Überschwemmung in Nazarje, Slowenien
Reuters/Borut Zivulovic
Unwetter in Slowenien

„Der Schaden ist unvorstellbar“

In Slowenien ist die Lage in den überschwemmten Gebieten im Norden des Landes am Samstag zunächst kritisch geblieben. Regierungschef Robert Golob sprach von der „größten Naturkatastrophe“ in der jüngeren Geschichte des Landes. „Der Schaden ist unvorstellbar, praktisch zwei Drittel des Landes sind betroffen“, sagte er.

Der Premier berichtete bei einer Pressekonferenz am Samstag, der Schaden an Infrastruktur und Gebäuden werde auf mehr als 500 Millionen Euro geschätzt. Die Ausrufung eines Ausnahmezustands sei laut Golob vorerst nicht notwendig, da das Katastrophenschutzsystem einwandfrei funktioniere.

Darüber hinaus bekam Slowenien von der internationalen Gemeinschaft und Nachbarländern, darunter Österreich, Hilfe angeboten. „Es ist richtig, dass wir jene Hilfe, die wir brauchen können, annehmen, damit wir Slowenien so schnell wie möglich wieder auf die Beine stellen“, sagte der Premier.

Sloweniens Premier Robert Golob
APA/AFP/Jure Makovec
Premier Robert Golob sprach von der „größten Naturkatastrophe“ der jüngeren Geschichte des Landes

Golob kündigte an, dass die abgeschnittenen Überschwemmungsgebiete aus der Luft versorgt werden. Unterdessen berichteten die Medien, dass die seit zwei Tagen isolierte Gemeinde Crna na Koroskem mittlerweile von einem Militärhubschrauber mit 30 Soldaten an Bord erreicht werden konnte.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu. Die Schäden in dem Adria-Land seien „herzzerreißend“, twitterte sie. Darüber wollte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, mit der Regierung in Ljubljana beraten.

Tote und Vermisste nach Unwetter

Die Autobahn A1 zwischen Ljubljana und Celje war am Samstagnachmittag wieder offen. Die wichtige Transitroute durch Slowenien in Richtung Graz bzw. Wien war seit Freitagvormittag unterbrochen, viele lokale Straßen waren überschwemmt. Mindestens fünf Niederländer gelten vorerst als vermisst. Das teilte das Außenministerium am Samstag dem Sender NPO Radio 1 mit.

Verwüstung nach der Flutkatastrophe im slowenischen Nazarje
Reuters/Borut Zivulovic
In Teilen Sloweniens wurden einige Straßen nach den Unwettern gesperrt

Zuvor war bekanntgeworden, dass zwei Niederländer ums Leben gekommen sind. Sie stammten aus Gouda und waren nach Medienberichten auf einer Bergwanderung am Veliki Draski. Über die genauen Umstände des Todes wurde nichts mitgeteilt. 400 Niederländer mussten nach schweren Überschwemmungen einen Campingplatz verlassen.

Am Samstag wurde am Ufer des Sava-Flusses in Ljubljana ein Mann tot aufgefunden. Die Umstände weisen darauf hin, dass er durch die Flut getötet worden sei, hieß es vonseiten der Polizei. Damit stieg die Zahl der Opfer, die bei den Unwettern umgekommen sind, auf vier Personen. Eine weitere Frau ist am Freitag in einem Überschwemmungsgebiet ums Leben gekommen, so die Polizei.

Niederschlag ließ nach

In den Überschwemmungsgebieten war die Lage in Koroska besonders schlimm. Muren gefährdeten zahlreiche Häuser, allein in Dravograd mussten am Freitag 150 Menschen in Sicherheit gebracht werden. In Gorenjska war die Situation am Samstagvormittag Berichten zufolge etwas besser. Die Wassermengen zogen sich langsam zurück.

SLO: Hochwasser und Verkehrschaos

In Slowenien gibt es nahezu im ganzen Land Überflutungen. Beim Reiseverkehr gibt es erhebliche Probleme, mehrere Grenzübergänge sind gesperrt.

Einige Ortschaften waren noch abgeschnitten. Rettungsaktionen setzten sich auch in den stark betroffenen Gemeinden Kamnik und Komenda, nördlich von Ljubjana, fort. In der Gegend wurden ebenfalls mehrere Brücken zerstört.

Ein Mann begutachtet die Verwüstung nach der Flutkatastrophe im slowenischen Nazarje
Reuters/Borut Zivulovic
Viele Menschen sind von den Überschwemmungen betroffen

Die Lage in Celje, wo am Freitag Häuser mit rund 4.000 Bewohnern und Bewohnerinnen evakuiert wurden, hat sich verbessert, die Menschen konnten in ihre Häuser zurückkehren. Im Oberen Savinja-Tal bemühten sich die Rettungskräfte, die abgeschnittenen Ortschaften zu erreichen.

Die Niederschläge ließen am Samstag langsam nach, sodass die slowenische Umweltagentur ARSO die Warnstufe auf Gelb gesenkt hat. Während die Situation entlang des Sava-Flusses angespannt bleibt, sollte sich die Lage in anderen Landesteilen im Laufe des Tages allmählich entspannen.