In der Nacht auf Sonntag ging im Ortszentrum von St. Johann im Saggautal im Bezirk Leibnitz eine Mure ab. Der halbe Ort ist verlegt, Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Häuser wurden zum Teil verschüttet und verschoben – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
ORF-Reporterin Enzinger aus St. Johann im Saggautal
Im Süden Österreichs kommt es weiterhin zu Problemen aufgrund des Hochwassers. ORF-Reporterin Ulli Enzinger meldet sich aus St. Johann im Saggautal. In der Nacht auf Sonntag ist dort eine Mure abgegangen.
Evakuierungen in Kärnten
In Kärnten waren weiterhin fünf von zehn Bezirken von den Überschwemmungen betroffen. Während sich die Lage in den neuralgischen Orten St. Paul im Lavanttal und Viktring bei Klagenfurt stabilisierte, mussten in der Gemeinde Brückl (Bezirk St. Veit) 20 Haushalte mit rund 50 Personen wegen eines befürchteten Hangrutsches evakuiert werden. Ein Teil der Betroffenen verweigerte das aber. Auch in der Gemeinde Keutschach (Bezirk Klagenfurt-Land) mussten 20 Häuser evakuiert werden.
In Klagenfurt komme die Feuerwehr mit dem Auspumpen der Keller nicht nach, da ständig Wasser nachlaufe. Auch sei laut Stadtkommunikation das Kanalsystem am Rande der Aufnahmefähigkeit.
Pegel der Mur wieder angestiegen
Indes sank in den meisten betroffenen steirischen Gebieten der Pegel der Flüsse und Bäche. Jener der Mur stieg jedoch deutlich, wie eine Übersicht der Landesregierung Steiermark zeigte. Sowohl in Graz als auch in Mureck an der slowenischen Grenze wurden höhere Pegel gemessen. Das wurde vor allem im Nachbarland Slowenien mit großer Sorge gesehen. Dort war nämlich am Samstag bereits ein Damm gebrochen, mehrere Orte mit Hunderten Bewohnern mussten vorsorglich evakuiert werden.
Die großen Wassermengen richteten in der Steiermark enorme Schäden an. Überflutete Felder, gesperrte Straßen, Keller unter Wasser, Erdrutschungen und Evakuierungen – die Einsatzkräfte und viele Helferinnen und Helfer stehen im Dauereinsatz. Vorrangig betroffen waren zuletzt die Bezirke Südoststeiermark, Leibnitz und Deutschlandsberg – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Auch Gamlitz Katastrophenfall
Die Wetterlage beruhigte sich jedenfalls in den Katastrophengebieten – in der Steiermark war laut Kommunikation Steiermark eine weitere Gemeinde, das südsteirische Gamlitz, zum Katastrophenfall erklärt worden. Die abgeschwächten Regenfälle zogen in der Steiermark ins Oberland ab.
Der Katastrophenfall wurde für folgende Gemeinden festgestellt: Paldau, Bad Gleichenberg, Gnas, Straden, in der Stadtgemeinde Mureck (Ortsteil Gosdorf und Fluttendorf), Leibnitz, Heimschuh (Ortsteil Heimschuh), für Kitzeck im Ortsteil Fresing und St. Johann (Ortsteile St. Johann und Saggau).
Des Weiteren galt der Katastrophenfall für St. Veit in der Südsteiermark (Ortsteile Seibersdorf, Rabenhof und Neutersdorf), Wagna, Straß, Gamlitz, Eibiswald (Ortsteile Aibl, Großradl und Pitschgau), Wies (Ortsteile Wies und Wernersdorf) und St. Peter im Sulmtal.
Notschlafstellen eingerichtet
Für die akut von den Überschwemmungen betroffenen Personen wurden zwei Notschlafstellen in Leibnitz bzw. Gosdorf eingerichtet, mit 120 bzw. 100 Plätzen, so der Leiter der Landeswarnzentrale, Günter Hohenberger. In Leibnitz wurde eine Feldküche des Roten Kreuzes errichtet. In der Steiermark stand das Bundesheer seit Freitagabend mit rund 120 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Weiterhin Gefahr durch Hochwasser
Der Kampf gegen die Wassermassen in Südösterreich nimmt kein Ende. Nachdem der Regen am Samstag zwar nachgelassen hat, bereitet der Feuerwehr der stark gestiegene Grundwasserspiegel großes Kopfzerbrechen. Zudem werden an mehreren Orten Hangrutschungen befürchtet.
Niederschlagstief zieht weiter
Während die starken Regenfälle in Kärnten und der Steiermark auf hohem Niveau zumindest etwas nachlassen, zieht das Niederschlagstief weiter. Für die Alpennordseite wird mit ein paar Unterbrechungen noch bis Montagabend Regen erwartet. 30 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter sind prognostiziert, punktuell auch deutlich mehr, so die ORF-Wetterredaktion. Die größten Regenmengen wurden vom Bregenzerwald über das Salzkammergut bis ins Mostviertel und zum Mariazellerland erwartet.
Tausende Helfer im Einsatz
Eine Rekordzahl an Einsatzkräften stand am Samstag im Kampf gegen das Hochwasser, jeweils 2.500 Feuerwehrleute in Kärnten und der Steiermark – allein in Kärnten mussten die Einsatzkräfte 2.500-mal ausrücken – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Die beiden Landesregierungen bzw. die Bundesregierung sicherten rasche Hilfe zu. Auch Feuerwehren aus anderen Bundesländern, konkret Niederösterreich, halfen.
ORF-Sondersendungen zur Unwetterlage
Das ORF-Fernsehen sendet am Sonntag mehrere ZIB-Sonderausgaben. Um 13.00 Uhr zeigt ORF2 eine verlängerte ZIB. Weiter geht es mit Sondersendungen um 14.05 Uhr, 15.45 Uhr und 18.20 Uhr.
Trotz der extremen Belastung gab es auch grenzüberschreitende Hilfsaktionen. Im slowenischen Mezica half die Besatzung eines Notarzteinsatzfahrzeuges aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Rettungskräfte konnten ein 14 Tage altes Baby wohlbehalten gemeinsam mit seiner Mutter ins Klinikum Klagenfurt bringen.
Slowenische Orte von Kärnten aus versorgt
Darüber hinaus wurden weiterhin mehrere slowenische Orte, die nur von Kärnten aus erreichbar waren, von dort aus versorgt. Mache Schadereignisse wirkten sich auch grenzüberschreitend aus – so war die Lavamünder Straße (B80) an der Staatsgrenze in beiden Richtungen gesperrt, weil auf slowenischer Seite eine Brücke beschädigt wurde.
In der Nacht auf Sonntag konnten Kärntner Feuerwehrleute auch Kärntner Urlauberfamilien nach Hause bringen, die vom Hochwasser auf einem slowenischen Campingplatz überrascht worden waren – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Überschwemmungen im Burgenland und in Vorarlberg
Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt. In den Bezirken Jennersdorf, Güssing und Oberwart waren nach Angaben der Landessicherheitszentrale (LSZ) noch einige Einsätze im Gange, die etwa Pumparbeiten betrafen. Die Pegel würden fallen.
Es seien nur mehr geringe Mengen an Niederschlag zu erwarten, sagte ein LSZ-Sprecher. Das Bundesheer unterstützte mit rund 140 Soldaten aus der Kaserne Güssing die Einsatzkräfte. Sie halfen den örtlichen Feuerwehren in der Bezirksstadt und entlang der Strem bis in die Nachtstunden beim Errichten von Hochwassersperren und beim Befüllen der dafür notwendigen Sandsäcke.
Soldaten in Wals in Alarmbereitschaft
Im Salzburger Flachgau wurden unterdessen 120 Soldatinnen und Soldaten der Schwarzenbergkaserne in Wals in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Das Bundesheer steht für mögliche Unterstützungsleistungen auch in anderen Bundesländern bereit – mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Pegelstände in Oberösterreich steigen weiter
In Oberösterreich ließen die Niederschläge in der Nacht auf Sonntag zwar etwas nach, die Pegel von Donau, Salzach, Inn, Traun und Enns steigen aber weiter. Laut hydrografischem Dienst des Landes soll es in Oberösterreich aber nur zu lokalen Hochwasserereignissen kommen – mehr dazu in ooe.ORF.at.
Indes rückten in Vorarlberg Feuerwehren bis Samstagvormittag zu mehreren Einsätzen aus. Betroffen war vor allem der Bezirk Feldkirch. Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle sind keine Menschen verletzt worden – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
Enorme Schäden durch die Unwetter
Für viele Landwirte und Landwirtinnen in Kärnten und der Steiermark ist es nicht die erste Naturkatastrophe in diesem Jahr, die ihre Ernte bedroht. Frost, Dürre und Hagel haben heuer in der Landwirtschaft bereits einen Schaden angerichtet, der größer ist als im gesamten vergangenen Jahr.
Grenzübergänge unpassierbar
In Sachen Verkehr blieb die Situation laut ÖAMTC vor dem Karawankentunnel (A11) angespannt, es kam zu Wartezeiten. In Slowenien war die Situation anhaltend kritisch. Der ÖAMTC appellierte an Reisende, auch bei Verkehrsbehinderungen auf Autobahnen zu bleiben. In den Kärntner Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg waren die kleineren Grenzübergänge zu Slowenien nach wie vor nicht passierbar, auch der Loiblpass (B91) blieb geschlossen.
In Slowenien waren zahlreiche Landesteile von katastrophalen Überschwemmungen betroffen, darunter auch Vororte der Hauptstadt Ljubljana. Besonders kritisch war die Lage in der Region Koroska in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Überschwemmungsgebieten Kärntens und der Steiermark – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Extremwetter
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.