Handel spürt sparende Kundinnen und Kunden besonders

Wegen der extrem hohen Inflation schauen viele Menschen genauer auf ihr Geld. Das spürt der Handel besonders. Zuletzt gab es die Riesenpleite von kika/Leiner. Dazu kamen Forstinger, Gerry Weber und Salamander.

Das Kaufverhalten habe sich zudem ins Internet verlagert, worauf nicht alle Handelsfirmen ausreichend ausgerichtet seien, so Insolvenzexpertin Cornelia Wesenauer heute im Ö1-Morgenjournal.

Zuletzt fielen die Pleiten von Handelsketten besonders auf. Der Einzelhandel leidet nach wie vor unter einem schwachen privaten Konsum, wie erst tags zuvor aus dem aktuellen „Konjunkturreport Einzelhandel“ des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) im Auftrag des Handelsverbandes hervorging.

Die Nachfrage blieb seit Jahresbeginn unter dem Vorjahresniveau. Nominell verzeichnete der Handel zwar ein Wachstum, aber inflationsbereinigt erzielte die Branche seit September vergangenen Jahres kein Wachstum mehr.

Kostensituation im Handel problematisch

In dieser Branche gibt es auch laut Wesenauer vom AKV und Cordula Cerha von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) spezielle Themen. „Auf der einen Seite hat sich die Kostensituation im Handel zugespitzt“, so Cerha.

Wesenauer sagt, der Handel habe das spezielle Problem, dass Faktoren wie erhöhte Energiekosten, steigende Zinsen und Ähnliches nicht nur die Seite des Unternehmens selber treffen, sondern auch die Kunden. Und das wiederum bedeute „doppelte und dreifache“ Auswirkungen auf den Handel.

Es sei aber nicht nur die Inflation, immer noch spiele die Pandemie eine Rolle, sagt Cerha: „Es gibt sicher auch einen Nachholeffekt nach Covid. Während der Pandemie gab es deutlich weniger Insolvenzen als in den Jahren davor. Das war jetzt nicht dadurch bedingt, dass die Unternehmen auf einmal alle keine Probleme mehr hatten, sondern da haben die Förderungen sicher auch in manchen Unternehmen die Probleme überdeckt.“

Will sieht keine Nachzieheffekte

Rainer Will vom Handelsverband widersprach im Bericht: Solche Nachzieheffekte gebe es im Handel nicht. „Wir hatten im letzten Lockdown auch kaum Hilfen erhalten im Vergleich zur Restwirtschaft“, so der Handelsverband-Geschäftsführer.

Es liege daran, dass die Konsumstimmung schlecht war und nur langsam besser werde. Der Handel erziele im neunten Monat in Folge kein reales Umsatzwachstum, so Will. Cerha von der WU Wien sagte allerdings auch, dass bei manchen Unternehmen Fehler der Grund für Insolvenzen seien. So habe sich der Zusteller Flink wenig überraschend aus dem Österreich-Geschäft zurückgezogen. Die Strategie sei nicht vorausschauend gewesen.

Zur Forderung des Handelsverbands nach weiteren Hilfen sagte Wesenauer sinngemäß, dass man sich – so wichtig Hilfen während der Pandemie waren – jetzt die Frage stellen müsse, ob nicht auch einmal die Seite der Konsumenten gestärkt werden sollte.

„Nachholinsolvenzen“ im Modehandel

Eine Insolvenzwelle trifft aktuell auch zahlreiche Modeketten mit Geschäften unter anderem in Niederösterreich. Zuletzt etwa war Hallhuber betroffen. Hauptursache für die Insolvenzen seien die Nachwirkungen der CoV-Pandemie, heißt es von der Wirtschaftskammer.

Mehr dazu in noe.ORF.at