William Friedkin, 2011
AP/Joel Ryan
1935–2023

„Exorzist“-Regisseur William Friedkin ist tot

Der „Exorzist“-Regisseur William Friedkin ist tot. Friedkin sei am Montag im Alter von 87 Jahren in Los Angeles gestorben, berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf seine Ehefrau Sherry Lansing. Der Horrorfilm „Der Exorzist“ schockierte Kinobesucherinnen und -besucher weltweit. Kritikerinnen und Kritiker verpassten ihm das Prädikat „gruseligster Film aller Zeiten“.

Manche Kinogänger fielen in Ohnmacht, andere übergaben sich: So schauerlich waren die Szenen, in denen zwei Priester versuchen, der kleinen Regan, gespielt von Linda Blair, den Teufel aus dem Körper zu treiben. Friedkin war 1973 das Regietalent hinter dem Okkultschocker.

„Der Exorzist“ war bei der Oscar-Verleihung 1974 für zehn Trophäen nominiert, darunter für Regie und die Schauspielerinnen Linda Blair und Ellen Burstyn. Zum ersten Mal überhaupt hatte ein Horrorfilm auch Chancen in der Topsparte „Bester Film“. Am Ende holte „Der Exorzist“ die Oscars für das beste Drehbuch und den besten Ton.

Oscar für „The French Connection – Brennpunkt Brooklyn“

In Hollywood war Friedkin da bereits auf Erfolgskurs. Zwei Jahre zuvor, gerade 36 Jahre alt, triumphierte der Newcomer auf der Oscar-Bühne. Für den packenden Drogenthriller „The French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ nahm er 1972 den Regie-Oscar entgegen. Gene Hackman und Roy Scheider schickte er als brutale Rauschgiftfahnder durch die Straßen von New York. Mit einer spektakulären Verfolgungsjagd schrieb Friedkin Filmgeschichte. Insgesamt gab es fünf Oscars, darunter als bester Film und für Hauptdarsteller Hackman.

William Friedkin beim Cannes-Filmfestival, 2016
Reuters/Eric Gaillard
Grausige Filme, aber oft zu Späßen aufgelegt: Friedkin auf dem roten Teppich

Friedkin stieg in den 1970er Jahren schnell in die Riege der „New Hollywood“-Elite auf. Dieser gehörten Starregisseure wie Peter Bogdanovich, Roman Polanski, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese an. Er und Kollegen wie Coppola hätten sich damals über Kunst, nicht über den Profit an den Kinokassen unterhalten, sagte er 2015 im Interview des Kinoportals Deadline.com.

Flop mit „Atemlos vor Angst“

Doch mit seinem erklärten Lieblingsfilm „Atemlos vor Angst“ blitzte Friedkin wenige Jahre später ab. Unter schwierigen Bedingungen hatte er den Abenteuerthriller mit Roy Scheider im Dschungel gedreht. Vier Männer unternehmen dort mit alten Trucks und einer Ladung Sprengstoff eine Höllenfahrt. Nach zahlreichen Pannen und Verzögerungen kam der Film 1977 in die Kinos, einen Monat nach der Premiere von „Star Wars“. Gegen das Spektakel von George Lucas hatte Friedkin keine Chance, „Atemlos vor Angst“ war an den Kinokassen ein Flop.

Er drehte dennoch weitere Thriller: „Cruising“ (1980) um eine Mordserie unter Homosexuellen in New York, den Erotikthriller „Jade“ (1995) sowie den Mordkrimi „Die Stunde des Jägers“ (2002). An seine frühen Erfolge konnte er damit nicht mehr anknüpfen, doch die Bewunderung von Kolleginnen und Kollegen sowie Fans blieb. Für die Doku „Friedkin Uncut“ (2018) konnte der italienische Regisseur Francesco Zippel namhafte Weggefährten finden, die Friedkins Arbeit priesen, darunter Ford Coppola, Quentin Tarantino, Willem Dafoe und Matthew McConaughey.

„Proben sind für Weichlinge“

„Pulp Fiction“-Regisseur Tarantino war gerade zehn Jahre alt, als „Der Exorzist“ die Kinowelt durchrüttelte. Der Oscar-Preisträger ist ein erklärter Fan des Gruselfilms. „So etwas hatte keiner je zuvor gesehen“, schwärmt er in der Dokumentation. „Das hat alle umgehauen.“ Friedkin gab sich gerne als kompromissloser Filmemacher aus, der Extreme liebte und Höhen und Tiefen im Filmgeschäft überlebte. Er drehe jede Szene nur einmal, trumpfte er in einem Interview in der Doku „Friedkin Uncut“ auf: „Proben sind für Weichlinge.“

William Friedkin bei Walk of Fame Zeremonie,  1997
APA/AFP/Chris Delmas
Mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“ in Los Angeles wurde Friedkin 1997 geehrt

Der 1935 in Chicago geborene Arbeitersohn arbeitete sich vom Boten bei einem Fernsehsender zum Regisseur von TV-Liveshows hoch. Filmemacher wollte er werden, nachdem er als junger Mann den Orson-Welles-Klassiker „Citizen Kane“ gesehen hatte. Bereits sein erster Dokumentarfilm über einen zum Tode verurteilten Mann gewann 1962 einen Festivalpreis. Mit dem Musikfilm „Good Times“ über das Popduo Sonny und Cher gab er 1967 sein Hollywood-Debüt.

In den 1970er Jahren war er zwei Jahre mit der französischen Schauspielerin Jeanne Moreau verheiratet. Nach Ehen mit TV-Star Lesley-Anne Down und der Moderatorin Kelly Lange gab er 1991 der Produzentin Sherry Lansing das Jawort. Mit der mächtigen Ex-Chefin des Hollywoodstudios Paramount blieb er bis zu seinem Tod verheiratet.