Der Frachter wird abgeschleppt
AP/Peter Dejong
Richtung Hafen

Riskante Fahrt für ausgebrannten Frachter

Der vor acht Tagen in der Nordsee in Brand geratene Frachter „Freemantle Highway“ befindet sich seit Donnerstagfrüh auf seiner letzten Fahrt. Das Schiff wird in den niederländischen Hafen Eemshaven geschleppt. Der Brand an Bord ist mittlerweile gelöscht, zuletzt stiegen wegen schwieriger Wetterbedingungen aber die Risiken für eine Bergung.

Die Strecke vom letzten Ankerplatz bis zum nächstgelegenen Seehafen Eemshaven ist über 60 Kilometer lang. Der Frachter wird geschleppt, begleitet von Bergungsspezialisten und einem Schiff, das im Notfall austretendes Öl binden kann.

Der Autofrachter fährt unter der Flagge Panamas und gehört der japanischen Reederei Shoei Kisen K. K. Er hatte bei Antritt seiner Fahrt vom deutschen Bremerhaven in Richtung Singapur rund 3.800 Autos und 1,6 Millionen Liter Schweröl an Bord – genug für eine Umweltkatastrophe enormen Ausmaßes.

Risiken wurden größer

Mit der Bergung des havarierten Frachters wurde das niederländische Unternehmen Boskalis beauftragt. Die Teams im Einsatz drängten zuletzt darauf, das Schiff möglichst bald in einen Hafen zu schleppen. Der Grund waren kritische Wetterbedingungen.

Der ausgebrannte Frachter Fremantle Highway
AP/Peter Dejong
Spuren des Brandes sind an der Außenhaut des Schiffs deutlich zu sehen

Es sei immer schwieriger geworden, den 200 Meter langen und 30 Meter hohen Frachter, „der wie ein schwankender Stahlblock im Meer liegt, stabil zu halten“, hieß es in der „Tagesschau“ der ARD. Auf die hohen Bordwände des Schiffs würden „gewaltige Kräfte einwirken“, hatte Boskalis-Vorstandschef Peter Berdowski laut „Tagesschau“ im niederländischen TV NOS gewarnt.

Wind und Wellen können Probleme machen

„Wenn starker Wind gegen eine Seite drückt, dann besteht die Gefahr, dass das Schiff nicht mehr beherrschbar ist. Bei Westwind würde es von der Küste wegtreiben, aber in den nächsten Tagen bekommen wir Nordwestwind, da treibt das Schiff auf die Küste zu“, so Berdowski. Das Schiff solle möglichst rasch aus dem Wattenmeer geschleppt werden. Tagelang war die Sorge groß gewesen, dass es dort zu einer Umweltkatastrophe kommen könne.

Auf kürzestem Weg aus dem Wattenmeer

Der Seehafen von Eemshaven im Nordosten der Niederlande bei Het Hogeland hatte sich angeboten, weil er der nächste zum letzten Ankerplatz der „Freemantle Highway“ etwa 16 Kilometer im Norden der niederländischen Wattenmeer-Insel Schiermonnikoog ist.

Boote im Hafen Eemshaven
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Eemshaven im Nordosten der Niederlande bot sich als nächster sicherer Hafen an

Der Hafen sei die beste Option angesichts der schlechten Wetterbedingungen, seiner Infrastruktur und des relativ kurzen Weges, hatte es geheißen. Dadurch könnten Risiken eingeschränkt werden. Der Brand an Bord war zu Beginn der Bergung nach Tagen gelöscht. Der Hafen liegt an der Emsmündung gegenüber der deutschen Seite mit dem ostfriesischen Emden.

E-Auto-Batterie als vermutete Brandursache

Der Brand an Bord des Frachters war am Mittwoch vor einer Woche ausgebrochen, das Schiff lag zu diesem Zeitpunkt rund 30 Kilometer nördlich der zu den Niederlanden gehörenden westfriesischen Insel Ameland. Brandherd war vermutlich die Batterie eines E-Autos, bestätigt ist das aber bisher nicht. Jedenfalls hat der Frachter fast 500 E-Autos an Bord.

Rauch kommt aus dem brennendes Frachtschiff
AP/Coast Guard Netherlands/Kustwachtvliegtuig
Der Frachter brannte tagelang im Wattenmeer vor der niederländischen Küste

Ein Besatzungsmitglied kam nach dem Brand ums Leben, die anderen 22 wurden gerettet. Einige Männer waren ins Wasser gesprungen. Die „Freemantle Highway“, seit 2013 in Betrieb, ist knapp 200 Meter lang, 32 Meter breit und an die 30 Meter hoch, Sie kann bei voller Ladung über 6.000 Pkws fassen. Ihr Motor leistet über 16.000 PS. Ob das Schiff nach dem Brand verschrottet oder instand gesetzt wird, ist noch nicht klar.

Derselbe Besitzer wie von „Ever Given“

Der Frachter befindet sich – wie erwähnt – im Eigentum der japanischen Shoei Kisen K. K. Die Großreederei Kawasaki Kisen K. K. („K-Line) mit Sitz in Tokio hatte das Schiff von dem Unternehmen gechartert. Shoei Kisen K. K. ist auch Eigentümer des Containerschiffes „Ever Given“, das im März 2021 im Sueskanal auf Grund gelaufen war und weltweit Schlagzeilen gemacht hatte.

Satellitenaufnahme der „Ever Given“ im Suezkanal
APA/AFP/Maxar
Die „Ever Given“ der Reederei Shoei Kisen legte 2021 den Schiffsverkehr im Sueskanal lahm

Tagelang hatte der 400 Meter lange Frachter die wichtige Wasserstraße zwischen Asien und Europa blockiert. Er fuhr ebenfalls unter der Flagge Panamas und war vor der Havarie von einem in Taiwan ansässigen Unternehmen gechartert worden.

Erinnerungen an Frachterbrand in Atlantik

Der Brand der „Fremantle Highway“ weckt auch Erinnerungen an die „Felicity Ace“. Der Frachter war – ebenfalls mit Hunderten Autos beladenen – auf dem Weg von Deutschland in die USA, als ein Feuer ausbrach. Die Mannschaft konnte das Schiff verlassen, das daraufhin aufgegeben wurde.

Ein Bergungsteam konnte den Frachter zwar so lange kühlen, bis das Feuer ausgebrannt war, das Schiff sank schließlich aber rund 400 Kilometer vor den portugiesischen Azoren. Auch bei der „Felicity Ace“ war spekuliert worden, dass defekte E-Auto-Akkus für den Brand verantwortlich waren.