Neue Gefechte in palästinensischem Lager in Libanon

Trotz einer vereinbarten Waffenruhe haben sich auch gestern Mitglieder der Palästinenserorganisation Fatah und islamistischer Gruppen in einem Flüchtlingslager im Libanon bewaffnete Gefechte geliefert. Das bestätigte der örtliche Parlamentarier und Hauptverhandlungsführer, Osama Saad, der dpa. Nach Aussagen von Journalistinnen und Journalisten an Ort und Stelle wurde bei den Kämpfen auch ein Gebäude beschossen, in dem Journalisten Unterschlupf suchten.

Mindestens sieben Menschen waren bei den Gefechten in dem Lager nahe der Küstenstadt Sidon bis gestern Abend ums Leben gekommen. Ob es heute weitere Tote gegeben hat, war zunächst nicht bekannt. Es soll außerdem Dutzende Verletzte gegeben haben, wie das nahe gelegene Krankenhaus al-Hamschari mitteilte.

Mutmaßliches Attentat als Auslöser für Gefechte

Auslöser der Gefechte im Lager Ain al-Hilweh war ein mutmaßliches Attentat auf den Fatah-Kommandeur Abu Aschraf al-Armuschi. Laut Saad soll es „eine eingehende Untersuchung“ zu der Ermordung geben.

Die Gewalt war am Samstagabend ausgebrochen und setzte sich bis zum Montag fort. Die Beteiligten haben laut Medienberichten und Augenzeugen unter anderem mit Maschinenpistolen und Scharfschützengewehren geschossen. Mindestens 2.000 Menschen seien nach Aussagen des Roten Halbmondes seit Beginn der Gefechte aus dem Lager geflohen.

Ain al-Hilweh im Süden des Landes ist mit rund 80.000 Einwohnern und Einwohnerinnen das größte palästinensische Flüchtlingslager im Libanon. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner sind Geflüchtete des ersten arabisch-israelischen Krieges im Jahr 1948 sowie deren Nachkommen.

Andere palästinensische Bewohnerinnen und Bewohner wurden im libanesischen Bürgerkrieg (1975–90) dorthin vertrieben. In den vergangenen Jahren kamen außerdem Palästinenser aus Syrien wegen des dortigen Bürgerkriegs hinzu. 2015 scheiterte in dem Camp ein Anschlag auf einen Sicherheitsbeauftragten der Fatah.