Die Kleinstadt Crna na Koroskem, die in einem engen Tal liegt, ist nach wie vor abgeschnitten, nachdem mehrere Brücken und Straßen zerstört wurden. Die Stadt blieb am Samstag vorerst ohne Strom, Wasser und Telekommunikation, wie der örtliche Zivilschutz meldete. Die Rettungskräfte wollten am Samstag mit Hilfe der Armee versuchen, die betroffenen Gebiete zu erreichen.
In mehreren Teilen der Region gibt es Probleme mit der Wasser- und Stromversorgung. Muren gefährden zahlreiche Häuser, allein in Dravograd mussten am Freitag deswegen 150 Menschen in Sicherheit gebracht werden. In Gorenjska war die Situation am Samstagvormittag Berichten zufolge etwas besser. Die Wassermengen haben begonnen, sich zurückzuziehen. Einige Ortschaften waren noch abgeschnitten.
Die Lage in Celje hat sich ebenfalls verbessert, die Menschen konnten nach einem Rettungseinsatz in ihre Häuser zurückkehren. Im Oberen Savinja-Tal bemühten sich die Rettungskräfte, die abgeschnittenen Ortschaften zu erreichen. Im Süden Sloweniens stieg der Sava-Fluss über die Ufer. Bei Brezice mussten in der Nacht aus dem Campingplatz von Terme Catez rund 2.000 Gäste evakuiert werden. Die Flutwelle wird in den nächsten Stunden in Kroatien erwartet.
Autobahn weiter gesperrt
Die wichtigste Autobahn Sloweniens, die A1, ist an mehreren Stellen zwischen Ljubljana und Celje gesperrt – weil es sich um ein starkes Reisewochenende handelt, sind umfangreiche Staus zu erwarten. Zahlreiche Grenzübergänge, etwa der Seebergsattel, der Grenzübergang Raunjak und der Loiblpass, sind wegen Überflutungen und Murenabgängen gesperrt, wie Ö3 und die heimischen Verkehrsclubs berichteten. Ein Ausweichen ist nur großräumig möglich.
Nicht nur die Autobahn, auch die lokalen Straßen sind in vielen Teilen überschwemmt. Die Fahrt von Westen nach Osten des Landes, also zwischen Ljubljana und Maribor, ist über eine Ausweichroute via Zagreb (Kroatien) oder über die A2 bis Krsko oder Brezice und dann weiter über Lokalstraßen möglich. Für Reisende auf dem Weg nach Kroatien wurde empfohlen, entweder die A2 durch den Karawankentunnel oder die A4 durch Maribor zu nehmen.
Drei Touristen ums Leben gekommen
Am Freitag waren im Nordosten und im Zentrum des Landes drei Menschen ums Leben gekommen. Bei zwei der Toten handle es sich um niederländische Touristen. Sie wurden nach einem Sturm in einer Bergregion gefunden. Eine weitere Frau ist laut Polizei in einem Überschwemmungsgebiet ums Leben gekommen. „Die Lage ist ernst“, sagte Verteidigungsminister Marjan Sarec. Regierungschef Robert Golob unterbrach seinen Urlaub.
Tote nach Starkregen in Slowenien
In Slowenien sind drei Personen aufgrund der schweren Unwetter gestorben. Beim Reiseverkehr werden große Probleme erwartet, mehrere Grenzübergänge sind wegen der Überschwemmungen gesperrt.
Weiterer Anstieg der Pegel erwartet
Am Samstag soll in Ljubljana der Nationale Sicherheitsrat tagen, danach ist auch eine Sondersitzung der Regierung geplant. Dabei soll es vor allem um den Beschluss von raschen Unterstützungsmaßnahmen gehen. Der Hydrologe Janez Polajnar sagte dem Sender RTV Slovenija, dass heute ein weiterer Anstieg der Pegel zu erwarten sei.
So werde die Save an der slowenisch-kroatischen Grenze mit einem Durchfluss von 3.900 Kubikmetern pro Sekunde ein Allzeitmaximum erreichen. Der wichtigste Fluss Sloweniens fließt dort auch am Atomkraftwerk Krsko vorbei, für dessen Kühlung er sorgt. „Stabil“ sei der Pegel der Drau, auch weil sie in Österreich aufgestaut worden sei, doch steige der Wasserstand der Mur, die bereits den Rand der Hochwasserdämme erreicht habe.
Laut der Umweltagentur der Republik Slowenien (ARSO) fielen innerhalb von 24 Stunden mehr als 100 Millimeter Regen, was der durchschnittlichen Regenmenge eines Monats entspricht.
Verhandlungen mit österreichischer Regierung
Sloweniens Regierung bat das benachbarte österreichische Bundesland Kärnten um Hilfe bei der Krankenversorgung. Notfalls wolle man Patienten und Patientinnen aus Slowenien in ein Krankenhaus nach Klagenfurt schicken, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA.
Ljubljana verhandle mit Wien zudem über die Verhinderung einer geplanten Entleerung österreichischer Stauseen. Eine Entleerung würde die Hochwassersituation in Slowenien verschlimmern, hieß es. Auf Nachfrage von ORF Kärnten hieß es vonseiten des Landessprechers Gerd Kurath Freitagabend, dass man in dauerndem Kontakt mit Slowenien sei. Es würden pro Minute 1.000 Kubikmeter Wasser aus den Stauseen abgelassen, das sei notwendig. Laut Kurath kommen die Probleme in Slowenien aber mehr von den Zuflüssen zur Drau.
Evakuierungen in Stadt Celje
In der Hauptstadt Ljubljana sowie in den Städten Maribor und Celje ertönten am Freitag Sirenen. Die slowenische Umweltbehörde hatte aufgrund der heftigen Regenfälle die höchste Alarmstufe Rot ausgerufen. Die Armee unterstützte die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei bei den Rettungs- und Bergungseinsätzen. In einigen Fällen mussten Menschen mit Helikoptern vor den Fluten gerettet werden.
Die Behörden ordneten an, dass Tausende Menschen in Teilen der Stadt Celje entlang des reißenden Flusses Savinja in Sicherheit gebracht werden, darunter auch in der Altstadt. Flussaufwärts, in der Stadt Ljubno, schwemmte derselbe Fluss Häuser weg und verursachte Erdrutsche.
Extremwetter
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.