US-Banknoten und die Spiegelung einer Kursentwicklung auf einem Bildschirm
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5,5 Prozent

Fed treibt Leitzins in die Höhe

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) treibt den Leitzins nach einer Pause nochmals in die Höhe. Sie hob ihn am Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt an – auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Es ist der höchste Stand in 22 Jahren. Die Fed will mit ihrer Geldpolitik die Inflation bekämpfen

Die elfte Erhöhung binnen 16 Monaten war allgemein erwartet worden. Im Juni hatte die Fed nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt und den Leitzins in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent belassen. Damals signalisierte sie noch mindestens zwei weitere Anhebungen in diesem Jahr. Im Vorfeld der Entscheidung wurde auf dem Finanzmarkt mit einem Aufschlag von 0,25 Prozentpunkten gerechnet.

Seit März 2022 hob die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation um insgesamt fünf Prozentpunkte an. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Die rasante Inflation war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden.

Fed erhöht Leitzins erneut

Die US-Notenbank Federal Reserve treibt den Leitzins nach einer Pause nochmals in die Höhe. Sie hob ihn um einen viertel Prozentpunkt an – auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 2001. Expertinnen und Experten hatten diesen Schritt erwartet, gehen aber davon aus, dass damit vorerst der Zinsgipfel erreicht ist.

Streben nach der richtigen Balance

Die Inflation im Zaum zu halten ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft abgewürgt wird. Die richtige Balance zu finden ist die große Herausforderung für die Zentralbanken.

Das Gebäude der Federal Reserve Bank in Washington
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Weitere Zinserhöhungen oder nicht? Mitglieder des US-Notenbankrates sollen sich Berichten zufolge in der Frage uneins sein.

Spekulationen über weiteren Fahrplan

Während die weitere Zinserhöhung am Mittwoch bei Analysten und Analystinnen als sicher galt, ist die spannende Frage, wie es danach weitergeht. Medienberichten zufolge gibt es unter den Mitgliedern des US-Notenbankrates unterschiedliche Ansichten. Einige seien dafür, mit den Zinserhöhungen fortzufahren. Andere wollten die Anhebungen stoppen, um den Arbeitsmarkt zu schützen, schrieb der Finanzdienst Bloomberg.

Notenbank-Chef Jerome Powell hielt die Tür für weitere Zinserhöhungen offen. So verwies er in einer Pressekonferenz nach der Entscheidung am Mittwoch darauf, dass die Teuerung weiterhin über der Fed-Zielmarke von zwei Prozent bleibe. Und die Notenbank sei entschlossen, sie auf dieses Niveau zu bringen. Man habe keine Entscheidungen über künftige Zinsschritte getroffen, werde aber eine weitere Straffung der Geldpolitik bei Bedarf in Erwägung ziehen.

Zugleich verwies er darauf, dass bis zur nächsten Zinsentscheidung noch neue Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung kommen werden. Ausgehend davon könne die Fed entscheiden, die Zinsen weiter zu erhöhen oder sie auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Bisher sei es gelungen, die Inflation zu bremsen, ohne dem Arbeitsmarkt zu schaden.

Inflation schwächte sich ab

Die Juni-Daten zeigten, dass sich die hohe Inflation in den USA erneut und spürbar abschwächte. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,0 Prozent. Das war der niedrigste Wert seit etwas mehr als zwei Jahren. Im Mai hatte die Rate noch 4,0 Prozent betragen.

Die Kerninflation fiel im Juni ebenfalls deutlich von 5,3 auf 4,8 Prozent. Bei dieser Rate werden volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. Nach Meinung von Volkswirten gibt die Kernteuerung den allgemeinen Preistrend besser wider als die Gesamtrate.

EZB entscheidet am Donnerstag

Mit Spannung erwartet wird auch eine weitere Entscheidung, und zwar jene der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Donnerstag in Frankfurt verkündet wird. Für die letzte Zinssitzung vor der Sommerpause wird allgemein erwartet, dass die Bank um ihre Chefin Christine Lagarde die Schlüsselsätze wie schon im Juni und im Mai um 0,25 Prozentpunkte anheben wird. Es wäre bereits die neunte Erhöhung in Folge seit Beginn der Zinserhöhungsserie im Sommer 2022.

Damit würde der für Sparerinnen und Sparer wichtige Einlagenzins auf 3,75 Prozent steigen und das Niveau erreichen, auf dem er zuletzt im Sommer 2008 vor der Finanzkrise war. Der zentrale Leitzins, also der Satz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld leihen können, stiege damit auf 4,25 Prozent.