Mehr als 40 Tote bei Selbstmordanschlag in Pakistan

Bei einem Selbstmordanschlag bei einer Veranstaltung einer islamistischen Partei im Nordwesten Pakistans sind gestern mehr als 40 Menschen getötet worden. Wie der Gesundheitsminister der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Riaz Anwar, mitteilte, wurden bei dem Anschlag mindestens 44 Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt. Der Attentäter hatte sich demzufolge in unmittelbarer Nähe der Bühne in die Luft gesprengt.

Der Anschlag in der Kleinstadt Khar nahe der Grenze zu Afghanistan zielte auf eine Veranstaltung der islamistischen Partei Jamiat Ulema-e-Islam-F (JUI-F). Unter einem Zelt hatten sich mehr als 400 Parteianhänger versammelt. „Ein hochrangiges Parteimitglied sollte bei der Zeremonie sprechen, doch vor seinem Auftritt explodierte eine Bombe“, sagte ein Polizist. Nach Angaben von Gesundheitsminister Anwar wurde der Sprengsatz von einem Selbstmordattentäter gezündet.

IS hinter Anschlag vermutet

Fotos in den Onlinenetzwerken zeigten ein Bild der Verwüstung: auf dem Boden liegende Leichen und blutüberströmte Opfer, die von Rettungskräften in Krankenwagen gebracht werden.

Für den Anschlag übernahm zunächst niemand die Verantwortung. Allerdings hatte der örtliche Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kürzlich Angriffe gegen die JUI-F verübt. Der IS wirft der JUI-F Heuchelei vor, weil die Partei die Regierung und das Militär unterstütze. Im vergangenen Jahr hatte der IS zudem Religionsgelehrte angegriffen, die der JUI-F nahestehen.

Rettungsfahrzeug am Ort der Explosion in Khyber Pakhtunkhwa, Pakistan
AP/Rescue 1122 Head Quarters

Partei als Zünglein an der Waage

Die JUI-F verfügt im Norden und Westen Pakistans über ein großes Netzwerk von Moscheen und Koranschulen. Der Vorsitzende der Partei, der Kleriker Fazlur Rehman, wurde als islamistischer Hardliner bekannt, trat mit den Jahren aber gemäßigter auf, um Allianzen mit säkularen Parteien auf der linken und rechten Seite des politischen Spektrums schließen zu können. So hat er seine Partei zu einem wichtigen Akteur in pakistanischen Regierungskoalitionen gemacht.

In Pakistan stehen im Oktober oder November eine Neuwahl an. Obwohl das Parlament noch nicht offiziell aufgelöst ist, bereiten sich die Parteien bereits auf den Wahlkampf vor.