Paris sieht für Putschisten in Niger Chance zu Umkehr

Die französische Regierung sieht noch Spielraum für eine Abwendung des Putsches in Niger. „Wenn ich von einem versuchten Staatsstreich spreche, dann deshalb, weil wir die Dinge nicht als endgültig betrachten“, sagte Außenministerin Catherine Colonna laut französischen Medien heute am Rande der Reise von Präsident Emmanuel Macron nach Papua-Neuguinea.

Die Putschisten in dem westafrikanischen Land hätten noch Zeit, den internationalen Forderungen nach Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum nachzukommen. Macron sagte, er habe mit Bazoum gesprochen und arbeite mit den Staats- und Regierungschefs der Sahel-Region zusammen, um die Demokratie in Niger zu verteidigen. Dabei unterstütze er auch eine mögliche Verhängung von Sanktionen. In französischen Diplomatenkreisen wurde die Lage als weiterhin „sehr verworren“ bezeichnet.

Große geostrategische Bedeutung für EU

Bazoum wird im Präsidentenpalast festgehalten. Es ist nach wie vor unklar, wer in Niger nun das Sagen hat. Am Mittwoch hatte die Präsidentengarde das Staatsoberhaupt in der früheren französischen Kolonie entmachtet.

Gestern hatte sich die Armee dem Putsch angeschlossen. Sie erklärte, ihre Priorität sei es, eine Destabilisierung des Landes zu vermeiden. Auch andere europäische Staaten sowie die Vereinten Nationen haben den Putsch scharf verurteilt.

Durch ihn droht der Westen einen der wenigen Verbündeten in der Region beim Kampf gegen Islamisten in der Sahel-Zone und gegen illegale Migration nach Europa zu verlieren. In den Nachbarländern Mali und Burkina Faso brachen Militärregierungen nach gewaltsamen Machtübernahmen Beziehungen zum Westen ab und näherten sich Russland an.