Wirecard: Verteidiger fordert Freilassung Brauns

Im Münchner Wirecard-Prozess fordern die Verteidiger von Ex-Vorstandschef Markus Braun die Freilassung des seit drei Jahren in Untersuchungshaft sitzenden Managers. Rechtsanwalt Alfred Dierlamm beantragte heute vor dem Landgericht München I außerdem erneut die Aussetzung des Verfahrens und warf der Justiz schwere Fehler vor.

Der Verteidiger sprach von einer „Farce“. „Eine Auswertung der Zahlungsflüsse (bei Wirecard) hat faktisch nicht stattgefunden.“ Auch nach über drei Jahren Verfahrensdauer hätten die Justizbehörden etwa die Veruntreuungen von Wirecard-Vermögen in Millionenhöhe nicht einmal ansatzweise aufgeklärt, so Dierlamm.

Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und zwei mitangeklagten früheren Wirecard-Managern vor, im Verein mit weiteren Komplizen eine kriminelle Bande gebildet und kreditgebende Banken um drei Milliarden Euro geprellt zu haben. Der DAX-Konzern war laut Anklage defizitär. Um die Kredite zu bekommen, soll die Bande wiederum Milliardenumsätze erdichtet haben.

Grundlage sind die Aussagen des Kronzeugen Oliver Bellenhaus, ehedem Wirecard-Geschäftsführer in Dubai. Laut Verteidigung sollen der seit Sommer 2020 untergetauchte Vertriebsvorstand Jan Marsalek, Bellenhaus und Mittäter zwei Milliarden Euro aus echten Geschäften veruntreut haben. Braun arbeite an der Aufklärung mit, so sein Anwalt.