Junge Menschen sitzen in einem Büro an einem Besprechungstisch
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Arbeitsmarkt

Rekord an unselbstständig Beschäftigten

Die Arbeitslosenquote ist im Juli weiter gestiegen. Gleichzeitig wurde ein neuer Rekordwert an Arbeitenden erreicht: Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik waren laut Arbeitsministerium mehr als vier Millionen Menschen unselbstständig beschäftigt. Eine aktuelle Studie des AMS zeigt zudem, dass sich die „grüne Transformation“ der Wirtschaft längst auch stark auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich im Juli mit 5,9 Prozent Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr (5,6 Prozent) leicht verschlechtert. Im langjährigen Vergleich ist die Arbeitslosigkeit aber nach wie vor auf niedrigem Niveau. Beim Arbeitsmarktservice (AMS) waren 310.582 Personen arbeitslos gemeldet – 60.355 davon waren in Schulungen.

Regional gesehen stieg die Arbeitslosigkeit nur in Tirol nicht. Davor war die Arbeitslosigkeit zuletzt im Juli 2012 niedriger als aktuell, wie aus dem Arbeitsmarktbericht des Arbeitsministeriums hervorgeht.

Erstmals Viermillionenmarke übersprungen

Zugleich waren erstmals mehr als vier Millionen Personen unselbstständig erwerbstätig. Dazu zählen neben Angestellten und Arbeiterinnen und Arbeitern auch Beamte, Lehrlinge sowie freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer.

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher betonte, der Arbeitsmarkt sei angesichts der schwachen weltweiten Konjunktur und des Ukraine-Krieges „bemerkenswert“ robust und krisenfest. Kocher zufolge hätten die aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen in den letzten Jahren geholfen, die Arbeitslosenquote deutlich zu reduzieren. In einer Aussendung verwies er darauf, dass diese 2019, also im Jahr vor Ausbruch der Cov-Pandemie, bei 6,5 Prozent gelegen sei. 2020 sei sie auf 9,2 Prozent gestiegen, ehe sie 2021 auf 6,8 Prozent zurückging.

Dass die Arbeitslosenzahl steigt und gleichzeitig jene der offenen Stellen sinkt, ist laut AMS-Chefin Petra Draxl ein Zeichen dafür, dass sich der Arbeitsmarkt eintrübt.

Mehr Lehrlinge

Weiterhin einen positiven Trend gibt es bei den Lehrlingszahlen. Diese steigen, vor allem im Bereich Banken und Versicherung sowie Information und Consultig. Insgesamt sind derzeit 87.824 Lehrlinge – 0,4 Prozent mehr als vor einem Jahr – in Ausbildung. Davon sind 30.160 im ersten Lehrjahr.

Obwohl mehr Menschen ohne Arbeit sind, gibt es laut AMS derzeit fast 111.000 offene Stellen. Kocher plädierte hier erneut für den Ausbau der Kinderbetreuung, damit mehr Frauen – rascher – auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Daneben brauche es auch qualifizierten Fachkräftezuzug.

Grafik zur Arbeitslosigkeit im Juli
Grafik: APA/ORF; Quelle: AMS

„Klimarelevante Berufe“ stark nachgefragt

Unterdessen kam eine vom AMS beauftragte WIFO-Studie zum Ergebnis, dass die Transformation hin zu einer grünen Wirtschaft voll im Gange ist. Vom WIFO befragte Fachleute waren sich einig, dass eine „grüne Wirtschaft“, die den Kampf gegen den Klimawandel unterstützt, „alternativlos“ sei. Das wirkt sich laut AMS bereits jetzt auf den Arbeitsmarkt aus.

Ende Juli waren mehr als 13.500 sofort verfügbare offene Stellen in „klimarelevanten“ Berufen beim AMS gemeldet. In den letzten zehn Jahren vervierfachte sich die Nachfrage nach „klimarelevanten“ Jobs – eine allgemein anerkannte Definition dafür gibt es bisher nicht – beinahe: von mehr als 3.600 auf mehr als 14.100.

Zahl der Arbeitslosen gestiegen

Die Zahl der arbeitslos gemeldeten oder in AMS-Schulungen befindlichen Personen ist im Juli gestiegen. Gleichzeitig suchen nach wie vor viele Unternehmen dringend gut ausgebildete Arbeitskräfte.

Der Anteil dieser Jobs an allen offenen Stellen lag im Vorjahr bei 11,2 Prozent. Meist sind diese Stellen auch schwieriger zu besetzen. Im ersten Halbjahr waren die fünf meistgesuchten Berufe im Baubereich Elektriker, Elektrotechnikerin, Installateur, Maurerin und Maschinenbautechniker.

Das AMS setzt nach eigenen Angaben Schwerpunkte bei der Aus- und Fortbildung gerade in diesen Bereichen. Denn für die Transformation der Wirtschaft weg von fossilen Energieträgern brauche es Arbeits- und Fachkräfte, so AMS-Chef Johannes Kopf. Laut WIFO-Studie hat eine verstärkte Ökologisierung der Wirtschaft auch positive Folgen für den Arbeitsmarkt.