge der Band waren mühsam, gemeinsam mit Brian Jones zogen Richards und Jagger nach Chelsea, wo sie sich an Coversongs versuchten und erste Auftritte hatten, etwa im Marquee Club.

Laut der Autobiografie von Richards tat sich die Band zunächst schwer, eigene Stücke zu komponieren. Also sperrte der damalige Manager Richards und Jagger in ein Zimmer ein, so lange bis die beiden einen ersten brauchbaren Song ausgetüftelt hatten: „The Last Time“.

„Stimme erfüllt ihren Zweck“

Er habe gar keine gute Stimme, befand Jagger kürzlich in einer BBC-Dokumentation. „Ich habe Glück, dass ich immer noch mehr oder weniger dieselben Töne singen kann als damals, als ich 19 war“, sagte er. „Ich habe keine großartige Stimme. Aber sie ist okay. Sie erfüllt ihren Zweck.“

Jagger nahm seine Arbeit als Frontman von Beginn an sehr ernst, er plante Auftritte akribisch und nahm Gesangs- und Schauspielunterricht. „Ich habe herausgefunden, wie die Kamerawinkel funktionieren. Ich habe mir überlegt, was wir machen würden. Und ich habe meine Bewegungen zu Hause geübt. Ich war vorbereitet.“

Dancing mit Bowie

Als Haupttexter der Rolling Stones schrieb Jagger unzählige Hits, darunter Klassiker wie „(I Can’t Get No) Satisfaction“, „Paint It, Black“, „Angie“ und „Sympathy for the Devil“. Aber auch die Liste der Projekte außerhalb der Band ist lang.

Mit Peter Tosh nahm er 1978 eine Coverversion des Temptation-Songs „Don’t Look Back“ auf, beim Hit von Carly Simons, „You’re So Vain“, übernahm er unüberhörbar den Backgroundgesang. Mit den Jacksons sang er 1984 „State of Shock“. Ein Jahr später wurde sein Duett „Dancing in the Streets“ mit David Bowie musikalisch ein Hit, das Video dazu ein Zeugnis der schreienden Modesünden der 1980er Jahre.

Jagger übernahm auch das Geschäftliche, fädelte die Verträge ein, als die Rolling Stones ihr eigenes Sublabel bei Atlantic Records gründeten. Und Jagger machte die Stones zur Marke mit dem auf der ganzen Welt bekannten Logo. Der Kunststudent John Pasche entwarf die roten Lippen mit der ausgestreckten Zunge – übrigens nicht nach Jaggers Mund, sondern nach dem Vorbild einer Statue der Hindu-Göttin Kali.

Auch das Design der spektakulären Bühnenshows auf dem gesamten Globus stammen großteils aus Jaggers Feder. Die Stones gehörten zu den Ersten, die ihre eigenen Bühnen entwarfen und auf Tour mitnahmen. „Ich habe einfach nur ein gigantisches Spielzimmer für mich selbst entworfen“, sagte Jagger in der Doku „My Life as a Rolling Stone“.

Sänger Mick Jagger
APA/dpa/Roland Holschneider

Beachtlicher Stammbaum

Außergewöhnlich ist bis heute auch Jaggers Liebesleben. Mit Marianne Faithfull, Sängerin, Muse und Nachfahrin von Leopold von Sacher-Masoch, teilte er sich Lieder und Bett, später stritten die beiden vor Gericht um Songrechte. Mit Richards teilte er sich eine Affäre mit dem bayrischen It-Girl Uschi Obermaier: „Ein Highlight in meinem Leben!“, verriet sie der „Süddeutschen Zeitung“.

„Das war in der WG-Küche, da habe ich mit drei Mädchen in der Ismaninger Straße gewohnt, da sagte der Keith zum Mick ‚Jagger, you go‘ und Mick: ‚Nee, ich habe ältere Rechte.‘“

Jagger hatte unzählige Liaisons, er kokettierte auch mit Gerüchten über Affären mit Männern. Verheiratet war er zweimal, mit Bianca Jagger (1971–1978) und Jerry Hall (1990–1999). 13 Jahre lang war er mit der US-Modedesignerin L’Wren Scott liiert, die 2014 wegen Depressionen Suizid beging.

Wenig später kam er mit der Choreografin Melanie Hamrick zusammen, mit der er sein jüngstes Kind, Deveraux, hat. Deveraux ist sechs Jahre alt und damit zwei Jahre jünger als sein Urenkel Ezra. Insgesamt hat Jagger acht Kinder, sechs Enkel und drei Urenkel.

Ob es dabei bleiben wird, weiß man nicht. Genauso wenig kennt man die Zukunft der Rolling Stones. Die Tournee zum 60. Bandjubiläum im vergangenen Jahr war nicht als Abschiedstour deklariert, auch wenn es die erste Tour nach dem Ableben von Schlagzeuger Charlie Watts war. Auch ein neues Album soll schon im Entstehen sein.