die irische Sängerin Sinead OConnor
IMAGO/Belga
1966-–2023

Stars und Politik trauern um Sinead O’Connor

Kompromisslos und gleichzeitig zerbrechlich hat sich die in Irland geborene Sängerin Sinead O’Connor gezeigt. Am Mittwoch starb die für ihre Hitsingle „Nothing Compares 2 U“ berühmte Sängerin im Alter von 56 Jahren. Musikbranche und Politik zollten O’Connor ihren Respekt.

„In großer Trauer geben wir das Ableben unserer geliebten Sinead bekannt. Ihre Familie und Freunde sind am Boden zerstört und haben darum gebeten, in dieser sehr schwierigen Zeit nicht gestört zu werden“, hatte die Familie der Sängerin in einer Erklärung bekanntgegeben.

Am Donnerstag berichteten britische Medien unter Berufung auf die Polizei, O’Connor sei tot in ihrer Londoner Wohnung entdeckt worden. Woran O’Connor starb, blieb unklar. Der Todesfall werde nicht als verdächtig behandelt, hieß es weiter.

O’Connor wurde zeitlebens von psychischen Erkrankungen begleitet, dadurch wurden auch ihre Musikkarriere und ihre Einstellungen stark beeinflusst. Laut Sky News hatte O’Connor jedoch erst vor zwei Wochen ihre Fans über ihre Rückkehr nach London nach 23 Jahren informiert. Sie sei „glücklich, wieder zu Hause zu sein“, ließ sie damals wissen. Sie kündigte auch ein neues Album und eine weltweite Tournee an.

„Einzigartige Stimme“

Der irische Premierminister (Taoiseach) Leo Varadkar würdigte O’Connor und sagte, ihre Musik „wurde auf der ganzen Welt geliebt, und ihr Talent war unübertroffen und unvergleichlich“. Der irische Präsident Michael D. Higgins lobte O’Connors „Authentizität“ sowie ihre „einzigartige Stimme“. „Was Irland in einem so relativ jungen Alter verloren hat, ist eine unserer größten und begabtesten Komponistinnen und Komponisten, Songwriter und Interpretinnen und Interpreten der letzten Jahrzehnte.“

„Das ist so eine Tragödie. Was für ein Verlust. Ihr ganzes Leben lang wurde sie verfolgt. Was für ein Talent“, twitterte die US-amerikanische Singer-Songwriterin Melissa Etheridge.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Auch die britische Popsängerin Alison Moyet zeigte sich in Twitter betroffen: „Ich wollte oft mit ihr Kontakt aufnehmen, tat es aber nicht. Ich erinnere mich an ihren Start. Erstaunliche Präsenz. Eine Stimme, die Steine ​​mit Gewalt und nach und nach knacken ließ.“

Der kanadische Rockmusiker und Fotograf Bryan Adams twitterte: „RIP Sinead O’Connor, ich habe es geliebt, mit dir zusammenzuarbeiten, Fotos zu machen, gemeinsam Auftritte in Irland – und zu plaudern …“

Mit Prince-Lied zu Weltruhm

Anfang der 1980er Jahre nahm O’Connor als Teenagerin ihre ersten Songs auf und gründete die Band Ton Ton Macoute. Ihr erstes Soloalbum „The Lion and the Cobra“ entstand, als sie hochschwanger mit ihrem ersten Kind war – das Werk stürmte international die Hitparaden, brachte ihr eine goldene Schallplatte ein und verkaufte sich 2,5 Millionen Mal.

„Nothing Compares 2 U“ machte O’Connor vor 33 Jahren weltberühmt, die Nummer hatte einst der US-Musiker Prince geschrieben. Die Ballade war 1990 mehrere Wochen an der Spitze der Charts. O’Connor starb etwa 18 Monate nach ihrem Sohn Shane. Der damals 17-Jährige hatte Suizid begangen. O’Connor verlieh damals ihrem Wunsch Ausdruck, dass niemand seinem Beispiel folgen solle. Sie hinterlässt drei Kinder.

Sängerin Sinead O’Connor gestorben

Die irische Popsängerin Sinead O’Connor ist im Alter von 56 Jahren gestorben. O’Connor war eine der bekanntesten Musikerinnen Irlands. Ihren internationalen Durchbruch hatte sie 1990 mit dem von Prince geschriebenen Song „Nothing Compares 2 U“, der damals elf Wochen an der Spitze der Charts stand.

Die Aufnahme von „Nothing Compares 2 U“ brachte O’Connor damals drei Grammy-Nominierungen ein. Im Laufe ihrer Karriere nahm sie zehn Soloalben auf, schrieb Lieder für Filme und arbeitete mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, war aber auch für Ausbrüche bekannt.

Missbrauchsvorwürfe gegen Mutter

O’Connor war am 8. Dezember 1966 geboren worden. 1966 in Glenageary bei Dublin geboren, wurde Sinead Marie Bernadette O’Connor nach der heiligen Bernadette von Lourdes getauft. Ihre Eltern trennten sich früh, sie wuchs zunächst bei ihrer Mutter auf. Diese verunglückte bei einem Autounfall 1985 tödlich. Ihr warf O’Connor vor, sie als Kind misshandelt zu haben. Mit kontroversen Auftritten und Aussagen erregte O’Connor immer wieder Aufmerksamkeit, sie zerriss etwa 1992 in der US-Show „Saturday Night Live“ vor laufender Kamera ein Bild von Papst Johannes Paul II. – als Protest gegen die Kindesmissbrauchsskandale der katholischen Kirche.

Sinead O’Connor beim Singen, 2013
Reuters/Zoubeir Souissi
O’Connor war eine der bekanntesten Musikerinnen Irlands

Später sagte sie dazu laut „Irish Times“: „Es tut mir nicht leid, dass ich es getan habe. Es war großartig. Aber es war sehr traumatisch. Es öffnete Tür und Tor, um mich wie eine verrückte Schlampe zu behandeln.“

Als sich Papst Benedikt XVI. 2010 in Irland entschuldigte, um den jahrzehntelangen Missbrauch zu sühnen, verurteilte O’Connor die Entschuldigung, weil sie nicht weit genug gehe. Außerdem rief sie die Katholikinnen und Katholiken dazu auf, die Messe zu boykottieren, bis eine vollständige Untersuchung der Rolle des Vatikan stattfand, die 2018 internationale Schlagzeilen machte.

Zeitlebens eine Nonkonformistin

2014 erklärte sie, dass sie der irisch-nationalistischen Sinn-Fein-Partei beitreten wolle, und forderte die Parteiführung zum Rücktritt auf, damit eine jüngere Generation von Aktivistinnen und Aktivisten die Führung übernehmen könne. Später zog sie ihren Antrag zurück.

2018 konvertierte sie zum Islam, trug auch Kopftuch. Ihren Namen ließ sie auf Shuhada’ Davitt ändern – obwohl sie beruflich weiterhin Sinead O’Connor verwendete. In den 90ern hatte sie sich noch von einer katholischen Splittergruppe zu einer Priesterin weihen lassen. Immer wieder gab es Berichte über Vertragsstreitigkeiten aus der Branche, mehrfach kündigte sie an, ihre Karriere beenden zu wollen.

O’Connor war ihr ganzes Leben lang eine Nonkonformistin – den Kopf rasierte sie sich eigenen Angaben zufolge, weil die Plattenfirmen sie drängten, konventionell attraktiv zu sein. Ihre politischen und kulturellen Positionen und ihr unruhiges Privatleben überschatteten oft ihre Musik. O’Connor sprach immer wieder über psychische Probleme. 2017 sagte sie in einem Video: „Psychische Krankheiten sind ein bisschen wie Drogen – sie kümmern sich nicht darum, wer du bist.“