Aufräumarbeiten in S. Paul im Lavanttal (Kärnten)
APA/Gerd Eggenberger
Überschwemmungen im Süden

Helfer im Dauereinsatz

In den Überschwemmungsgebieten Südösterreichs könnte sich die Lage aufgrund des nachlassenden Regens zumindest stabilisieren. Doch stehen die Einsatzkräfte weiter im Dauereinsatz – 5.000 Kräfte allein der Feuerwehr, 2.500 in der Steiermark, 2.500 in Kärnten. Auch Bundesheer und das Rote Kreuz helfen in den Überschwemmungsgebieten.

In der Steiermark wurde für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark Zivilschutzwarnung gegeben, in mehreren Gemeinden Katastrophenalarm. Die Überflutungen verursachten allein in der Steiermark 55 Hangrutschungen. 41 davon betreffen den Bezirk Südoststeiermark – hier speziell die Gemeinden Gnas, Fehring und Feldbach – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In der Nacht auf Samstag mussten 27 Bewohnerinnen und Bewohner eines Seniorenheims in Leibnitz in Sicherheit gebracht werden, wie der Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, Harald Eitner, bekanntgab. Im nahe gelegenen Ort Heimschuh mussten zuvor Menschen mit aus der Landesfeuerwehrzentrale Lebring herangebrachten Zillen in Sicherheit gebracht werden, sagte der stellvertretende Landesfeuerwehrkommandant, Christian Leitgeb.

Touristen müssen in Leibnitz mit Zillen aus ihren Unterkünften evakuiert werden
APA/Erwin Scheriau
Touristen mussten in Leibnitz mit Zillen aus ihren Unterkünften gebracht werden

Fast alle Rückhaltebecken in der Südoststeiermark voll

Laut dem Hochwasserkoordinator des Landes, Christoph Schlacher, seien von 19 betroffenen Rückhaltebecken in der Südoststeiermark fast alle voll. Im südweststeirischen Raum seien von 30 Rückhaltebecken zehn „im Vollstau“. Von den Flüssen habe bisher nur die Sulm die rote Hochwassermarke erreicht. „Es deutet sich Entspannung an“, wenngleich die schlimme Lage noch nicht vorbei sei.

TV-Hinweis

ORF2 ändert sein Programm und berichtet laufend in ZIB-Spezial-Sendungen über die Lage in den Unwettergebieten.

Für Evakuierte wurden zwei Notschlafstellen in Leibnitz bzw. Gosdorf eingerichtet, mit 120 bzw. 100 Plätzen, so der Leiter der Landeswarnzentrale (LWZ), Günter Hohenberger. In Leibnitz wurde eine Feldküche des Roten Kreuzes errichtet.

„Gehen von Dauerregen in Schauerregen über“

„Glücklicherweise haben sich die Prognosen zu großen Niederschlagsmengen in der Nacht auf Samstag nicht bewahrheitet. Gestern hatten wir in manchen Bereichen der Südsteiermark bis zu 170 Liter Regen pro Quadratmeter, nun sind 30 bis 50 Liter dazugekommen“, so LWZ-Chef Hohenberger. „Im Moment sieht es so aus, als ob wir vom Dauerregen zum Schauerregen übergehen“, sagte er.

Luftaufnahme des Freibads in Leibnitz
APA/Kevin Harkam
Das Städtische Bad in Leibnitz

Soldaten aus Straß im Einsatz

In der Steiermark stand das Bundesheer seit Freitagabend im Assistenzeinsatz, nachdem mehrere Gemeinden um Hilfe gerufen hatten. Rund 80 Soldatinnen und Soldaten aus der Kaserne Straß unterstützten 30 Feuerwehrleute im Raum Leibnitz.

Rund 50 Soldatinnen und Soldaten aus der Feldbacher Kaserne halfen im Raum Feldbach beim Eindämmen der Hochwassersituation – beispielsweise durch Füllen von Sandsäcken. Ein Pionierzug und drei weitere Züge – gesamt über 100 Soldaten – wurden in Bereitschaft versetzt.

Ein Traktor in Leibnitz
APA/Erwin Scheriau
Die Einsatzkräfte stehen in Leibnitz im Dauereinsatz

Lage in Viktring stabilisiert

In den Kärntner Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt waren gefährdete Gebäude evakuiert und Hochwasserschutzelemente aufgestellt worden. Kritisch war die Lage einige Zeit auch in Viktring, einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee. Dort musste die Feuerwehr am Abend ein Rückhaltebecken auspumpen, das überzulaufen drohte. Hier konnte die Lage inzwischen laut Stadtkommunikation Klagenfurt erfolgreich stabilisiert werden. Die Zivilschutzwarnung hier wurde allerdings vorsorglich erneuert – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Unter Beobachtung stand die Lage bei den Treimischer Teichen oberhalb einer Geländestufe bzw. westlich von Viktring, in welche die Bäche aus dem Keutschacher Tal entwässern. Die Behörden der Landeshauptstadt wiesen darauf hin, dass das Kanalnetz an der Grenze der Belastbarkeit sei. Die Bevölkerung wurde gebeten, kein Wasser in die Kanäle zu pumpen.

Hangrutschungen: Häuser in Lavamünd evakuiert

In Lavamünd, zwei Campingplätzen am Gösselsdorfer See bzw. Turnersee und in der Ferlacher Ortschaft Waidisch wurden Menschen in Sicherheit gebracht – mehr dazu in kaernten.ORF.at. In Kärnten wurde für neun Gemeinden in den Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg Zivilschutzwarnung gegeben, in den Gemeinden St. Paul im Lavanttal und Loibach Zivilschutzalarm. An zahlreichen Stellen in Unterkärnten rutschten Hänge ab und verlegten Straßen.

Wasser fließt in Viktring bei Klagenfurt aus einem Garten auf die Straße
APA/Gerd Eggenberger
Wasser strömt in Viktring bei Klagenfurt aus einem Garten auf die Straße

Pioniere im St. Paul im Lavanttal im Einsatz

Im ersten Teil der Nacht auf Samstag fiel der Regen nicht ganz so stark aus wie befürchtet – am Vormittag war er in manchen Teilen laut Wetterberichten in leichten Regen bzw. Nieseln übergegangen. Rund 2.500 Feuerwehrleute und 100 Bundesheer-Soldaten waren im Einsatz, unterstützt von einem 70-köpfigen Katastrophenhilfszug der Feuerwehr aus NÖ.

Nördlich von Eisenkappel waren zehn Katastrophenfachkräfte mit schwerem Pioniergerät an der Arbeit. 20 Pioniere unterstützten die Feuerwehr im Raum Sankt Paul im Lavanttal, und weitere 20 Soldatinnen und Soldaten halfen rund um Viktring den lokalen Einsatzkräften beim Errichten von Hochwassersperren. Ein Transporthubschrauber AB-212 flog Logistikeinsätze.

Aufräumarbeiten in S. Paul im Lavanttal
APA/Gerd Eggenberger
Aufräumarbeiten in Sankt Paul im Lavanttal

Weitere Großpumpen aus Niederösterreich nach Kärnten

Der niederösterreichische Landesfeuerwehrverband hat Angaben vom Samstag zufolge „nach Anforderung vier weitere Großpumpen nach Kärnten“ entsandt. Es handelt sich um Gerätschaften der FF Brunn am Gebirge, Markt Piesting, St. Pölten Stadt sowie Neunkirchen Stadt. Fünf Pumpen waren bereits am Freitag ins südliche Bundesland transportiert worden. Im Einsatz sind Helfer aus Amstetten, Brunn am Gebirge, Horn, Markt Piesting, Laa a. d. Thaya, Neunkirchen Stadt, St. Pölten Stadt, Rutzendorf und Weitra Stadt.

Trotz all der Einsätze gab es noch Zeit für grenzüberschreitende Hilfsaktionen: Bei einem Notarzteinsatz im slowenischen Mezica half ein Notarzteinfahrzeug aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Rettungskräfte konnten ein 14 Tage altes Baby wohlbehalten gemeinsam mit seiner Mutter ins Klinikum Klagenfurt bringen, wie Rotes-Kreuz-Sprecherin Melanie Reiter am Samstag mitteilte.

Einsätze im Burgenland und in Vorarlberg

Zahlreiche Feuerwehreinsätze gab es auch im benachbarten Burgenland, konkret im Bezirk Jennersdorf, wo Keller ausgepumpt werden mussten. Auch in Vorarlberg rückten Feuerwehren bis Samstagvormittag zu mehreren Einsätzen aus. Betroffen war vor allem der Bezirk Feldkirch. Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle sind keine Menschen verletzt worden – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Starke Regenfälle auch in Oberösterreich

In der Nacht auf Samstag kamen die starken Regenfälle über die Alpen auch nach Oberösterreich. Beim hydrografischen Dienst des Landes geht man davon aus, dass bei kleinen und mittelgroßen Gewässern kleinräumige, lokal begrenzte Überflutungen möglich sind – mehr dazu in ooe.ORF.at.

In manchen Orten der betroffenen Gebiete in Kärnten und der Steiermark fiel innerhalb von 24 Stunden so viel Regen wie sonst in einem Monat. Der Starkregen soll noch bis zumindest Samstagmittag in Kärnten und der Steiermark anhalten. Bis zum Abend werden weitere Bundesländer von Tirol bis Oberösterreich von Starkregen betroffen sein. Bis dahin werden in einigen Gebieten im Süden laut ORF-Wetterredaktion noch weitere 60 bis 100 Liter pro Quadratmeter erwartet.

Mittel aus Katastrophenfonds bereitgestellt

Die Bundesregierung kündigte unterdessen an, Geld aus dem Katastrophenfonds für die vom Hochwasser betroffenen Regionen bereitzustellen. Unterstützt werde, „wo es notwendig ist, um den Betroffenen schnell zu helfen“, hieß es. Dazu gehöre nicht nur der Einsatz des Bundesheeres, sondern auch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte: „Die Menschen in den betroffenen Regionen können sich auf uns verlassen.“ Es solle „so rasch wie möglich und so gut wie möglich“ geholfen werden, so der Kanzler. „Die verheerenden Unwetter im Süden des Landes zeigen uns, mit welcher Wucht die Klimakrise auch Österreich trifft – durch immer heftigere und häufigere Extremwetterereignisse“, so Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). „Aus dem Katastrophenfonds stehen ausreichend finanzielle Mittel bereit“, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP).

Kaiser: „Rasche Bestandsaufnahme“

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ) begrüßten die Ankündigung der Bundesregierung. „Es gilt jetzt, rasch eine Bestandsaufnahme zu machen und zu eruieren, wo die Bundesmittel im Sinne der schwer getroffenen Bevölkerung eingesetzt werden können“, waren sich Kaiser und Fellner einig. Auch vonseiten des Landes werde alles getan, um die Betroffenen in allen Bereichen bestmöglich zu unterstützen.

Feuerwehrleute „starke Stütze der Gesellschaft“

Die beiden steirischen Landesspitzen, Landeshauptmann Drexler und Vize-LH Lang, betonten die unglaublichen Leistungen der Einsatzkräfte, allen voran der Feuerwehrleute. „Wir können nur froh sein, dass wir mit diesen so eine starke Stütze der Gesellschaft haben“, sagte Drexler. Lang sagte: „Wir waren gestern voll Sorge wegen drohender weiterer heftiger Regenfälle, das ist Gott sei Dank nicht so gekommen. Das Land wird rasch und unbürokratisch helfen“, wurde versichert.

Karawankentunnel vorübergehend gesperrt

Bereits in den frühen Morgenstunden haben am Samstag laut ÖAMTC umfangreiche Behinderungen auf den Transitrouten bestanden. In weiten Teilen Österreichs regnete es teils heftig, Unfälle zogen kilometerlange Staus nach sich, so etwa in Salzburg auf der Tauernautobahn (A10) und in Niederösterreich auf der Wiener Außenring-Schnellstraße (S1). Gegen 7.00 Uhr wurde der Karawankentunnel (A11/A2) auf slowenischer Seite gesperrt.

Unfälle auf der Tauernautobahn

Im regen Reiseverkehr Richtung Süden ereigneten sich auf der Tauernautobahn im Hieflertunnel bei Golling und im Helfersbergtunnel bei Pfarrwerfen kurz nach 6.00 Uhr Unfälle. Beide Tunnel mussten für die Bergungsarbeiten gesperrt werden, die Staus reichten nach Angaben des ÖAMTC über zehn Kilometer bis Bad Vigaun zurück.

Obwohl die Unfallstellen nach etwas über einer Stunde geräumt waren, gingen die Verkehrsexperten davon aus, dass sich die Staus nur sehr langsam auflösen. Denn aus Deutschland kamen noch viele Reisende nach, vor dem Grenzübergang Walserberg (A1) standen die Kolonnen rund acht Kilometer zurück.

14 Kilometer Stau

In Kärnten war der Stau vor dem Karawankentunnel (A11) bereits frühmorgens rund 14 Kilometer lang. Auf slowenischer Seite war die Autobahn nach Informationen des ÖAMTC zudem gegen 7.00 Uhr nach einem Unfall vorübergehend gesperrt.

Der ÖAMTC appellierte an Reisende, auch bei Verkehrsbehinderungen auf Autobahnen zu bleiben, da speziell im Süden Österreichs nach wie vor zahlreiche Straßen im untergeordneten Netz wegen Überflutung und Vermurung gesperrt waren. In den Kärntner Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg waren die kleineren Grenzübergänge zu Slowenien nach wie vor nicht passierbar.

A1 in Slowenien weiter gesperrt

In Slowenien selbst war die Sperre der A1 zwischen Ljubljana und Celje weiterhin aufrecht. Etliche Nebenstraßen waren ebenfalls blockiert, wie etwa auch die direkte Umleitungsstrecke der gesperrten A1-Teilstrecken (R2-447). Diese musste dann ebenfalls wegen Überflutung zwischen Grajska Vas und Zalec in mehreren Teilbereichen gesperrt werden. Ausweichen war laut ÖAMTC großräumig über Autobahnen möglich.

Doch wenn möglich, sollten Fahrten, die in oder durch den Norden Sloweniens führen, verschoben werden. Ausweichen ist zwar möglich, etwa über den Karawankentunnel und die slowenische A2, hier werden allerdings lange Staus erwartet. Diese sind die wichtigsten Transitrouten durch Slowenien und werden von vielen Kroatien-Urlaubern aus Ostösterreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei benutzt.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.