Gut besuchter Strand auf Paros
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„Handtuchbewegung“

Streit um Plätze auf griechischen Stränden

Vielen Griechinnen und Griechen reicht es: „Wir fordern unsere Strände zurück“, heißt es von der „Handtuchbewegung“. Damit drückt die Protestgruppe nicht Ärger über den Tourismus aus, sondern über das ausufernde Verhalten von Betreibern illegaler Strandbars. Das Beispiel der Insel Paros macht mittlerweile im ganzen Land Schule – und zeigt bereits erste Wirkung.

Die Menschen auf Paros zeigten am Sonntag mit einem Protest am Strand Santa Maria im Norden der Kykladeninsel, dass es ihnen ernst ist. Sie zogen mit Handtüchern und Transparenten am Ufer entlang und skandierten vor den Augen erstaunter Touristinnen und Touristen: „Wir fordern unsere Strände zurück“ und „Rettet die Strände“.

Am Mittwoch wurden bei Santa Maria Strandliegen und Sonnenschirme entfernt. Drei Strandbars mussten schließen, wie der griechische Rundfunk (ERT) am Donnerstag berichtete. Kontrollen gab es demnach auf fast allen Urlaubsinseln wie Rhodos, Kos und Naxos. „Es ist ein kleiner Sieg“, sagte eine Einwohnerin von Paros dem Athener Nachrichtensender Skai.

Finanzminister kündigte Maßnahmen an

Besorgt über die Folgen für den griechischen Tourismus hatte am Vorabend der griechische Finanzminister Kostas Chatzidakis im Fernsehen erklärt, er werde alle nötigen Maßnahmen einleiten, damit die Zustände an den Stränden gestoppt werden. Mit Blick auf mögliche Beziehungen von Strandbarbesitzerinnen mit staatlichen Kontrolleuren oder den Kommunalbehörden, die ein Auge zudrücken könnten, sagte er: „Wir werden niemanden verschonen.“

Der Protest richtet sich nicht etwa gegen Touristinnen und Touristen, sondern gegen die zahllosen illegalen und halblegalen Strandbars, deren Strandliegen und Sonnenschirme die Strände zupflastern. Bereits Anfang Mai zum Start der Sommersaison hatte der stellvertretende Staatsanwalt des Obersten griechischen Gerichtshofs per Rundschreiben die Staatsanwaltschaften im ganzen Land dazu aufgerufen, hart durchzugreifen.

Es gelte, dafür zu sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger freien, ungehinderten Zugang zu den Stränden hätten – diese seien in jedem Fall öffentlich. „Das griechische Gesetz kennt keine Privatstrände“, hieß es.

Gut besuchter Strand auf Paros
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Unter anderem um den Platz an der Sonne auf dem Strand Santa Maria wird gestritten

Gesetz zahnlos

Griechenland verfügt samt seiner Inseln mit rund 14.000 Kilometern über die längste Küstenlinie des Mittelmeers. Entsprechend sind Kontrollen ein Tropfen auf den heißen Stein, viele Betreiber von Strandbars kommen ungeschoren davon. „Das Gesetz besagt, dass kein Strand zu mehr als der Hälfte bewirtschaftet werden darf“, so Paros-Einwohner Nikolas Stefanou am Dienstag gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender ERT. „Aber es gibt riesige Abweichungen.“

Manche mieteten von der Gemeinde 16 Quadratmeter Strand und stellten dann 500 Quadratmeter dicht an dicht mit Sonnenschirmen und kostenpflichtigen Liegen voll, berichtete Stefanou. Und nicht nur das: „Wir haben Beschwerden von Mitbürgern vorliegen, die von den Betreibern richtiggehend verscheucht wurden, weil sie ihr Handtuch neben den Liegen auf dem Sand ausbreiten wollten“, sagte der Mitbegründer der „Bewegung der Bürger Paros für freie Strände“.

Großer Zuspruch

Die Demonstrantinnen und Demonstranten von Paros, die von den Medien „Handtuchbewegung“ getauft wurden, könnten in Griechenland Schule machen, weil das Phänomen der illegalen Ausbreitung der Strandbars vielen Griechen ein Dorn im Auge ist. Schon jetzt erhalten die Organisatoren großen Zuspruch in sozialen Netzwerken.