Der Frachter „Fremantle Highway“
Reuters/Dutch Coastguard
Abgeschleppt

Brennender Frachter an neuem Ankerplatz

Der seit vergangener Woche vor der niederländischen Küste brennende Frachter ist in einem riskanten Manöver über Nacht abgeschleppt worden. Er liegt nun an einem neuen Ankerplatz etwa 16 Kilometer im Norden der Wattenmeerinsel Schiermonnikoog, wie die zuständigen Behörden bekanntgaben. Die aktuelle Position gilt als sicherer, die Suche nach einem endgültigen Hafen geht allerdings weiter.

Der Transport wurde von Bergungsexperten begleitet. Auch ein Spezialschiff, das Öl räumen kann, ist dabei. Bisher lag der Frachter im Norden der Insel Terschelling. An dem neuen Liegeplatz soll der Frachter weiterhin von zwei Schleppern stabil in Position gehalten werden. Sobald die Situation an Bord es zulasse, soll er in einen Hafen verlegt werden. Welcher das ist, ist noch nicht bekannt.

Der seit Mittwoch wütende Brand auf dem Schiff mit rund 3.800 Autos an Bord ist zwar schwächer geworden. Doch die Gefahr, dass die Stahlwände der Hitze nicht mehr standhalten, bleibt hoch. Bei Rissen oder sogar einem Auseinanderbrechen und Kentern droht eine Ölpest – eine Katastrophe für die Nordsee, das besonders geschützte Wattenmeer mit seinen Vogelgebieten und die Inselbewohnerinnen und -bewohner.

Bisher kann das Feuer nicht gezielt gelöscht werden. Löschwasser könnte das Schiff zum Kentern bringen. Der Frachter war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als in der Nacht auf Mittwoch Feuer ausbrach.

Grafik zur Position des brennenden Frachtschiffs
Grafik: APA/ORF; Quelle: dpa

Dramatische Stunden an Bord

Der Funkverkehr gibt einen Eindruck von den ersten Stunden nach Ausbruch des Feuers. Die Temperatur an Bord des Schiffes sei sehr schnell gestiegen, die Besatzung hätte aber keine Möglichkeit gehabt, zu den Rettungsbooten zu gelangen, geht aus den Funksprüchen hervor. Die Küstenwache vereinbarte dann mit den Besatzungsmitgliedern, dass diese ins Wasser springen sollten.

Sieben Mitglieder der 23-köpfigen Besatzung wagten den Sprung rund 30 Meter in die Tiefe. Einer von ihnen kam dabei ums Leben, mehrere weitere wurden von den Rettungskräften verletzt aus dem Wasser geholt. „Es ist zu hoch, um zu springen. Es gibt zu viele Verletzte“, heißt es im Funkverkehr. Die übrigen 16 Besatzungsmitglieder blieben deshalb vorerst auf dem Schiff und wurden später mit zwei Hubschraubern von Bord geholt.

Gleicher Besitzer wie von „Ever Given“

Die „Fremantle Highway“ ist im Eigentum der japanischen Shoei Kisen K. K. Die Reederei Kawasaki Kisen K. K. hatte das Schiff von dem Unternehmen gechartert. Shoei Kisen K. K. ist auch Eigner des Containerschiffes „Ever Given“, das im März 2021 im Sueskanal auf Grund gelaufen war und weltweit Schlagzeilen gemacht hatte. Tagelang hatte der 400 Meter lange Frachter die wichtige Wasserstraße zwischen Asien und Europa blockiert. Er fuhr ebenfalls unter der Flagge Panamas und war vor der Havarie von einem in Taiwan ansässigen Unternehmen gechartert worden.

Brennender Frachter abgeschleppt

Der seit vergangener Woche vor der niederländischen Küste brennende Frachter ist in einem riskanten Manöver über Nacht abgeschleppt worden. Er liegt nun an einem neuen Ankerplatz etwa 16 Kilometer im Norden der Wattenmeerinsel Schiermonnikoog, wie die zuständigen Behörden bekanntgaben. Die aktuelle Position gilt als sicherer, die Suche nach einem endgültigen Hafen geht allerdings weiter.

Erinnerungen an Frachterbrand in Atlantik

Der Brand der „Fremantle Highway“ weckt auch Erinnerungen an die „Felicity Ace“. Der Frachter war – ebenfalls mit Hunderten Autos beladenen – auf dem Weg von Deutschland in die USA, als ein Feuer ausbrach. Die Mannschaft konnte das Schiff verlassen, das daraufhin aufgegeben wurde. Ein Bergungsteam konnte den Frachter zwar so lange kühlen, bis das Feuer ausgebrannt war, das Schiff sank schließlich aber rund 400 Kilometer vor den portugiesischen Azoren. Auch bei der „Felicity Ace“ war spekuliert worden, dass defekte E-Auto-Akkus für den Brand verantwortlich waren.

Zwar ist die Brandgefahr von Elektroautos laut Fachleuten nicht höher als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Doch fängt einmal ein Akku eines E-Autos Feuer, könne das die Löschsysteme von Frachtschiffen überfordern, heißt es von Experten.

„Die Schiffe sind in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden, mit entsprechenden Veränderungen bei den Brandlasten. Die Löschsysteme haben mit dieser Entwicklung aber nicht Schritt gehalten und sind häufig veraltet“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, etwa am Donnerstag der dpa. „Das muss sich grundlegend ändern. Vor allem Brände von Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen bleiben sonst weitgehend unbeherrschbar“, so Asmussen.