Offenbar Putsch im westafrikanischen Niger

Im westafrikanischen Land Niger haben Soldaten im Fernsehen die Machtübernahme der Armee verkündet. Die Institutionen der siebenten Republik seien aufgelöst, die Luft- und Landesgrenzen geschlossen und es herrsche eine landesweite Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr (Ortszeit), sagte Oberst Amadou Abdramane am späten Abend im nationalen Fernsehsender RTN. Abdramane sprach von einem sogenannten Nationalen Rat für die Rettung des Vaterlandes, der die Macht übernommen habe. Offen war zunächst, ob Abdramane und die neun weiteren Soldaten im Fernsehen für die ganze Armee sprachen.

Abdramane, der von neun weiteren Offizieren in Uniform flankiert wurde, verlas eine Erklärung, in der es hieß, die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte hätten entschieden, „dem Regime, das Sie kennen, aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage und der schlechten Regierungsführung ein Ende zu setzen“. Die Soldaten warnten vor jeder ausländischen Intervention.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell äußerte sich bereits zuvor „sehr besorgt“ über die Ereignisse: „Die EU verurteilt jeden Versuch, die Demokratie zu destabilisieren und die Stabilität Nigers zu beeinträchtigen“, schrieb er auf Twitter.

USA „zutiefst besorgt“

Die US-Regierung zeigte sich ebenfalls noch vor der Fernseh-Rede „zutiefst besorgt“ über die jüngsten Entwicklungen in Niger. Die Vereinigten Staaten verurteilten „aufs Schärfste jeden Versuch, die Funktionsfähigkeit der demokratisch gewählten Regierung Nigers unter der Führung von Präsident Bazoum zu behindern oder zu untergraben“, teilte der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, in Washington mit.

Ein Umsturz in dem westafrikanischen Land hat weitreichende Folgen. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wird. Erst Ende vorigen Jahres hatte die EU eine Militärmission in Niger beschlossen, um den Terrorismus in der Region zu bekämpfen.