Menschen in einem AUA-Flugzeug
ORF/Günther Rosenberger
Trotz Inflation und Klimakrise

Airlines fliegen hohe Gewinne ein

Die Luftfahrtbranche befindet sich aufgrund gestiegener Passagierzahlen und höherer Ticketpreise im Aufwind. Trotz Inflation und Klimaschädlichkeit ist die Nachfrage nach Flugreisen groß. Die Lufthansa erwartet 2023 eines der besten Jahre ihrer Geschichte, die AUA erreichte schwarze Zahlen, Ryanair vervierfachte seinen Quartalsgewinn. Unklar ist, wie lange dieser Höhenflug anhält.

Aus dem Chaos auf vielen Flughäfen im vergangenen Sommer hat die Branche ihre Lehren gezogen. Kapazitäten und Beschäftigte wurden aufgestockt, so Luftfahrtexperte Kurt Hofmann am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal: „Die Branche ist stabil aufgestellt und verdient viel Geld.“

Hauptgewinner nach der Pandemie waren vor allem die Billigfluglinien. Ryanair konnte etwa zwischen April und Juni seinen Gewinn auf 663 Millionen Euro fast vervierfachen – allerdings im Vergleich zu einem schwachen Vergleichsquartal 2022. EasyJet kam im Frühlingsquartal nach langer Zeit wieder aus der Verlustzone. Die ungarische Billigairline Wizz Air erzielte im letzten Quartal dank eines Passagierrekords ebenfalls wieder Gewinne.

Rekordergebnis für Lufthansa

Nun ziehen andere Fluglinien nach. Die AUA konnte im ersten Halbjahr das Betriebsergebnis (EBIT) im Jahresvergleich von minus 110 auf plus 15 Millionen Euro steigern. Der Umsatz legte um 57 Prozent auf 1,064 Milliarden Euro zu – mehr dazu in wien.ORF.at. Die Lufthansa-Tochter sieht einen guten „Rückenwind für Investitionen“. Zurückzuführen ist das gute Ergebnis auf die gestiegenen Passagierzahlen. Von Jänner bis Juni beförderte die AUA über 6,1 Millionen Menschen – ein Plus von 47 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022.

Screenshot zeigt Flugzeugbewegung über Europa
Screenshot flightradar24.com
Der Verkehr in der Luft ist derzeit besonders hoch

Nach einem Rekordergebnis im zweiten Quartal – der operative Gewinn verdreifachte sich auf knapp 1,1 Milliarden Euro – könnte die Lufthansa heuer im gesamten Jahr einen bereinigten operativen Gewinn von mindestens 2,6 Milliarden Euro erwirtschaften, hieß es am Donnerstag aus dem Unternehmen.

Allerdings schwelt nach wie vor ein Konflikt zwischen der Lufthansa und den Piloten. Ein Streik könnte drohen. Am Donnerstag beginnt eine mehrtägige Abstimmung unter den Stammpiloten und -pilotinnen über das Verhandlungsergebnis. Die Lufthansa bietet eine Erhöhung in den nächsten drei Jahren in mehreren Stufen von mindestens 18 Prozent. Zusammen mit zwei pauschalen Erhöhungen aus dem Vorjahr ergäben sich je nach Einstufung Steigerungen zwischen 25 und 50 Prozent über den gesamten Zeitraum.

„Fliegen von einer Krise in die nächste“

„Die Fluglinien fliegen traditionell von einer Krise in die nächste“, stellte Hofmann fest. Wie lange das gute Sommergeschäft anhält, hänge von der Inflation ab, aber auch von der Verfügbarkeit moderner Flugzeugkapazitäten. Es fehle etwa die Ersatzteilversorgung. Die durch die Pandemie beeinträchtigten globalen Lieferketten seien nach wie vor nicht vollständig wiederhergestellt.

Ryanair-Chef Michael O’Leary zeigte sich trotz des Gewinns der vergangenen Monate bereits zurückhaltend und geht nach dem Reiseboom im Sommer von einer schwächeren Nachfrage in den kommenden Monaten aus. Auch Wizz Air erwartet ein geringeres Kapazitätswachstum als angenommen aufgrund anhaltender Probleme in der Lieferkette.

Hofman sieht Fliegen weiterhin im Hochpreissegment. Derzeit seien die Ticketpreise rund 25 Prozent höher als im Vergleich zum Vorjahr, bei geringeren Kapazitäten. Das Flugangebot der Lufthansa erreicht heuer etwa 85 Prozent des Niveaus aus dem Vor-CoV-Jahr 2019. Ein Rückgang der Ticketpreise könnte laut Hofmann frühestens im kommenden Jahr eintreten, wenn die Nachfrage sinkt.

Fachleute empfehlen höhere Ticketpreise

Fachleute empfehlen aufgrund der Klimakrise allerdings eine starke Preiserhöhung. Denn obwohl sich die Flugbranche dazu bekannt hat, bis 2050 CO2-neutral zu fliegen, gibt es erhebliche Zweifel an der Durchsetzbarkeit dieses Ziels. Eine Studie des Schweizer Paul Scherrer Instituts (PSI) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) zeigt, dass klimaneutrales Fliegen alleine mit dem Ersatz von Kerosin durch nachhaltigen Treibstoff nicht möglich ist.

Es gehe nicht nur um die Emissionen, die beim Fliegen selbst entstehen, sondern auch um die Emissionen, die bei der Produktion des Treibstoffs und der benötigten Luftfahrtinfrastruktur wie etwa Flughäfen anfallen.

Wenn die Luftfahrt bis 2050 Klimaneutralität erreichen will, muss sie laut der Studie neben anderen Maßnahmen wie dem Speichern von CO2 im Boden den Flugverkehr jedes Jahr um 0,8 Prozent verringern, falls sie bei fossilen Treibstoffen bleibt. Er würde dann 2050 bei etwa 80 Prozent des heutigen Aufkommens liegen. Gelinge es, auf klimaschonendere Treibstoffe umzustellen, reichten 0,4 Prozent pro Jahr.