Bootsunglück vor Griechenland: Frontex-Rolle wird untersucht

Sechs Wochen nach dem Flüchtlingsunglück mit Hunderten Toten vor der griechischen Küste hat die europäische Bürgerbeauftragte Emily O’Reilly eine Untersuchung eingeleitet. Ziel ist es, die Rolle der EU-Grenzschutzagentur Frontex zu klären, wie die Ombudsfrau heute mitteilte.

„Eine Tragödie dieses Ausmaßes erfordert, dass alle Beteiligten über ihre Verantwortung nachdenken und der Öffentlichkeit klarmachen, wer für diese Todesfälle verantwortlich ist“, so O’Reilly.

Die Bürgerbeauftragte, die Fälle von Missmanagement der EU-Behörden untersucht, forderte von Frontex Einsicht in eine Reihe von Dokumenten zu der Seenotrettung. Dazu gehört der Bericht über den Untergang des überladenen Flüchtlingsschiffs, bei dessen Kentern nach Angaben der EU-Kommission womöglich 600 Menschen ums Leben kamen. Zudem verlangte O’Reilly Auskunft über die Abstimmung zwischen Frontex und der griechischen Küstenwache.

Schwere Kritik an Küstenwache

Frontex-Chef Hans Leijtens hatte Anfang Juli bei einer Anhörung im Europaparlament bekräftigt, dass ein Flugzeug und eine Drohne der Grenzschutzagentur das Schiff vor dem Kentern überflogen hätten.

Frontex habe „Hilfe angeboten, aber es gab keine Antwort der griechischen Behörden“, sagte er. Die griechische Küstenwache gab ihrerseits an, die Bootsbesatzung habe Hilfe abgelehnt und betont, das Boot wolle nach Italien weiterfahren.

Das marode Schiff war von Libyen aus Richtung Europa gestartet und in der Nacht auf den 14. Juni vor der Halbinsel Peloponnes an einer der tiefsten Stellen des Mittelmeers gekentert. Rund hundert Menschen überlebten das Unglück, 82 Leichen wurden geborgen.

Nach Angaben von Überlebenden befanden sich zur Zeit des Unglücks zahlreiche Frauen und Kinder im Laderaum des Schiffes. Nach dem Unglück gab es schwere Kritik an der griechischen Küstenwache, ihre Darstellung der Ereignisse gilt als fragwürdig.