Demonstranten vor dem Gericht in Washington
Reuters/Jonathan Ernst
Neue Anklage

Trump plädiert auf „nicht schuldig“

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat nach der Anklage gegen ihn rund um versuchte Wahlbeeinflussung und die Kapitol-Attacke auf „nicht schuldig“ plädiert. Er erschien am Donnerstag persönlich vor Gericht in Washington DC. Kürzlich war er im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug und der Attacke seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 angeklagt worden.

Bei dem Gerichtstermin wurden ihm die Anschuldigungen erstmals formal und in Person präsentiert. Er streitet alle Vorwürfe ab und wertet jedes juristische Vorgehen gegen ihn als Versuch seiner Gegner, ihn von einem Wiedereinzug ins Weiße Haus abzuhalten. „Die Demokraten wollen nicht gegen mich antreten, sonst würden sie die ‚Justiz‘ nicht so beispiellos als Waffe einsetzen“, sagte er zuvor.

Wenige Stunden vor der Anhörung hatte der 77-Jährige auf seiner Plattform Truth Social geschrieben: „Ich fahre jetzt nach Washington DC, um festgenommen zu werden, weil ich eine korrupte, manipulierte und gestohlene Wahl angefochten habe.“ Trump bezeichnete die Anschuldigungen in der Vergangenheit als rein politisch motiviert.

Demonstranten vor dem Gericht in Washington
APA/AFP/Getty Images/Drew Angerer
Auch Anhänger von Donald Trump haben sich in Washington DC versammelt

Das Interesse an dem Termin ist riesig. Schon mehr als 24 Stunden davor hatten sich zahlreiche Satellitenwagen und Kamerateams in- und ausländischer Medien vor dem Gericht postiert. Vor dem Gebäude wurden zusätzliche Zäune errichtet, einige Zufahrtsstraßen wurden sogar mit Schneepflügen abgesperrt.

45 Seiten starke Anklageschrift

Trump wurde am Dienstag von einem Bundesgericht in Washington DC angeklagt, weil er versucht haben soll, das Ergebnis der Wahl 2020 illegal gekippt und die friedliche Übergabe der Macht an Präsident Joe Biden verhindert zu haben. In der 45 Seiten starken Anklageschrift wirft ihm Sonderermittler Jack Smith vor, Trump habe monatelang versucht, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020 zu kippen.

Am 6. Jänner 2021 hatten radikale Trump-Anhänger das Kapitol in Washington DC gestürmt, als dort der Sieg des Demokraten Biden bei der Präsidentschaftswahl 2020 bestätigt werden sollte. Trump hatte seine Anhänger zuvor dazu aufgerufen, zum Kapitol zu marschieren und „auf Teufel komm raus“ zu kämpfen.

Trumps Limousine erreicht das Gericht in Washington
APA/AFP/Getty Images/Kent Nishimura
Trump hatte sein Kommen angekündigt

Seine Anklageschrift enthält sechs „Mitverschwörer“, die in Trumps mutmaßliche Umsturzpläne verwickelt gewesen sein sollen, aber strafrechtlich nicht belangt werden. Fachleute sehen im Aussparen einer Anklage der „Mitverschwörer“ den Versuch, den Prozess gegen Trump zu beschleunigen. Neben dem früheren Bürgermeister von New York, Rudolph W. Giuliani, werden auch Anwältin Sidney Powell und Berater John Eastman genannt.

Insgesamt dritte Anklage

Trump ist der erste Ex-Präsident in der US-Geschichte, der sich wegen einer mutmaßlichen Straftat vor Gericht verantworten muss – und das gleich in mehreren Fällen. Die neue Anklage ist die zweite auf Bundesebene gegen Trump – und insgesamt die dritte. Mitte Juni war er bereits in der Dokumentenaffäre, einem anderen Strafverfahren gegen ihn auf Bundesebene, in Miami zu einer Anhörung vor Gericht erschienen. Dabei hatte er auf „nicht schuldig“ plädiert.

Trump-Unterstützer am 6. Jänner 2021 im Kapitol
AP/POLITICO/Francis Chung
Beim Sturm auf das Kapitol im Jänner 2021 kamen fünf Menschen ums Leben

In New York ist Trump zudem wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels angeklagt. Des Weiteren prüft die Staatsanwaltschaft in Georgia, ob Trump illegal versucht hat, das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl 2020 in dem südlichen Bundesstaat zu beeinflussen. Trump kritisiert die Gerichtsverfahren als politisch motiviert.

Trotz all dieser Vorwürfe gilt Trump derzeit als der aussichtsreichste Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024. Die übrigen Präsidentschaftsbewerber und -bewerberinnen seiner Partei liegen in Umfragen weit hinter dem 77-Jährigen. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage für die „New York Times“ lag Trumps Vorsprung vor seinem aussichtsreichsten parteiinternen Konkurrenten, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, bei 37 Prozentpunkten.