Beschädigtes Wohnhaus in Dnipro
IMAGO/ZUMA Wire/Hector Adolfo Quintanar Perez
Kämpfe nehmen zu

Moskau und Kiew sehen „Raketenterror“

Nach einer Explosion in Taganrog am Freitag hat Moskau Kiew die Schuld an der „Terrorattacke" gegeben. Die Rakete sei abgefangen worden, Trümmerteile seien aber herabgefallen. Unterdessen wurden bei einem Raketeneinschlag durch „russische Terroristen" im ukrainischen Dnipro neun Menschen verletzt. Da die Ukraine die Gegenoffensive verstärke, könnten die Angriffe laut Medien auf eine „aggressivere Ausweitung“ des Krieges hindeuten. Laut britischem Verteidigungsministerium nahmen die Kämpfe in der Südukraine zuletzt zu.

Unter den neun Verletzten des russischen Raketenangriffs auf Dnipro seien zwei Kinder gewesen, teilte der Gouverneur der Region, Serhyj Lysak, mit und sprach von einer „schwierigen Nacht“ für seine Region. „Zuerst wurden Raketen auf Dnipro abgefeuert. Und schon in der Nacht setzte der Feind seinen Terror fort. Ich habe die Region Nikopol besucht“, schrieb der Gouverneur von Dnipropetrowsk auf Telegram.

In Dnipro habe sich die Zahl der Opfer – neun Menschen – nicht geändert. Zusätzlich zu den angegriffenen Verwaltungsgebäuden und Hochhäusern seien auch vier Wohngebäude in der Umgebung und Verwaltungsgebäude angegriffen worden. Die Such- und Rettungsaktionen seien inzwischen abgeschlossen. Diejenigen, die kriminelle Befehle gegeben, sie ausgeführt und sich „aufrichtig über unser Unglück gefreut“ hätten, würden ihre Rechnung bekommen, so der Gouverneur.

Russland leitet Strafverfahren gegen Terrorismus ein

„Das Kiewer Regime hat eine Terrorattacke (…) gegen die Wohninfrastruktur der Stadt Taganrog im Gebiet Rostow geführt“, hatte wiederum das russische Verteidigungsministerium am Freitag mitgeteilt. Die Luftverteidigung habe die Rakete abgefangen, Trümmerteile seien aber herabgefallen.

Zuvor hatten russische Behörden den Einschlag in der Nähe eines Cafes im Zentrum von Taganrog gemeldet. Laut dem Gouverneur der Region Rostow, Wassili Golubew, wurden 15 Menschen verletzt. Neun von ihnen wurden in Krankenhäuser gebracht.

Einschlagskrater in Taganrog
AP
Ein Einschlagskrater in Taganrog

Die Trümmerteile sollen hier in einer unbewohnten Gegend heruntergekommen sein und keine Schäden angerichtet haben. Unabhängig konnten die russischen Angaben nicht überprüft werden. Das Ermittlungskomitee in Moskau leitete wegen des Einschlags in Taganrog ein Strafverfahren wegen Terrorismus ein. In der Pressemitteilung der Behörde ist von 13 Verletzten die Rede. Dazu seien mehrere Wohnhäuser und administrative Gebäude beschädigt worden.

Medien: „Aggressivere Ausweitung“ des Krieges?

Ukrainische Raketenangriffe auf Russland seien selten, so die „New York Times“ („NYT“), und könnten mit Blick auf die ukrainische Gegenoffensive auf eine „aggressivere Ausweitung des Krieges“ hindeuten. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums handle es sich bei den beiden am Freitag abgeschossenen Raketen um Versionen der S-200-Flugabwehrraketen aus der Sowjetära, die so modifiziert wurden, dass sie Bodenziele treffen können.

Die Befehlshaber in Kiew seien bestrebt, die Reichweite der Raketenartillerie und der konventionellen Artillerie zu vergrößern. So hoffe die Ukraine, bis zum Ufer des Asowschen Meeres vorzustoßen und damit die „Landbrücke“ von Russland zur Krim zu unterbrechen. Die Schwarzmeer-Halbinsel wurde 2014 von Russland annektiert.

Ukraine: Raketenangriff auf Dnipro

Bei einem Raketenangriff auf die ukrainische Millionenstadt Dnipro sind am Freitag neun Menschen verletzt worden. Zuvor soll es einen Raketeneinschlag im Gebiet Rostow in Russland gegeben haben. Dabei sollen 15 Menschen verletzt worden sein.

Ukraine: „Verteidigungsfähigkeit des Gegners schwächen“

„Die Hauptaufgabe, vor der wir jetzt stehen, besteht neben dem Vormarsch natürlich darin, die Verteidigungsfähigkeit des Gegners zu schwächen“, sagte Hanna Maljar, die stellvertretende Verteidigungsministerin, im ukrainischen Staatsfernsehen. „Und genau das tun wir jetzt.“

Olexandr Tarnavsky, der Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte in den Regionen Donezk und Saporischschja, verglich die Gegenoffensive mit einem Boxkampf. Die Ukraine wolle mit Waffen mit größerer Reichweite zuschlagen, um den Gegner „auf Armlänge zu halten“ und so den Nahkampf zu vermeiden. Das stelle einen gewissen Wandel dar, so die Analyse der „NYT“, nachdem die ersten Tage der Gegenoffensive der Ukraine schwere Verluste und kaum Fortschritte gebracht hätten.

Kämpfe im Süden der Ukraine nehmen zu

Sowohl Russland als auch die Ukraine berichteten der „NYT“ zufolge von anhaltenden schweren Kämpfen in der Südukraine, wo die ukrainischen Streitkräfte jüngst vereinzelte Fortschritte gemacht hätten und auf zwei Achsen einige Kilometer durch die russische Verteidigung vorrücken würden.

Auch das britische Verteidigungsministerium gab in einem neuen Bericht am Samstag an, dass die Kämpfe in der Südukraine nach Angaben britischer Militärexperten in den vergangenen 48 Stunden in zwei Sektoren zugenommen hätten.

„Im Süden von Orichiw fokussieren sich die Kämpfe nahe dem Dorf Robotyne, im Gebiet, das in der Verantwortung von Russlands 58. Armee liegt“, hieß es in der Mitteilung. 80 Kilometer weiter östlich sei es ukrainischen Streitkräften gelungen, die russische Luftlandetruppen zu besiegen und das Dorf Staromajorske zurückzuerobern. Ebenfalls offensive Einsätze der Ukrainer gebe es weiter im Norden, im Wald von Serebrjansk, westlich von Kreminna. Dort habe es aber nur wenig Fortschritte gegeben, so die Mitteilung weiter.