Feuerwehrleute und Feuerwehrautos in Leibnitz
APA/Erwin Scheriau
Südösterreich

Weiter viel Regen, Lage stabilisiert sich

Die starken Regenfälle in Kärnten und der Steiermark haben zuletzt etwas nachgelassen, allerdings auf hohem Niveau. Es geht „vom Dauerregen in den Schauerregen“, hieß es am Samstag. In beiden Bundesländern mussten Evakuierungen durchgeführt werden, insgesamt 5.000 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Auch das Bundesheer und das Rote Kreuz unterstützen die Helfer.

In den Überschwemmungsgebieten Südösterreichs soll sich die Lage aufgrund nachlassenden Regens in der Nacht auf Sonntag stabilisieren, wenngleich der Regen nicht aufhört. Am Sonntagnachmittag soll es hier punktuell noch einmal stärkere Schauer und Gewitter geben.

Wie die ORF-Wetterredaktion am Samstag berichtete, führt das Italien-Tief auch weiterhin sehr feuchte Luft nach Österreich. Außerdem verschmilzt es mit einem weiteren Tief, das vom Ärmelkanal aufzieht. An der Alpennordseite soll es mit ein paar Unterbrechungen noch bis Montagabend regnen. Damit bleibt die Lage angespannt.

In den Kärntner Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt wurden gefährdete Gebäude evakuiert und Hochwasserschutzelemente aufgestellt. Kritisch war die Lage einige Zeit auch in Viktring, einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt. Hier konnte die Lage inzwischen laut Stadtkommunikation stabilisiert werden – die Zivilschutzwarnung wurde allerdings vorsorglich erneuert.

Kanalnetz überlastet

Der Damm bei den Treimischer Teichen wurde rechtzeitig entlastet und damit eine Überschwemmung im Ortsteil verhindert. Der Rekabach ist ebenfalls stabil, ebenso die Lage bei den Hallegger Teichen.

In Viktring gab es auch einen Stromausfall, weshalb einige Geschäfte im Zentrum schlossen. Die Behörden der Landeshauptstadt wiesen darauf hin, dass das Kanalnetz an der Grenze der Belastbarkeit sei. Die Bevölkerung wurde gebeten, kein Wasser in die Kanäle zu pumpen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Zivilschutzalarm und -warnungen

In Lavamünd, auf zwei Campingplätzen am Gösselsdorfer See bzw. Turnersee und in der Ferlacher Ortschaft Waidisch wurden Menschen in Sicherheit gebracht. In Kärnten wurde für neun Gemeinden in den Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg Zivilschutzwarnung ausgegeben, in den Gemeinden St. Paul im Lavanttal und Loibach Zivilschutzalarm.

An zahlreichen Stellen in Unterkärnten rutschten Hänge ab, die Straßen verlegten. Das Rote Kreuz im Bezirk St. Veit brachte zusammen mit der Feuerwehr bis zu 50 Personen aus dem Bereich St. Filippen in Sicherheit. Diese werden in einem Gasthof in der Nähe untergebracht, ein Kriseninterventionsteam stand bereit.

ORF-Analyse über Unwetterlage

Michael Steuer (ORF) und Thomas Weber (ORF) berichten über die Lage in Kärnten und in der Steiermark. Sie erzählen, ob sich die Situation aufgrund des Regens entspannt hat und wie die Einsatzkräfte derzeit unterwegs sind.

Hilfe aus Niederösterreich

Die Regenmenge fiel in der Nacht auf Samstag nicht ganz so stark aus wie befürchtet – am Vormittag war der Regen in manchen Teilen der Steiermark und Kärntens laut Wetterberichten in leichten Regen bzw. Nieseln übergegangen. Rund 2.500 Feuerwehrleute und 120 Bundesheersoldaten waren allein hier im Einsatz, unterstützt von einem 70-köpfigen Katastrophenhilfszug der Feuerwehr aus Niederösterreich. Der niederösterreichische Landesfeuerwehrverband hat Angaben vom Samstag zufolge „nach Anforderung vier weitere Großpumpen nach Kärnten“ entsandt – mehr dazu in noe.ORF.at.

Trotz all der Einsätze gab es noch Zeit für grenzüberschreitende Hilfsaktionen: Im slowenischen Mezica half die Besatzung eines Notarzteinsatzfahrzeuges aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Rettungskräfte konnten ein 14 Tage altes Baby wohlbehalten gemeinsam mit seiner Mutter ins Klinikum Klagenfurt bringen.

Notschlafstellen in der Steiermark

In der Steiermark herrschte für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark Zivilschutzwarnung, in 16 steirischen Gemeinden Katastrophenalarm – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In der Nacht auf Samstag musste u. a. ein Seniorenheim mit 27 Bewohnern in Leibnitz evakuiert werden, wie der Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, Harald Eitner, bei einer Lageeinweisung für Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) bekanntgab.

Für die Personen wurden zwei Notschlafstellen in Leibnitz bzw. Gosdorf eingerichtet, mit 120 bzw. 100 Plätzen, so der Leiter der Landeswarnzentrale, Günter Hohenberger. In Leibnitz wurde eine Feldküche des Roten Kreuzes errichtet. In der Steiermark stand das Bundesheer seit Freitagabend mit rund 120 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

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Überfluteter Weg in Kärnten
APA/Wolfgang Jannach
Noch immer ist die Lage angespannt, die Gegend um Maria Saal in Kärnten war stark betroffen
Im Rahmen eines Hilfseinsatzes des Bundesheeres werden zwei Stromaggregate mit einem „Black Hawk“ in Illmitzen transportiert
APA/BUNDESHEER/Arno Melicharek
Der Strom kommt aus der Luft: Das Bundesheer brachte Aggregate per Hubschrauber nach Illmitzen in Kärnten
Aufräumarbeiten nach Hochwasser in Kärnten
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Die großen Regenmengen fielen über das Wochenende. Vielerorts wird nun mit den Aufräumarbeiten begonnen.
Eine Frau im überschwemmten Garten ihres Hauses bei Grafenstein
APA/Gerd Eggenberger
Zahllose Menschen sind betroffen, ihr Hab und Gut ist oftmals zerstört
Überschwemmungen im Bezirk Deutschlandsberg
APA/BFV Deutschlandsberg
Das Kanalnetz ist mancherorts völlig überlastet
Wirtschaftsgebäude St. Johann im Saggautal nach Murenabgang
ORF
Die Zerstörungen nach mehreren Tagen durchgehenden Regens sind enorm. Hier: eine Mure in St. Johann im Saggautal.
Schäden nach Murenabgang in Sankt Johann im Saggautal, Steiermark
IMAGO/Bernd März
Schäden nach Murenabgang in Sankt Johann im Saggautal in der Steiermark
Eine Mure auf der Seebergstrasse vor dem Seebergsattel
APA/Gerd Eggenberger
Vielerorts geben die Hänge nach. Auf dem steirischen Seebergsattel verschüttete eine Mure die Straße.
Feuerwehrleute beim Aufbau eines Schutzdamms mit Sandsäcken gege die über die Ufer getretene Mur
APA/Erwin Scheriau
Feuerwehr, Bundesheer und Hilfsorganisationen sind seit Tagen im Einsatz
Eine Luftaufnahme in Gnas
APA/Feuerwehr Gnas
Im steirischen Gnas wurden zahlreiche Häuser überflutet
Luftaufnahme des Freibads in Leibnitz
APA/Kevin Harkam
Das Freibad in Leibnitz wurde großflächig überschwemmt
Eine überschwemmte Brücke über die Sulm
APA/Erwin Scheriau
Die Sulm trat über die Ufer und überschwemmte die Gegend
Wasser fließt in Viktring bei Klagenfurt aus einem Garten auf die Straße
APA/Gerd Eggenberger
Auch in Kärnten, hier Viktring bei Klagenfurt, war die Lage am Wochenende angespannt

Laut dem Hochwasserkoordinator des Landes, Christoph Schlacher, seien von 19 betroffenen Rückhaltebecken in der Südoststeiermark fast alle voll. Im südweststeirischen Raum seien von 30 Rückhaltebecken zehn „im Vollstau“. Von den Flüssen habe bisher nur die Sulm die rote Hochwassermarke erreicht. „Es deutet sich Entspannung an“, wenngleich die schlimme Lage noch nicht vorbei sei.

„Im Moment sieht es so aus, als ob wir vom Dauerregen zum Schauerregen übergehen“, sagte Hohenberger. Derartige Regenmengen galten auch für Kärnten, wo am Freitag an manchen Stellen Rekordniederschlag von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter gefallen waren. Drexler und Lang betonten die unglaublichen Leistungen der Einsatzkräfte, allen voran der Feuerwehrleute.

Mittel aus Katastrophenfonds bereitgestellt

Die Bundesregierung kündigte am Samstag an, Geld aus dem Katastrophenfonds für die vom Hochwasser heimgesuchten Regionen bereitzustellen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte: „Die Menschen in den betroffenen Regionen können sich auf uns verlassen.“ Vizekanzler Werner Kogler (Grüne): „Die verheerenden Unwetter im Süden des Landes zeigen uns, mit welcher Wucht die Klimakrise auch Österreich trifft.“ Laut Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) stünden „aus dem Katastrophenfonds ausreichend finanzielle Mittel bereit“.

Auch die Wirtschaftskammer und die Sozialversicherung der Selbständigen starteten am Samstag eine Hilfsaktion für unverschuldet durch Unwetter in Not geratene Mitgliedsunternehmen.

Politik verspricht finanzielle Hilfe aus Katastrophenfonds

Die Landesspitze dankte den zahlreichen Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit für das Wohl der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten arbeiten. Außerdem wurde rasche finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt. Die Bundesregierung kündigte am Samstag an, Geld aus dem Katastrophenfonds bereitzustellen.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ) begrüßten die Ankündigung der Bundesregierung. „Es gilt jetzt, rasch eine Bestandsaufnahme zu machen und zu eruieren, wo die Bundesmittel im Sinne der schwer getroffenen Bevölkerung eingesetzt werden können“. Auch vonseiten des Landes werde alles getan, um die Betroffenen in allen Bereichen bestmöglich zu unterstützen. Der Kärntner Landeskrisenstab tagte am späten Nachmittag zum vierten Mal.

Soldatinnen und Soldaten
APA/Bundesheer/Luipersbeck
Soldatinnen und Soldaten der Güssinger Kaserne befüllen Sandsäcke

Auch Überschwemmungen im Burgenland und Vorarlberg

Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt. In den Bezirken Jennersdorf, Güssing und Oberwart waren nach Angaben der Landessicherheitszentrale (LSZ) noch einige Einsätze im Gange, die etwa Pumparbeiten betrafen. Die Pegel würden fallen. Es seien nur mehr geringe Mengen an Niederschlag zu erwarten, sagte ein LSZ-Sprecher. Das Bundesheer unterstützte mit rund 140 Soldaten aus der Kaserne Güssing die Einsatzkräfte. Sie halfen den örtlichen Feuerwehren in der Bezirksstadt und entlang der Strem bis in die Nachtstunden beim Errichten von Hochwassersperren und beim Befüllen der dafür notwendigen Sandsäcke.

Auch in Vorarlberg rückten Feuerwehren bis Samstagvormittag zu mehreren Einsätzen aus. Betroffen war vor allem der Bezirk Feldkirch. Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle sind keine Menschen verletzt worden – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Grenzübergänge unpassierbar

In Sachen Verkehr blieb die Situation laut ÖAMTC vor dem Karawankentunnel (A11) angespannt: In beiden Richtungen betrug die Wartezeit teilweise zwischen einer und eineinhalb Stunden. In Slowenien war die Situation anhaltend kritisch. Der ÖAMTC appellierte an Reisende, auch bei Verkehrsbehinderungen auf Autobahnen zu bleiben. In den Kärntner Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg waren die kleineren Grenzübergänge zu Slowenien nach wie vor nicht passierbar, auch der Loiblpass (B91) blieb geschlossen.

In Slowenien waren zahlreiche Landesteile von katastrophalen Überschwemmungen betroffen, darunter auch Vororte der Hauptstadt Ljubljana. Besonders kritisch war die Lage in der Region Koroska in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Überschwemmungsgebieten Kärntens und der Steiermark – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.