Sinead O’Connor beim Singen, 2009
Reuters/Ints Kalnins
1966–2023

Sinead O’Connor ist tot

Die in Irland geborene Sängerin Sinead O’Connor, bekannt für ihre Hitsingle „Nothing Compares 2 U“, ist im Alter von 56 Jahren gestorben. Psychische Erkrankungen begleiteten ihr gesamtes Erwachsenenleben und beeinflussten ihre Musikkarriere und Einstellungen.

„Mit großer Traurigkeit geben wir das Ableben unserer geliebten Sinead bekannt. Ihre Familie und Freunde sind am Boden zerstört und haben darum gebeten, in dieser sehr schwierigen Zeit nicht gestört zu werden“, gab die Familie der Sängerin in einer Erklärung bekannt, die am Mittwoch von BBC und RTE veröffentlicht wurde.

O’Connor schaffte den großen internationalen Durchbruch im Jahr 1990 mit der Coverversion des Prince-Songs „Nothing Compares 2 U“. Bekannt wurde sie aber auch durch ihre skandalträchtigen Auftritte außerhalb des Musikbetriebs. Sie ging niemals einer Auseinandersetzung aus dem Weg, legte sich mit ihrer Familie, mit dem Papst und der katholischen Kirche, auch mit anderen Popstars an.

Misshandlungsvorwürfe gegen Mutter

1966 in Glenageary bei Dublin geboren, wurde Sinead Marie Bernadette O’Connor nach der heiligen Bernadette von Lourdes getauft. Ihre Eltern trennten sich früh, sie wuchs zunächst bei ihrer Mutter auf. Sie behauptete später wiederholt, dass ihre Mutter sie misshandelt habe, und setzte sich damit in ihrem 1994er Song „Fire on Babylon“ auseinander. O’Connor führte viele ihrer späteren psychischen Probleme auf diese Erfahrungen zurück.

Sinead O’Connor beim Singen, 2013
APA/AFP/Fred Tanneau
Der kahlgeschorene Kopf war O’Connors Markenzeichen

Anfang der 1980er Jahre nahm O’Connor als Teenager ihre ersten Songs auf und gründete die Band Ton Ton Macoute. Ihr erstes Soloalbum „The Lion and the Cobra“ entstand, als sie hochschwanger mit ihrem ersten Kind war – das Werk stürmte international die Hitparaden, brachte ihr eine goldene Schallplatte ein und verkaufte sich 2,5 Millionen Mal.

Doch wirklich berühmt wurde sie erst mit ihrem zweiten Album „I Do Not Want What I Haven’t Got“ (1990) und vor allem mit ihrer Version von „Nothing Compares 2 U“ (im Original von Prince), in dem O’Connor sich mit dem Unfalltod ihrer Mutter auseinandersetzte. Alle paar Jahre drohte sie, sich aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen, nur um wieder neue Alben aufzunehmen – allerdings konnte sie an den großen Erfolg ihrer früheren Karriere nie mehr anknüpfen.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Tod des Sohnes

2011 war ein besonders dramatisches Jahr, in dem sie Suiziddrohungen und verzweifelte Hilferufe twitterte. Wenige Monate später sagte sie ihre geplante Tour wegen einer manisch-depressiven Erkrankung ab. 2022 beging ihr 17-jähriger Sohn Suizid. O’Connor verlieh damals ihrem Wunsch Ausdruck, dass niemand seinem Beispiel folgen solle.

O’Connor war ihr ganzes Leben lang eine Nonkonformistin – den Kopf rasierte sie sich eigenen Angaben zufolge, weil die Plattenfirmen sie drängten, konventionell attraktiv zu sein. Ihre politischen und kulturellen Positionen und ihr unruhiges Privatleben überschatteten oft ihre Musik.

Kampf gegen katholische Kirche

Als Kritikerin der katholischen Kirche machte O’Connor im Oktober 1992 Schlagzeilen, als sie bei einem Liveauftritt in der NBC-Sendung „Saturday Night Live“ ein Foto von Papst Johannes Paul II. zerriss und die Kirche als Feind anprangerte.

1999 sorgte O’Connor für Aufruhr in Irland, als sie Priesterin der abtrünnigen lateinischen tridentinischen Kirche wurde – ein Amt, das von der katholischen Hauptkirche nicht anerkannt wurde. Viele Jahre lang forderte sie eine umfassende Untersuchung über das Ausmaß der Rolle der Kirche bei der Vertuschung von Kindesmissbrauch durch Geistliche.

Sinead O’Connor beim Singen, 2013
Reuters/Zoubeir Souissi
O’Connor war eine der bekanntesten Musikerinnen Irlands

Als sich Papst Benedikt XVI. 2010 in Irland entschuldigte, um den jahrzehntelangen Missbrauch zu sühnen, verurteilte O’Connor die Entschuldigung, weil sie nicht weit genug gehe, und rief die Katholiken dazu auf, die Messe zu boykottieren, bis eine vollständige Untersuchung der Rolle des Vatikans stattfand, die 2018 internationale Schlagzeilen machte.

2014 erklärte sie, dass sie der irisch-nationalistischen Sinn-Fein-Partei beitreten wolle, und forderte die Parteiführung zum Rücktritt auf, damit eine jüngere Generation von Aktivisten die Führung übernehmen könne. Später zog sie ihren Antrag zurück. Im Jahr 2018 gab O’Connor bekannt, dass sie zum Islam konvertiert war und den Namen Shuhada’ Davitt annehmen werde – obwohl sie beruflich weiterhin Sinead O’Connor verwendete.

Sängerin Sinead O’Connor gestorben

Die irische Popsängerin Sinead O’Connor ist im Alter von 56 Jahren gestorben. O’Connor war eine der bekanntesten Musikerinnen Irlands. Den internationalen Durchbruch hatte sie 1990 mit dem von Prince geschriebenen Song „Nothing Compares 2 You“, der damals elf Wochen an der Spitze der Charts stand.

„Talent war unübertroffen“

Die Trauer um die Sängerin ist groß. Der irische Premierminister (Taoiseach) Leo Varadkar würdigte O’Connor und sagte, ihre Musik „wurde auf der ganzen Welt geliebt, und ihr Talent war unübertroffen und unvergleichlich“.

Irlands Präsident Michael D. Higgins erinnerte an ihre „außergewöhnlich schöne, einzigartige Stimme“. Wer das Privileg gehabt habe, O’Connor zu kennen, könne nicht anders, als davon gebannt zu sein, mit welcher tiefen und angstfreien Hingabe sie wichtige Themen in die Öffentlichkeit getragen habe, teilte er der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge mit. Higgins würdigte sie als eine der talentiertesten Musikerinnen Irlands der vergangenen Jahrzehnte. „Möge ihr Geist den Frieden finden, den sie auf so viele verschiedene Arten gesucht hat!“

Künstler würdigen O’Connor

„Das ist so eine Tragödie. Was für ein Verlust. Ihr ganzes Leben lang wurde sie verfolgt. Was für ein Talent“, twitterte die US-amerikanische Singer-Songwriterin Melissa Etheridge. Auch die britische Popsängerin Alison Moyet zeigte sich auf Twitter betroffen: „Ich wollte oft mit ihr Kontakt aufnehmen, tat es aber nicht. Ich erinnere mich an ihren Start. Erstaunliche Präsenz. Eine Stimme, die Steine ​​mit Gewalt und nach und nach knacken ließ.“

Der kanadische Rockmusiker und Fotograf Bryan Adams twitterte: „RIP Sinead O’Connor, ich habe es geliebt, mit dir zusammenzuarbeiten, Fotos zu machen, gemeinsam in Irland aufzutreten und zu plaudern, meine ganze Liebe gilt deiner Familie.“