Einsatzkräfte
APA/Gert Eggenberger
Starkregen

Weitere Evakuierungen in Kärnten angeordnet

Nach einer kurzen Entspannung beim Regen wird am Abend und vor allem in der Nacht erneut Starkregen in Kärnten erwartet. In dem besonders betroffenen Ort St. Paul im Lavanttal wurden bereits vier Gebäude evakuiert, am Abend wurden 70 weitere Häuser evakuiert. Zudem wurden zusätzliche Feuerwehren ins Krisengebiet beordert.

Aufgrund der in den kommenden Stunden zu erwartenden Regenmengen wurde die Evakuierung angeordnet, obwohl zusätzlich ein mobiler Hochwasserschutz gebaut worden ist. Denn ein Rückhaltebecken droht überzulaufen. Die Einsatzkräfte arbeiteten auf Hochtouren.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen dankte Freitagabend allen Einsatzkräften im Unwettereinsatz für ihre Arbeit: „Passen Sie weiterhin gut aufeinander auf.“ Auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bedankte sich via X (früher Twitter) bei „allen Einsatzkräften & Freiwilligen, die ihren Mitmenschen helfen“. Das Bundesheer unterstütze, wo immer es möglich sei.

Regenrekord am Loiblpass

Am Loiblpass fielen laut Aufzeichnungen von GeoSphere Austria innerhalb von 24 Stunden an die 200 Liter Regen pro Quadratmeter, das entspricht der Regenmenge eines ganzen Monats. Laut ORF-Wetterredaktion ist das die hier mit Abstand höchste Regenmenge in einem Sommermonat.

Knapp 150 Liter pro Quadratmeter fielen in Bad Eisenkappel und in Ferlach. Besonders im Osten und Süden Kärntens kann es in der Nacht bis Samstagvormittag kräftig regnen, prognostizieren Meteorologen – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Das könnte dramatische Folgen haben, denn schon bis Freitagmittag gab es vor allem in Unterkärnten heftige Regenmengen, da die Böden kein weiteres Wasser aufnehmen können.

Zivilschutzwarnung in drei steirischen Bezirken

Anhaltender Starkregen samt Murenabgängen und Überschwemmungen hält in Teilen Kärntens, der Steiermark und im Südburgenland die Einsatzkräfte weiter auf Trab. Nach den in Kärnten besonders betroffenen Bezirken wurde am Freitagnachmittag für drei steirische Bezirke eine Zivilschutzwarnung ausgerufen. Dazu kommt eine neuerliche Warnung vor starken Niederschlägen.

Damm in Klagenfurt-Viktring gefährdet

In Kärnten wurde am Freitag in Loibach (Gemeinde Bleiburg) und in der Gemeinde St. Paul/Lavanttal Zivilschutzalarm wegen Hochwassergefahr ausgelöst. Dazu kommen Zivilschutzwarnungen für St. Georgen im Lavanttal, Bad Eisenkappel, die Gemeinde Eberndorf und nun auch Klagenfurt-Viktring – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Im Klagenfurter Stadtteil Viktring droht ein Damm zu brechen. „Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind bereits vor Ort und versuchen, den Damm so lange wie möglich zu stabilisieren“, hieß es von der Stadtkommunikation. Die Anrainer wurden aber aufgerufen, sich auf einen möglichen Dammbruch vorzubereiten.

Aufräumarbeiten in Bad Eisenkappel
APA/Gert Eggenberger
Aufräumarbeiten bei Bad Eisenkappel, das aufgrund von Muren von der Außenwelt abgeschnitten war

Einige Orte sind durch die Unwetter abgeschnitten – darunter die Gemeinde Bad Eisenkappel. Mehrere Straßen und Grenzübergänge mussten aufgrund von Muren und Überflutungen gesperrt werden – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Davon sind auch die Route nach Slowenien und der Bahnverkehr betroffen. Wegen Unwetterschäden verkehren etwa zwischen Bleiburg und dem slowenischen Prevalje voraussichtlich bis Montag keine Züge. In der Steiermark gibt es zwischen Gosdorf und Halbenrain keinen Zugsverkehr, wie die ÖBB am Freitag unter anderem mitteilten.

Am Turnersee in Kärnten musste ein Campingplatz evakuiert werden. Der Völkermarkter Stausee wurde abgesenkt, um Überschwemmungen zu verhindern.

Weixelbraun (ORF) zu Evakuierungen in St. Paul

ORF-Reporter Konrad Weixelbraun spricht zu den Evakuierungen in St. Paul in Kärnten nach weiteren großen Regenmengen.

Überflutungen auch in Steiermark

Auch in der Steiermark gab es für die Bezirke Südoststeiermark, Deutschlandsberg und Leibnitz Zivilschutzwarnungen. Für die Gemeinden Paldau, Straden, Gleichenberg und Gnas sowie die Katastralgemeinden Gosdorf und Fluttendorf in der Gemeinde Mureck wurde der Katastrophenfall ausgerufen – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Einige Rückhaltebecken in Leibnitz und der Südoststeiermark sind bis zum Anschlag voll, hieß es von der Landesfeuerwehr.

Die Bevölkerung wird ersucht, nicht unbedingt notwendige Autofahrten zu unterlassen. Aufgrund der enormen Regenmengen gibt es zahlreiche Überflutungen und Hangrutschungen. Das Bundesheer wurde zur Unterstützung angefordert. Zahlreiche Straßen vor allem im Bezirk Südoststeiermark sind überschwemmt, aber noch nicht abgesperrt. Man sollte hier auf keinen Fall versuchen durchzufahren, da nicht abgeschätzt werden könne, wie tief das Wasser ist.

Überschwemmungen in Gnas
APA/Feuerwehr Gnas
In der Steiermark war der Ort Gnas besonders von den heftigen Regenfällen betroffen

Notbetten für Heimschuh und Bad Radkersburg

Laut dem steirischen Landesenergieversorger Energie Steiermark waren Freitagvormittag noch rund 4.000 Haushalte ohne Strom, am Nachmittag hatten die Monteure die Verbindungen so weit wiederhergestellt, dass nur noch rund 500 Haushalte ohne Elektrizität waren.

Schöffmann (ORF) zu den enormen Regenmassen

ORF-Reporter Helmut Schöffmann (ORF) berichtet über die enormen Regenmassen in der Steiermark und was in den nächsten Stunden zu erwarten ist.

In der Gemeinde Heimschuh im Sulmtal wird dem ORF Steiermark zufolge versucht, Menschen mit Rettungsbooten zu retten. Heimschuh ist derzeit nicht mit dem Auto erreichbar. Zudem sollen vom Roten Kreuz in den Ort und nach Bad Radkersburg Notbetten gebracht werden.

Neusiedler See über Vorjahreswert

Gefordert sind die Einsatzkräfte auch im Südburgenland. Vor allem im Bezirk Jennersdorf regnete es bis zu 70 Liter pro Quadratmeter – mehr dazu in burgenland.ORF.at. Auch hier sind die Feuerwehren für das Wochenende in Alarmbereitschaft und bereiten Sandsäcke vor.

Zumindest der Neusiedler See profitierte von den heftigen Regenfällen. Seit Monatsbeginn stieg der Wasserstand um rund drei Zentimeter auf aktuell 115,13 Meter über der Adria. Er befindet sich damit etwa 15 Zentimeter über dem Vorjahreswert – was der tiefste Wert seit 1965 war –, aber weiterhin 30 Zentimeter unter dem langjährigen Mittelwert.

Starkregenwarnungen auch für andere Bundesländer

Nach Angaben der ORF-Wetterredaktion muss am Abend und in der Nacht im Süden erneut mit intensivem, teils stundenlangem Regen gerechnet werden. Zeitweise starke Niederschläge breiten sich in der Nacht und am Samstag in ganz Österreich aus. Neben dem Süden ist ein weiterer Regenschwerpunkt der Bereich vom Tiroler Unterland bis ins Mostviertel.

In Oberösterreich könnten vor allem das Salzkammergut und das südliche Innviertel betroffen sein – mehr dazu in ooe.ORF.at. Wie in anderen Bundesländern wurden auch in Tirol bereits Vorkehrungen getroffen, unter anderem mit einer bis Sonntag geltenden Warnstufe Orange – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.