Zadic-Gesetzestext in weiblicher Form stößt auf ÖVP-Kritik

Mit einem in rein weiblicher Form geschriebenen Gesetzestext stößt Justizministerin Alma Zadic (Grüne) beim Koalitionspartner auf wenig Verständnis. „Ich wüsste nicht, welchen Beitrag man für Geschlechtergerechtigkeit dadurch leistet, dass etwas, was man kritisiert, einfach umgedreht wird“, sagte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker im Ö1-Morgenjournal. Im Alltag der Bevölkerung ist das Thema Gendern laut einer Umfrage indes nicht angekommen.

Zadic hatte das Flexible Kapitalgesellschaftsgesetz schon im Mai mit ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner vorgestellt. Männer sind darin mitgemeint. Das kommt bei der FPÖ aber so wie bei der ÖVP nicht gut an: Werde die männliche Form verwendet, seien Frauen mitgemeint, werde ausschließlich die weibliche Form verwendet, würden nur Frauen angesprochen, so FPÖ-Verfassungssprecherin Susanne Fürst. Allerdings ist Zadics Entwurf ein expliziter Hinweis vorangestellt, dass Männer immer mitgemeint sind.

Lob von SPÖ und NEOS

Positive Reaktionen kommen währenddessen von der SPÖ und NEOS. Für SPÖ-Frauenchefin Eva Maria Holzleitner hat das Sichtbarmachen von Frauen einen „wichtigen Zweck“ und „großen Sinn“. Für NEOS-Justizsprecher Johannes Margreiter ist die Sprache ein „Machtfaktor“ – „Wir haben nichts dagegen, wenn einmal in die andere Richtung gegendert wird.“ „Fürchtet euch nicht vor inklusiver Sprache“, mahnte indes die grüne Frauensprecherin Meri Disoski gegenüber Ö1.

Umfrage: Mehrheit gendert nicht

Berührungsängste gibt es auch in der Bevölkerung, wie eine vom „Kurier“ beauftragte OGM-Umfrage (920 Befragte, Schwankungsbreite 3,2 Prozentpunkte) zeigte. 67 Prozent gaben an, das Gendern beim Schreiben und Sprechen zu vermeiden. Zehn Prozent gendern hingegen beim Schreiben und Sprechen mehr oder weniger regelmäßig, neun Prozent nur beim Schreiben, drei nur beim Sprechen. „Etwa jeder Zehnte gibt an, nur in bestimmten Situationen zu gendern, wenn es beruflich notwendig erscheint“, erklärte OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer.

Frauen gendern etwas häufiger als Männer, auch die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung gendert aber nicht. Große Unterschiede ergeben sich hinsichtlich der politischen Präferenz: Während 80 Prozent der Grün-Wählerinnen und -Wähler gendern, versuchen mehr als 90 Prozent der FPÖ- und drei Viertel der ÖVP-Wähler, das zu vermeiden. Insgesamt sprachen sich 79 Prozent für Entscheidungsfreiheit beim Gendern für jede und jeden aus.