Israel: Oberstes Gericht berät am 12. September über Justizumbau

In Israel wollen alle 15 Richter des obersten Gerichts Medienberichten zufolge erstmals am 12. September zusammentreten, um sich mit Petitionen gegen ein Gesetz im Rahmen der kontroversen Justizreform zu befassen.

Die rechts-religiöse Regierung hatte vor einer Woche ein Kernelement der Reform verabschiedet, das dem obersten Gericht die Möglichkeit nimmt, gegen „unangemessene“ Entscheidungen der Regierung vorzugehen. Das Gericht tritt den Berichten zufolge unter Vorsitz der Präsidentin Esther Chajut in seiner Funktion als oberste Berufungsinstanz zusammen.

Der Staat Israel hat keine Verfassung und fußt dagegen auf einer Sammlung von Grundgesetzen. Bei der im Parlament beschlossenen Abschaffung des Angemessenheitsstandards handelt es sich um eine Änderung eines dieser Grundgesetze. In Israels Geschichte wurde bisher noch nie ein vergleichbares Gesetz vom obersten Gericht kassiert. Sollte das nun geschehen und die Regierung die Entscheidung nicht akzeptieren, droht dem Land eine Staatskrise.

„Mafiöse Drohung“ von Regierungspartei

Die rechtskonservative Regierungspartei Likud teilte gestern mit: „Die israelischen Regierungen haben immer das Gesetz und die Urteile des Gerichts respektiert, und das Gericht hat immer die Grundgesetze respektiert.“ Jedes Abweichen von diesen Prinzipien würde „die israelische Demokratie, die gerade in diesen Tagen Ruhe, Dialog und Verantwortung braucht, schwer beschädigen“.

Die Protestbewegung gegen den Justizumbau kritisierte diese Mitteilung als „mafiöse Drohung des Angeklagten gegen das Gericht“. Sie bezog sich damit auf den laufenden Korruptionsprozess gegen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. „Die obersten Richter wissen, dass Millionen von Israelis Wache halten werden, damit sie ihre Rolle als Hüter der Demokratie erfüllen können“, hieß es in der Mitteilung.

Kritiker stufen das Vorgehen der Regierung als Gefahr für Israels Demokratie ein. Netanjahus Regierung argumentiert, das Gericht sei in Israel zu mächtig und mische sich zu stark in politische Fragen ein.