Krimbrücke
Reuters/Alexey Pavlishak
Tanker angegriffen

Berichte über Explosionen nahe Krim-Brücke

Laut Angaben russischer und ukrainischer Medien hat es in der Nacht auf Samstag mehrere Explosionen nahe der Krim-Brücke gegeben. Ukrainische Medien berichteten von drei Explosionen bei der Brücke zwischen der von Moskau besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und dem russischen Festland. Die Brücke soll komplett abgedunkelt und für den Autoverkehr gesperrt sein.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS meldete, dass ein russischer Tanker bei einem Angriff in der Meerenge beschädigt wurde. Der Maschinenraum des Tankers habe Schaden genommen. Es sei aber kein Treibstoff aus dem Schiff ausgelaufen, so TASS. Die Besatzung befinde sich in Sicherheit, hieß es weiter. Medienberichten zufolge soll es sich bei dem Angriff um eine ukrainische Drohnenattacke gehandelt haben. Später kamen aus Kiew Informationen, die den Angriff bestätigten.

Seedrohne mit 450 Kilo Sprengstoff?

Laut Informationen aus ukrainischen Geheimdienstkreisen habe sich der Angriff gegen einen Treibstofftransport für das russische Militär gerichtet. Das Schiff sei von einer mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladenen Seedrohne getroffen worden, sagte ein Insider aus Kreisen der ukrainischen Geheimdienste der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe sich um eine gemeinsame Aktion von Geheimdienst und Marine in ukrainischen Gewässern gehandelt.

Auf der Website der „Moscow Times“ heißt es, die Zeitung habe das Schiff als den Chemikalientanker „SIG“ identifiziert, gegen den die USA Sanktionen verhängt haben, weil er russischen Streitkräften in Syrien, die Präsident Baschar al-Assad unterstützen, Treibstoff liefert. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen, sie wurden von ukrainischen Medien übernommen, später äußerte sich der ukrainische Geheimdienstchef Wassyl Maljuk zu den Drohnenangriffen.

Kiew: Angriffe auf russische Schiffe „rechtmäßig“

Er bezeichnete die Angriffe als „rechtmäßig“, es handle sich um einen „absolut logischen und effektiven Schritt“ gegen den Feind, teilte Maljuk am Samstag im Telegram-Kanal des Geheimdienstes SBU in Kiew mit. „Solche Spezialoperationen werden in den territorialen Gewässern der Ukraine ausgeführt und sind vollkommen rechtmäßig“, sagte der SBU-Chef. Dagegen meinten russische Kommentatoren, die Ukraine habe versucht, mit dem „Terroranschlag“ gegen ein ziviles Schiff eine ökologische Katastrophe im Schwarzen Meer auszulösen.

„Direkter Angriff“ auf Brücke dementiert

Ein Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung der Krim sprach auf Telegram von einer „aktiven Gefahrenlage“. Ein Beamter bestritt zugleich, dass die Krim-Brücke getroffen worden sei. „Noch einmal: Es gab keinen direkten Angriff auf die Krim-Brücke, und es gab auch keine Explosion in unmittelbarer Nähe“, sagte Sergej Krjutschkow laut russischen Nachrichtenagenturen.

Russische Staatsmedien berichteten, ein Rettungsteam sei in Richtung eines Tankers ausgerückt. Im Internet wurde zudem ein mutmaßlicher russischer Funkspruch an die Schiffe in der Kertsch-Meerenge veröffentlicht. Darin werden alle Schiffe zu erhöhter Achtsamkeit im Zusammenhang mit einem Angriff durch Luft- und Seedrohnen aufgerufen.

In einem online veröffentlichten mutmaßlichen Funkgespräch des getroffenen Tankers erklärt eines der Crewmitglieder, dass der Maschinenraum geflutet und das Schiff daher immobilisiert sein soll.

Warnung ausgegeben

Das ukrainische Verteidigungsministerium hatte bereits in der Vergangenheit davor gewarnt, dass ab dem 21. Juli 2023 alle Schiffe, die Schwarzmeer-Häfen der Russischen Föderation sowie ukrainische Häfen, die vorübergehend von Russland besetzt sind, anlaufen, von der Ukraine als militärische Ziele betrachtet werden. Die Ukraine hat mehrfach russische Marineschiffe und auch die Brücke zur von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim im Schwarzen Meer angegriffen.

Drohnenangriff auf russisches Kriegsschiff

Erst am Freitag wurde bei einem ukrainischen Seedrohnenangriff auf den russischen Schwarzmeer-Hafen von Noworossijsk nach Angaben aus Kiew ein Landungsschiff schwer beschädigt. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar einen Drohnenangriff in Noworossijsk, behauptete aber, dieser sei abgewehrt worden.

Ein Video des Einsatzes zeige, wie eine Seedrohne des Geheimdiensts SBU, beladen mit 450 Kilogramm Sprengstoff, das feindliche Schiff angreife, zitierten mehrere ukrainische Medien am Freitag einen Informanten. In dem veröffentlichten Video ist der Angriff aus der Drohnenperspektive bis kurz vor der Schiffswand zu sehen.

Bilder zeigten „Olenegorski Gornjak“ in geneigter Lage

Spätere Bilder zeigten das 1976 in Dienst genommene Landungsschiff „Olenegorski Gornjak“ in geneigter Lage in der Bucht von Noworossijsk. Auch russische Militärblogger veröffentlichten Fotos und Videos von dem Schiff in Schieflage und schrieben von Beschädigungen. Das Schiff ist für den Transport von Truppen und schwerer Ausrüstung ausgelegt und wurde russischen Medienberichten zufolge 2014 zur Reparatur geschickt. Normalerweise ist es bei der russischen Nordflotte in der Arktis stationiert.

Seedrohnenangriff auf russische Marinebasis

Die Ukraine hat einen russischen Marinestützpunkt nahe der Hafenstadt Noworossijsk am Schwarzen Meer mit Seedrohnen angegriffen. Der ukrainische Geheimdienst gab an, dass ein russisches Kriegsschiff beschädigt worden sei. Die russische Armee meldete weder Schäden noch Opfer.

Russland dementiert Beschädigung, Kiew jubelt

Russland behauptete jedoch, den Angriff auf Noworossijsk abgewehrt zu haben, und erklärte, Schiffe, die die Umgebung des Marinestützpunkts patrouillierten, darunter die „Olenegorski Gornjak“, hätten zwei Seedrohnen zerstört. Das Kaspische Pipelinekonsortium, das im Hafen einen Ölterminal betreibt, teilte mit, dass der Seeverkehr für einige Stunden zum Erliegen gekommen sei, seine Anlagen aber nicht beschädigt worden seien. Der Gouverneur der Region sagte, es habe keine Verletzten gegeben.

Dagegen sprach ein Geheimdienstsprecher in Kiew von einem großen Verlust für die Flotte der Besatzer. „Für die Ukraine ist das eine gute und gerechte Nachricht“, sagte Andrij Jussow. „Das wird weitergehen.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte dem Geheimdienst SBU für seine Arbeit. Der SBU habe den Krieg zurück zum russischen Aggressor gebracht. „Was man in die Welt hineinbringt, darauf bleibt man schließlich sitzen“, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache.

Kiew: Seedrohnen ändern Spielregeln

Der Berater im Kiewer Präsidentenbüro, Mychailo Podoljak, schrieb auf Twitter, dass die neuen ukrainischen Seedrohnen die Spielregeln komplett ändern würden. Der russischen Flottenpräsenz im Schwarzen Meer werde ein Ende gesetzt. Künftig werde die Ukraine die „Freiheit und Sicherheit im Schwarzen Meer für den Welthandel“ sicherstellen.

Der Angriff von Freitag ist der jüngste in einer Reihe von Attacken auf russisches Territorium – der erste allerdings auf einen russischen Handelshafen in dem 18-monatigen Krieg. Anfang dieser Woche wurde ein Gebäude in Moskau von Drohnen getroffen, im Mai schlug eine Drohne sogar im Kreml ein.