Moskau und Kiew werfen einander Raketenterror vor

Nach einer Explosion im südrussischen Taganrog hat Moskau Kiew die Schuld für den Angriff gegeben. „Das Kiewer Regime hat eine Terrorattacke (…) gegen die Wohninfrastruktur der Stadt Taganrog im Gebiet Rostow geführt“, teilte das russische Verteidigungsministerium gestern mit.

Die Luftverteidigung habe die Rakete abgefangen, Trümmerteile seien aber herabgefallen. Bei einem Raketenangriff auf die ukrainische Millionenstadt Dnipro wurden unterdessen neun Menschen verletzt.

Einschlag in Nähe eines Cafes gemeldet

Gestern Nachmittag hatten russische Behörden den Einschlag in der Nähe eines Cafes im Zentrum von Taganrog gemeldet. Laut dem Gouverneur der Region Rostow, Wassili Golubew, wurden 15 Menschen verletzt. Neun von ihnen wurden in Krankenhäuser gebracht. Die Ukrainer sollen laut Moskauer Angaben das Flugabwehrsystem S-200 zur Angriffswaffe umfunktioniert und damit geschossen haben. Das ließ sich zunächst nicht verifizieren.

Einschlagskrater in Taganrog
AP

Golubew berichtete später von einer zweiten Rakete, die über dem Landkreis Asow unweit von Taganrog abgeschossen worden sei. Die Trümmerteile sollen hier in einer unbewohnten Gegend heruntergekommen sein und keine Schäden angerichtet haben. Unabhängig konnten die russischen Angaben nicht überprüft werden.

Das Ermittlungskomitee in Moskau leitete wegen des Einschlags in Taganrog ein Strafverfahren wegen Terrorismus ein. In der Pressemitteilung der Behörde ist von 13 Verletzten die Rede. Dazu seien mehrere Wohnhäuser und administrative Gebäude beschädigt worden.

Raketeneinschlag in Dnipro

Unterdessen wurden bei einem Raketeneinschlag in der ukrainischen Millionenstadt Dnipro einige Stunden später mindestens neun Menschen verletzt, wie der Leiter der Gebietsverwaltung von Dnipropetrowsk, Serhyj Lysak, auf Telegram mitteilte. Behörden hatten zuvor nur von drei Verletzten gesprochen.

„Die russischen Terroristen haben auf ein Hochhaus gezielt“, schrieb der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko am Freitagabend in seinem Telegram-Kanal. Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj wurde neben dem Hochhaus auch das Gebäude des ukrainischen Geheimdienstes SBU getroffen.

Brennendes Hochhaus in Dnipro
APA/AFP/Vitalii Matokha

Auch Luftalarm in anderen Regionen der Ukraine

Videos zeigen schwere Beschädigungen. Die relativ geringe Zahl der Verletzten wurde in ukrainischen Medien damit erklärt, dass viele Wohnungen in dem Hochhaus noch nicht bezogen worden seien.

Luftalarm gab es auch in anderen Regionen der Ukraine, etwa in der Hauptstadt Kiew. Zudem berichteten Medien über Explosionen im Gebiet Sumy im Nordosten des Landes und in der südostukrainischen Großstadt Saporischschja. Russische Medien hatten zuvor berichtet, dass die ukrainische Rakete auf Taganrog aus der Region abgefeuert worden sei.