Nawalny erwartet „stalinistisches“ Urteil

Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny erwartet morgen ein weiteres hartes Urteil gegen sich. Er müsse mit einer Strafe von etwa 18 weiteren Jahren Gefängnis rechnen, hieß es heute in einem Beitrag auf seiner Website.

„Es wird eine lange Strafe werden“, schrieb Nawalny. „Das nennt man ‚stalinistisch‘.“ Der 47-Jährige, der bereits zu elfeinhalb Jahren Strafkolonie unter anderem wegen Betruges verurteilt worden war, rief auch zum Widerstand gegen „Schurken und Diebe“ auf.

20 Jahre gefordert

Morgen will ein Gericht in Moskau das Urteil gegen den prominenten Gegner von Russlands Präsidenten Wladimir Putin verkünden. Die Staatsanwaltschaft hatte 20 Jahre Haft gefordert.

Sie wirft Nawalny, der bereits seit mehr als zwei Jahren hinter Gittern sitzt, unter anderem die Anstiftung und Finanzierung extremistischer Aktivitäten und die Gründung einer extremistischen Organisation vor. Der 47-Jährige weist die Anschuldigungen als frei erfunden zurück und argumentiert, sie dienten nur dazu, ihn zum Schweigen zu bringen.

Zusammenbruch nach Vergiftung

Das Gerichtsverfahren begann im Juni in einem Straflager in Melechowo etwa 235 Kilometer östlich von Moskau, wo Nawalny einsitzt. Der Oppositionspolitiker wurde im Jänner 2021 nach seiner Rückkehr nach Russland festgenommen.

Im August 2020 war er auf einem innerrussischen Flug zusammengebrochen. Zunächst wurde er in Russland behandelt, dann in die Berliner Charite verlegt. Dort wurde eine Vergiftung mit einem Nervengift festgestellt. Die Regierung in Moskau hat Vorwürfe zurückgewiesen, russische Behörden hätten versucht, ihn zu töten.