Armbänder
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Plastikperlen

Mädchenstolz als Armbandtrend

Mädchensein ist „in“ – und das nicht erst seit Greta Gerwigs „Barbie“. Dass Weiblichkeit in all ihren Facetten gefeiert wird, zeigt auch ein bunter Fashion-Trend, der sich vor allem durch Konzerte von Taylor Swift und Harry Styles manifestiert hat: Freundschaftsarmbänder von und für Fans fluten TikTok, Instagram und Co. und lassen selbst ältere Semester nostalgisch werden. Ein Sommertrend wie damals.

Sie sehen aus, als hätte sie eine Achtjährige gemacht, und tatsächlich ist das Prinzip hinter den Armbändern so kinderleicht wie es sich anhört. Man nehme einen Faden und ein paar bunte Perlen mit Loch – mehr braucht es nicht. Vollendet wird das Modeaccessoire durch eine stimmige Reihenfolge an Farben und Buchstaben, etwa jene von „Watermelon Sugar“, angelehnt an einen Song von Popstar Styles, in der die Perlen aufgefädelt werden.

In vielen Kulturen bedeuten Freundschaftsarmbänder ein Zeichen der Zuneigung und der Verbundenheit, insbesondere unter Jugendlichen. Früher wurden sie vor allem aus Garn geknüpft, heute sind sie vorwiegend aus Plastik. Den aktuellen Anlass sollen die Fanfreundschaftsarmbänder in einer Songzeile von Grammy-Gewinnerin Swift gefunden haben.

Momente zum Umbinden

In einem ihrer Lieder heißt es: „‚Cause there were pages turned with the bridges burned. Everything you lose is a step you take. So make the friendship bracelets. Take the moment and taste it. You’ve got no reason to be afraid.“ Zu Deutsch: „Denn es wurden Seiten umgeblättert und Brücken abgebrannt. Alles, was man verliert, ist ein Schritt, den man tut. Also mach die Freundschaftsarmbänder. Nimm den Moment und koste ihn aus. Du hast keinen Grund, Angst zu haben.“

Armbandbastelutensilien
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„Genieß ein Stamperl ‚Lavender Haze‘ (ein Swift-Song, Anm.) und bastle ein Armband“, heißt es auf einem Schild auf dem Parkplatz vor einem Konzert

Ein besonderer Moment also könnte sinnbildhaft durch ein Freundschaftsarmband verstärkt werden – etwa ein Swift-Konzert. Manche produzieren gar Tausende dieser Armbänder und tauschen sie mit Freundinnen und Freunden. Zu einem speziellen Trend wurde es, die Armbänder vor Konzerten an andere Fans zu verschenken und zu tauschen, das zeigen unzählige Postings in Social Media.

Etsy-Business boomt

Vielleicht etwas gegen den Ehrenkodex, aber durchaus möglich ist es auch, Freundschaftsarmbänder zu kaufen. Plattformen wie Etsy bieten hierfür unzählige Möglichkeiten. Bis zu 15 Euro werden beispielsweise für ein durch den Sänger Styles inspiriertes selbstgemachtes Armband verlangt.

Swift selbst postete schon 2019 ein Foto ihres mit Freundschaftsarmbändern geschmückten Unterarms auf Instagram, um ihr Album „Lover“ zu bewerben. Die Accessoires enthielten Hinweise auf ihre Liebe zu Katzen, ihr 2008 erschienenes Album „Fearless“ und ihre Unterstützung für die LGBTQIA+-Community.

„Wir haben zwei Stunden lang getauscht“

Die 17-jährige Rose Greff besuchte Mitte Juli ein Swift-Konzert der „Eras Tour“ in Denver im US-Bundesstaat Colorado. Ihr Onkel, Scott Mast, erzählte ORF.at, seine Nichte habe sehr viel Zeit damit verbracht, Armbänder anzufertigen. „Meine Nichte hat stundenlang Armbänder gebastelt, und sie mussten unbedingt etwas aus ’Taylors Welt‘ beinhalten. Wir waren drei Stunden vorher dort“, so Mast. „Wir haben zwei Stunden lang getauscht.“

Mädchensein ist in

Weiblichkeit in all ihren Facetten zu feiern, zeigt etwa ein bunter Fashiontrend, der sich insbesondere durch Konzerte von Taylor Swift und Harry Styles manifestiert hat: Freundschaftsarmbänder von und für Fans. Manche produzieren Tausende dieser Armbänder. Zu einem speziellen Trend hat es sich entwickelt, diese dann vor Konzerten an andere Fans zu verschenken oder zu tauschen, das zeigen unzählige Postings in sozialen Netzwerken. Möglich ist es auch, die Freundschaftsarmbänder zu verkaufen. Plattformen wie Etsy bieten hierfür die Möglichkeit.

Als besondere Herausforderung wird es offenbar gesehen, Berühmtheiten ein Freundschaftsarmband zu schenken. So berichten Fans in Social Media davon, der Schauspielerin Nicole Kidman, dem Schauspieler Joe Locke und dem Model Gigi Hadid ein Armband im Rahmen der „Eras Tour“ geschenkt zu haben. Sogar Swift selbst wurde während eines ihrer Konzerte aus dem Publikum mit einem Armband beschenkt – wohl die Königsdisziplin für bastelnde Fans.

Wolfgang Petry – geheimer Vorreiter?

Ähnliche Anbahnungen versuchten allerdings bereits Fans in den 1980ern beim deutschen Schlagersänger Wolfgang Petry. In der Tat wurden Petry Hunderte Armbänder von Anhängerinnen und Anhängern geschenkt, die er bis zum Ellenbogen nicht nur bei seinen Konzerten trug. Gegenüber der „Bild“ klagte er einmal, die Schmuckstücke fingen allmählich zu stinken an, weshalb er sie vor rund 20 Jahren zugunsten von Flutopfern versteigern ließ.

Schlagersänger Wolfgang Petry
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Petry spendete seine Armbänder vor 20 Jahren zugunsten von Flutopfern

Damals wie heute ist wohl der Stolz darauf das verbindende Element. „Wie oft wurde sich über Mädchen wie mich lustig gemacht, wie oft wurden wir als hyperventilierende Kinder mit peinlichem Musikgeschmack abgestempelt?“, fragte zuletzt die Journalistin Anna Jandrisevits in ihrem emanzipatorischen Text „Was Mädchen mögen, finden alle anderen aus Prinzip scheiße“.

Bunte Plastikarmbänder mit kitschigen Textzeilen offen zu tragen, scheint also auch ein Zeichen zu sein, Feminität offen ausleben zu dürfen, ohne mit Vorurteilen konfrontiert zu werden. Taylor Swift hören, den „Barbie“-Film anschauen, Pink tragen und Freundschaftsarmbänder tauschen: Mädchensein ist der größte Sommertrend 2023.